Merkel sagte im Gespräch mit Bürgern in Nürnberg, die große Zahl sei für eine Nation wie Deutschland zu bewältigen. "Ja, es sind sehr, sehr viele. Aber wir sind 80 Millionen. Wir können und werden diese Integration schaffen", sagte sie. Die Regierungschefin warnte vor einer Spaltung der Gesellschaft: "Wir müssen alles daran setzen, die Mitte, die Deutschland so stark macht und die auch tolerant ist, möglichst breit zu erhalten." In der Vergangenheit sei dies immer gelungen, indem man möglichst viele Menschen in die Diskussion einbindet, sagte sie.
Begegnungen gegen Vorurteile
Merkel räumte ein, dass viele Probleme anzugehen seien. "Was mir im Augenblick am meisten Sorgen macht, ist, dass es sehr viel Unbekanntes gibt", sagte sie. Diejenigen, die nach Deutschland kommen, "kennen uns nicht". Andersherum würden die Deutschen die Flüchtlinge nicht kennen. Deshalb plädiere sie für möglichst viel Begegnung, beispielweise in Praktika, sagte Merkel.
Die Kanzlerin sagte, es sei wichtig, über die Sorgen im Zusammenhang mit der Zahl von Flüchtlingen zu sprechen: "Das muss auf den Tisch gepackt werden." Sie räumte ein, im Moment laufe die Aufnahme nicht so geordnet ab, wie die Bundesregierung es eigentlich wolle. Dabei verwies sie auf die noch nicht erreichte Verteilquote in Europa und die Hoffnung auf eine bessere Zusammenarbeit mit der Türkei.
Merkel warnt vor Dramatisierung
Merkel warnte aber auch vor einer Dramatisierung in der Flüchtlingsdebatte. Im Moment würde man manchmal den Eindruck gewinnen, es kämen so viele Flüchtlinge wie Einwohner in Deutschland leben. Das sei noch lange nicht der Fall. Die Bundesregierung rechnet nach wie vor mit bis zu 800.000 Flüchtlingen in diesem Jahr.
(nch/tzi)