Im Wahlkampf ringen insbesondere die Spitzenkandidaten der großen Parteien um Aufmerksamkeit. Das gilt auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel, die derzeit so viele Interviews gibt, wie selten.
"Man ist nicht unterversorgt mit Aussagen der Kanzlerin", sagte Mariam Lau, die Hauptstadtkorrespondentin der Wochenzeitung "Die Zeit" im Deutschlandfunk. Kritisch sieht sie vor allem, dass manche Interviews ein Problem des Journalismus aufdecken: "Wenn wir Interviews machen, in denen wir versuchen so viele Ticker-Meldungen wie möglich zu produzieren – also nachrichtenwertes Material der Kanzlerin zu entlocken und aus diesem Grund ein Thema nach dem anderen mit ihr durchhecheln, dann muss man sich nicht wundern, wenn sterile Gespräche dabei herauskommen."
Gelegentliche Überraschungen
Allerdings sei "nicht alles verschenkte Liebesmüh‘", so Mariam Lau. Einen Erkenntnisgewinn gebe es insbesondere in Interviews, in denen zu einem bestimmten Thema hart nachgefragt werde.
Gelegentlich ergebe sich auch Überraschendes. Als ein Beispiel nannte Lau das Interview bei einer Podiumsveranstaltung der Zeitschrift "Brigitte". Darin hatte sich Merkel zur Ehe für alle geäußert. In der Folge war diese im Bundestag beschlossen worden.
Schwieriger sei es bei Pressekonferenzen, in denen viele Themen nur kurz und oberflächlich aufgegriffen werden können.