Angriff auf jüdischen Studenten
Angeklagter bestreitet antisemitisches Motiv

Gut ein Jahr nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten in Berlin hat unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen der Prozess begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten gefährliche Körperverletzung vor und geht davon aus, dass die Gewalttat antisemitisch motiviert war. Der 24-Jährige bestritt den Vorwurf.

    Polizisten sichern einen stillen Protest einer Initiative für die Sicherheit jüdischer Studierender an der Freien Universität Berlin.
    Nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten in Berlin hat heute der Prozess gegen Kommilitonen des Opfers. (picture alliance/dpa/Christoph Soeder)
    Die Tat habe ihn und seine Familie schwer belastet, sagte der Angeklagte zum Prozessauftakt. Er habe seitdem ein Anti-Gewalt-Training absolviert und befinde sich in therapeutischer Behandlung.
    Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten gefährliche Körperverletzung vor und geht davon aus, dass die Gewalttat antisemitisch motiviert war. Demnach war das politische Engagement des Opfers im Zusammenhang mit dem Terrorangriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel ausschlaggebend für den Angriff. Der Student erlitt bei der Attacke eine Mittelgesichtsfraktur und eine Hirnblutung.
    Der Betroffene tritt in dem Verfahren als Nebenkläger auf. Für den Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten sind bislang zwei Tage eingeplant. Das Strafmaß für gefährliche Körperverletzung beträgt sechs Monate bis zehn Jahre. In minder schweren Fälle kann das Gericht eine Strafe von drei Monaten bis hin zu fünf Jahren verhängen.

    Forderungen nach mehr Solidarität

    Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Klein, kündigte an, das Verfahren zu verfolgen. Er betonte, eine wachsende Zahl von Menschen halte es, Zitat, "auf fatale Weise für legitim", den hier lebenden Jüdinnen und Juden Verantwortung für die Gewalt im Nahen Osten zuzuschieben.
    Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Berlin, Salzborn, sprach sich für mehr Solidarität mit Jüdinnen und Jüden aus. Die Menschen in Berlin stünden zum Glück immer wieder gegen Rechtsextremismus auf, sagte Salzborn dem RBB. "Aber wenn es um Antisemitismus geht, sind unsere Berlinerinnen und Berliner mir manchmal noch etwas zu leise."
    Diese Nachricht wurde am 08.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.