Der Rücktritt Theresa Mays ist aus Sicht des Börsenanalysten weder eine gute noch eine schlechte Nachricht. "Es ist nur eine neue Seite in diesem endlosen, langen Buch Brexit-Chaos", stellt Brzeski fest. Da die Verhältnisse im Parlament gleich blieben, ändere sich wohl nichts.
Übernehme der Brexit-Hardliner Boris Johnson steigt höchstens das Risiko, dass es zu einem harten Brexit kommt. "Boris Johnson wird sich deutlich hinstellen, wird sagen: 'Ich möchte nochmal neu verhandeln mit Europa'. Die EU wird nicht neu verhandeln. Und dadurch ist denke ich eher die Wahrscheinlichkeit, dass es auf einen Crash zuläuft mit Boris Johnson deutlich höher als Frau May."
Das Politische ist wichtiger geworden für die Finanzmärkte
Johnson lebe in seiner eigenen Welt - erst habe er Kampagne für den Brexit gemacht, dann habe man ihn ewig nicht gehört. Vielleicht, meint Brzeski, bringt er nochmal neuen Wind in die Sache, "um eventuell mal eine Mehrheit im britischen Unterhaus zu bekommen für den aktuellen Brexit-Deal. Aber dass er es schaffen wird, irgendetwas neu zu verhandeln, halte ich fast für ausgeschlossen."
Insgesamt ist das Politische wichtiger für die Finanzmärkte geworden. "Die Finanzmärkte schauen dieses Mal ganz genau auf die Eurpawahl, da gibt es ein paar Punkte, die sich die Finanzmärkte anschauen. Also erstens: Wie sind die Verhältnisse zwischen Sozialdemokraten und Konservativen? Das heißt: Welcher Spitzenkandidat wird Präsident der Europäischen Kommission? Denn das kann Folgen haben, wer wird letztlich Präsident der Europäischen Zentralbank - extrem wichtig für die Finanzmärkte."
Diese würden aber auch darauf schauen, wie viel Prozent die EU-skeptischen Parteien bekämen und was das für nationale Verhältnisse bedeute. Von Europa fordert Brzeski in Zukunft, dass dir großen Errungenschaften besser vermittelt werden. "Natürlich merkt man, dass es immer schwieriger geworden ist, die größten Errungenschaften - nämlich Frieden, ein Europa ohne Grenzen - das den Leuten immer noch weiszumachen."