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Angekündigter Chef-Rücktritt
"Es wird nicht leichter für die BBC"

Nach dem angekündigten Rücktritt von Generaldirektor Tony Hall brauche die BBC eine starke Führung, sagte die Medienwissenschaftlerin Annika Sehl im Dlf. Auch in Großbritannien sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk Ziel populistischer Angriffe. Entscheidend sei deshalb Rückhalt in Politik und Bevölkerung.

Annika Sehl im Gespräch mit Bettina Köster |
Tony Hall vor einem BBC-Schriftzug
Tony Hall, seit 2013 Generaldirektor der BBC, will im Sommer 2020 das Amt abgeben (imago / Pool)
BBC-Generaldirektor Tony Hall will im kommenden Sommer von seinem Chefposten bei dem britischen Sender zurücktreten. Die Ankündigung erfolge in einer Zeit, in der sich die BBC in "nicht ganz leichtem Fahrwasser befinde", sagte Annika Sehl, die zwischen 2015 und 2018 am "Reuters Institute for the Study of Journalism" an der Universität Oxford geforscht hat.
Zum einen gebe es aktuell Kritik aus beiden politischen Lagern an zu einseitiger Berichterstattung, zum anderen habe Premierminister Boris Johnson eine Diskussion über die Finanzierungsgrundlage der Sendeanstalt angestoßen.
Tony Hall hat den Schritt damit begründet, das "Interesse der Organisation müsse an erster Stelle stehen". Im Frühjahr 2022 stehe die nächste turnusmäßige Überprüfung des öffentlich-rechtlichen Senders an, im Jahr 2027 dann die Erneuerung seiner Charta. Beides solle von derselben Hand geführt werden, sagte der 68-Jährige in einem Schreiben an seine Mitarbeiter.
Hall habe "Großes für die BBC geleistet", so die Einschätzung von Sehl. Seine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt könne auf eine geplante Übergabe hindeuten.
"Bevölkerung muss erkennen, wofür sie den Beitrag zahlt"
"Was man sagen kann: Es wird nicht leichter für die BBC", betont die Medienwissenschaftlerin, seit 2018 Professorin für Digitalen Journalismus an der Universität der Bundeswehr in München. Auch in Großbritannien wüerde der öffentlich-rechtliche Rundfunk "gerade von populistischen Parteien angegriffen dafür, dass sie das leisten, was von ihnen gefordert wird".
Deshalb brauche es eine Führung, die dafür sorge, "dass die Relevanz der Öffentlich-Rechtlichen in der Gesellschaft erkannt bleibt, dass sie erkennen, wofür sie den Beitrag zahlen". Das sei "nicht ganz banal, aber sie leistet auch viel für die Bevölkerung".
Populisten wollten das aktuelle Modell der Finanzierung mit einer durch den Staat ersetzen. Doch das bringe die Gefahr mit sich, "dass Medien am Tropf des Staates hängen und beeinflussbar sind", warnt Sehl.