Marina Schweizer: Sie haben selbst gesagt: Ein Traum, oder viele Träume sind wahr geworden in den vergangenen Wochen. Da stellt sich natürlich die Frage, was für Sie jetzt eigentlich noch kommen kann. Sie haben sich Ihr ganzes Leben lang Ziele gesetzt.
Angelique Kerber: …und alle Ziele sind bisher in Erfüllung gekommen. Ich habe meine Grand Slams gewonnen, ich habe jetzt die Nummer eins erreicht, aber es gibt natürlich noch einige Ziele, die ich auch nächstes Jahr erreichen möchte. Es gibt ja noch zwei andere Grand Slams, die ich noch nicht gewonnen habe, und ich möchte so lange wie möglich dort oben auf der Nummer eins bleiben. Also das wird auf jeden Fall eine Challenge, die ich gerne annehme, und die Herausforderung wird nicht einfach, aber ich freu mich auf jeden Fall auf alles, was jetzt noch kommt.
"Ich habe immer an mich geglaubt"
Schweizer: Es wurde viel über das Mentale gesprochen. Es ist ja auch eine mentale Sache, diese Geschichte mit den Zielen. Würden Sie sagen, dass die mentale Stärke, so wie Sie sich zum Beispiel im zweiten Satz bei den US Open präsentiert haben, dass das mittlerweile das ist, was ihr bester Punkt ist?
Kerber: Auf jeden Fall, also mental bin ich viel stärker geworden als noch vor einigen Monaten, und das war auch der Schlüssel in dem Finale jetzt in New York. Also, ich habe immer an mich geglaubt. Ich kämpfe bis zum Schluss, und ich weiß, dass ich auf meine Stärken vertrauen kann. Und das ist das, dass ich auch viel positiver jetzt bin und nicht mehr so viele negative Emotionen auf dem Platz zeige, was mir auch jetzt geholfen hat, so ein unglaubliches Jahr hinzulegen.
"Ich weiß, dass ich noch auf jeden Fall an meiner Leistung arbeiten kann"
Schweizer: Jetzt wird in der Presse immer wieder geschrieben: Sie hat die beste Kombination aus allem, aber nicht so den einen Schlag, den vielleicht Steffi Graf hatte, der so besonders ist. Nervt Sie das? Und was antworten Sie darauf?
Kerber: Es nervt mich nicht, aber ich bin froh, dass ich so bin, wie ich bin. Weil mit dieser Stärke und mit diesem Talent und mit dieser Leistung bin ich an die Weltspitze gekommen. Und ich weiß, dass ich noch auf jeden Fall an meiner Leistung arbeiten kann. Es wäre schlimm, wenn nicht. Deshalb ist es für mich eigentlich gar nicht so die Frage, dass ich irgendeinen unglaublichen Schlag haben muss, sondern ich kann alles ganz gut.
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