Eine Gedächtnishalle ist der Mittelpunkt des Bukarester Holocaustmahnmals. Einige Meter ist sie ins Erdreich eingelassen, als Ausdruck dafür, dass der Besucher in die Vergangenheit hinabsteigt. Es ist eine graue Halle - äußerlich aus Beton, im Inneren aus poliertem Granit. Durch ein perforiertes Dach dringt natürliches Licht von außen ein. Sie wirft eine Schraffur, die mit der Zeit auf dem kalten Gestein wandert. Eine Metapher für Vergänglichkeit. Der rumäniendeutsche Bildhauer Peter Jacobi hat die Gedächtnishalle entworfen:
"Gleichzeitig wird die Stille gezeigt, die Stille des Todes durch den sakralen Ausdruck dieses Raumes. Um es ganz klar zu sagen, die Idee des Grabes, des Massengrabes, soll suggeriert werden. Aber da kommt sicherlich nicht jeder drauf."
Um die Gedächtnishalle hat Jacobi weitere Plastiken positioniert, wo er mit Metaphern und Symbolen spielt. Seine abstrakte Kunst ist eine Neuheit für Bukarest. Denn in der rumänischen Hauptstadt hat die Regierung in den vergangenen Jahren vor allem fantasielose Statuen finanziert von Revolutionskämpfern oder Gelehrten, die vor mehr als einem Jahrhundert gelebt haben. Die poetische Bildhauerkunst von Jacobi hat den jüdisch-rumänischen Historiker Andrei Oisteanu überzeugt. Er saß in der Auswahlkommission für das Mahnmal, die sich auch von den Holocaustgedenkstätten in Jerusalem und Washington beraten ließ:
"Die Leute sind mehr von feinsinnigeren Symbolen angezogen, als durch klassische Elemente, die abgenutzt sind. Denn wenn man immer nur einen Haufen Skelette zeigt, Brillen oder Goldzähne, wie in Auschwitz, sind das Bilder, wie ein Déjà-vu, die niemanden mehr beeindrucken."
Nun hat Bukarest zwar ein ausdruckstarkes Mahnmal, doch fehlt erst einmal etwas ganz anderes. Viele Rumänen wollen sich bislang nicht eingestehen, dass es einen Holocaust gegeben hat. Im Zweiten Weltkrieg weigerte sich die rumänische Militärdiktatur unter Ion Antonescu, die rumänischen Juden an die deutschen Kriegsverbündeten auszuliefern, in die KZs von Auschwitz und Belzec. Stattdessen ordnete Antonescu einen eigenen Holocaust an. Die rumänische Armee deportierte Hunderttausende Juden und Roma östlich vom heutigen Rumänien. In den Ghettos und Arbeitslagern wurden sie willkürlich erschossen, viele ließ man grausam verhungern.
Über 60 Jahre lang war der systematische Genozid totgeschwiegen worden. 2004 legte eine internationale Historikerkommission eine umfassende Beweissammlung vor. Seither wird im Geschichtsunterricht überhaupt erst das Holocaustthema behandelt. Das kollektive Gedächtnis aber hat an dieser Stelle immer noch sehr lückenhaft. Für den rumänischen Historiker Andrei Pippidi, der an der Expertenkommission beteiligt war, ist noch etwas ganz anderes erschreckend:
"Bis auf die Holocaustüberlebenden kennt der Rest des rumänischen Volkes die Fakten nicht und ich würde sogar sagen, dem Volk gefällt es auch nicht, diese Informationen zu hören."
Am Holocaustmahnmal in der Innenstadt von Bukarest ist ein Schuldbekenntnis des rumänischen Staates eingraviert. Die Zahl der Opfer ist notiert, die Deportationsorte. Leugnen lässt sich der Holocaust damit nicht mehr. Doch die kurzen nüchternen Fakten werden wohl kaum Scham und Trauer auslösen. Was dem Mahnmal fehlt, ist ein Dokumentationszentrum mit den Geschichten der Opfer. Das Berliner Mahnmal hat das beispielsweise. Die beiden Gedenkstätten unterscheiden sich wesentlich, meint der jüdisch-rumänische Historiker Andrei Oisteanu:
"Wir sind irgendwo erst am Anfang, die Geschichte zu akzeptieren. Deutschland hat das unmittelbar nach dem Krieg in den 50er-, 60er-Jahren gemacht. Ein Mahnmal im heutigen Berlin beginnt einen Prozess abzuschließen, ein Mahnmal im heutigen Bukarest, beginnt einen Prozess anzustoßen."
