Archiv

Hamburger Sportsenator Grote
"Sport ist kein Randthema, sondern essentiell für die Gesellschaft"

Sport hat in der Vergangenheit in politischen Entscheidungen häufig nur eine Nebenrolle gespielt. Dabei sei Sport "essentiell für das Funktionieren unserer Gesellschaft", sagte Hamburgs Sportsenator Andy Grote im Dlf. Die Sportministerkonferenz will deshalb ihren politischen Einfluss ausbauen.

Andy Grote im Gespräch mit Maximilian Rieger | 09.04.2022
Andy Grote vor einer Hamburger Kulisse.
Der Hamburger Sportsenator Andy Grote fordert eine Neuausrichtung der Sportpolitik ( Behörde für Inneres und Sport Hamburg)
In Hamburg haben sich die Sportministerinnen und Sportminister der Länder mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser und DOSB-Präsident Thomas Weikert sowie DFB-Präsident Bernd Neuendorf zur einer außerordentlichen Sporministerkonferenz getroffen. "Wir brauchen einen Neustart im Sport", fasst Faeser die Ergebnisse der Konferenz zusammen. Konkret heiße das, die Zusammenarbeit zu verbessern.
"Man glaubt schon, dass der Sport gerade auf Bundesebene nicht immer den Stellenwert auf der politischen Agenda hatte, der eigentlich angemessen gewesen wäre", sagt Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote im Deutschlandfunk. "Das haben wir ja auch bisschen in der Corona-Pandemie gemerkt. Wenn man sich so die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz ansieht, kommt der Sport häufig nicht vor - und wenn, dann eher als Risiko."

Eigens Sportressort keine Lösung

Grund dafür sei laut Grote, dass der Sport bei den für Sport zuständigen Ministerinnen und Ministern "einfach nicht so im Bewusstsein war." Das solle sich nun ändern. "Ich glaube, dass manche sich schon noch daran gewöhnen müssen, dass Sport kein Randthema ist, sondern dass Sport einfach essentiell ist für das Funktionieren unserer Gesellschaft." Deshalb sei ein eigenes Sportressort auch nicht die Lösung. Auch bei Themen wie Schule, Bildung, Städtebau oder Infrastrukur spiele der Sport eine Rolle und müsse "überall berücksichtigt werden."
Nancy Faeser (SPD), Bundesministerin für Inneres und Heimat, steht an einem Rednerpult
Nancy Faeser (SPD), Bundesministerin für Inneres und Heimat, steht an einem Rednerpult
Bund und Länder wollen einen "Neustart im Sport"
In einer außerordentlichen Sportministerkonferenz haben sich die Ressortchefinnen und -chefs der Länder gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser darauf geeinigt, zukünftig aktiver die Sportpolitik im Land mitgestalten zu wollen.
Deshalb habe sich die Sportministerkonferenz "jetzt wirklich ein bisschen anders aufgestellt", um politisch mehr Einfluss zu haben. Das wurde nach der Konferenz in der "Hamburger Erklärung" festgehalten. "Wir wollen uns häufiger treffen. Der unmittelbare Austausch zwischen den Ministerinnen und Ministern soll im Fokus stehen. Die Bundesministerin hat zugesagt, regelmäßig teilzunehmen. Man muss wissen, dass in den letzten fast bis zu zehn Jahren, überhaupt kein Sportminister teilgenommen hat, weil man das nicht für wichtig gehalten hat."
Dies alles soll sich durch die Sitzung in Hamburg nun ändern, die Grundlagen seien geschaffen. Zudem habe die Konferenz auch konkrete Entscheidungen getroffen, zum Beispiel, wie der Sport nach der Corona-Zeit gefördert werden könnte.

Bessere Bedingungen für Ehrenamtlichkeit

Unter anderem sollen die Bedingungen für Ehrenamtlichkeit im Sport verbessert werden, etwa durch Bonus-Systeme. "Wenn es die Ehrenamtlichkeit nicht gebe, würde der ganze Sportbetrieb zusammenbrechen." Dazu solle die Ausbildung von Trainerinnen und Trainern oder Übungsleitenden finanziell unterstützt werden.
Von den Sportverbänden erwarte Grote eine "partnerschaftliche Zusammenarbeit und dass man die Dinge gemeinsam entwickelt und sich gemeinsam auf Projekte und Ziele verständigt". Die Politik dürfe nicht nur Geldgeber sein. Zwar liege in vielen Dingen die entscheidende Kompetenz beim Sport. "Aber wichtige Programme oder Einzelprojekte müssen schon miteinander besprochen werden. Gerade wenn es um die gesellschaftliche Verantwortung des Sports geht."
Solche Themen seien etwa der Schutz der Sporttreibenden vor "jeglicher Form von Gewalt, insbesondere sexualisierter Gewalt. Und natürlich haben wir auch ein bisschen die Erwartung, dass der Sport da, wo es wichtig ist, gesellschaftlich auch Haltung zeigt. So wie es jetzt zum Beispiel passiert im Hinblick auf das Thema Ukraine."

Unterstützung für Bewerbungen für Sportgroßereignisse

Ein Punkt in der Hamburger Erklärung ist auch die Unterstützung von Bewerbungen für Sportgroßereignissen - auch eine mögliche Olympiabewerbung. "Das ist eine Frage, um die man sich gar nicht drücken muss, die aber auch nicht alles andere überlagert. Natürlich gehört zum Sport auch der Spitzensport und dass wir große internationale Veranstaltungen auch in Deutschland austragen wollen", sagt Grote.
"Gerade wenn man sagt, warum muss das eigentlich in Katar oder Peking oder in anderen Städten sein, wo man, die Rahmenbedingungen hätte man sich anders vorgestellt. Da muss man eben auch bereit sein, es im eigenen Land zu machen."