"Gleichzeitig wird die Stille gezeigt, die Stille des Todes durch den sakralen Ausdruck dieses Raumes. Um es ganz klar zu sagen, die Idee des Grabes, des Massengrabes, soll suggeriert werden. Aber da kommt sicherlich nicht jeder drauf."
Um die Gedächtnishalle hat Jacobi weitere Plastiken positioniert, wo er mit Metaphern und Symbolen spielt. Seine abstrakte Kunst ist eine Neuheit für Bukarest. Denn in der rumänischen Hauptstadt hat die Regierung in den vergangenen Jahren vor allem fantasielose Statuen finanziert von Revolutionskämpfern oder Gelehrten, die vor mehr als einem Jahrhundert gelebt haben. Die poetische Bildhauerkunst von Jacobi hat den jüdisch-rumänischen Historiker Andrei Oisteanu überzeugt. Er saß in der Auswahlkommission für das Mahnmal, die sich auch von den Holocaustgedenkstätten in Jerusalem und Washington beraten ließ:
"Die Leute sind mehr von feinsinnigeren Symbolen angezogen, als durch klassische Elemente, die abgenutzt sind. Denn wenn man immer nur einen Haufen Skelette zeigt, Brillen oder Goldzähne, wie in Auschwitz, sind das Bilder, wie ein Déjà-vu, die niemanden mehr beeindrucken."
Nun hat Bukarest zwar ein ausdruckstarkes Mahnmal, doch fehlt erst einmal etwas ganz anderes. Viele Rumänen wollen sich bislang nicht eingestehen, dass es einen Holocaust gegeben hat. Im Zweiten Weltkrieg weigerte sich die rumänische Militärdiktatur unter Ion Antonescu, die rumänischen Juden an die deutschen Kriegsverbündeten auszuliefern, in die KZs von Auschwitz und Belzec. Stattdessen ordnete Antonescu einen eigenen Holocaust an. Die rumänische Armee deportierte Hunderttausende Juden und Roma östlich vom heutigen Rumänien. In den Ghettos und Arbeitslagern wurden sie willkürlich erschossen, viele ließ man grausam verhungern.
Über 60 Jahre lang war der systematische Genozid totgeschwiegen worden. 2004 legte eine internationale Historikerkommission eine umfassende Beweissammlung vor. Seither wird im Geschichtsunterricht überhaupt erst das Holocaustthema behandelt. Das kollektive Gedächtnis aber hat an dieser Stelle immer noch sehr lückenhaft. Für den rumänischen Historiker Andrei Pippidi, der an der Expertenkommission beteiligt war, ist noch etwas ganz anderes erschreckend:
"Bis auf die Holocaustüberlebenden kennt der Rest des rumänischen Volkes die Fakten nicht und ich würde sogar sagen, dem Volk gefällt es auch nicht, diese Informationen zu hören."
Am Holocaustmahnmal in der Innenstadt von Bukarest ist ein Schuldbekenntnis des rumänischen Staates eingraviert. Die Zahl der Opfer ist notiert, die Deportationsorte. Leugnen lässt sich der Holocaust damit nicht mehr. Doch die kurzen nüchternen Fakten werden wohl kaum Scham und Trauer auslösen. Was dem Mahnmal fehlt, ist ein Dokumentationszentrum mit den Geschichten der Opfer. Das Berliner Mahnmal hat das beispielsweise. Die beiden Gedenkstätten unterscheiden sich wesentlich, meint der jüdisch-rumänische Historiker Andrei Oisteanu:
"Wir sind irgendwo erst am Anfang, die Geschichte zu akzeptieren. Deutschland hat das unmittelbar nach dem Krieg in den 50er-, 60er-Jahren gemacht. Ein Mahnmal im heutigen Berlin beginnt einen Prozess abzuschließen, ein Mahnmal im heutigen Bukarest, beginnt einen Prozess anzustoßen."