In Indien ist die Corona-Lage derzeit verheerend: Allein am Samstag (24.04.21) hat das Land mehr als 340 000 Neuinfektionen und 2624 Todesfälle gemeldet. Die Zahlen sind zwar auch im Kontext der Bevölkerungszahl (knap 1,4 Milliarden) zu sehen - allerdings ist die Lage des Gesundheitssystems dramatisch. Die Regierung bemüht sich, die völlig überlasteten Krankenhäuser mit zusätzlichem Sauerstoff zur künstlichen Beatmung von Covid-19-Patienten zu versorgen. Für den zuletzt massiven Anstieg der Infektionszahlen werden B.1.617, die doppelte Mutation des Coronavirus, sowie religiöse, politische und sportliche Massenveranstaltungen verantwortlich gemacht. In der Hoffnung, in der Corona-Krise sei das Schlimmste vorbei, hatten die indischen Behörden Anfang des Jahres die meisten Auflagen gelockert und Veranstaltungen von riesigen Hochzeitsfeiern über Cricketspiele bis zu religiösen Zeremonien wieder erlaubt.
"Die Lage in den Krankenhäusern ist desolat", berichtet die Korrespondentin Antje Stiebitz im DLF-Gespräch aus Delhi: "Es fehlt an Betten, es fehlt an Sauerstoff." Zudem sei es in Indien üblich, dass Angehörige die Pflege in Krankenhäusern übernehmen – was bei Covid-Patienten natürlich nicht möglich sei und deshalb für noch mehr Probleme sorge.
Stop-and-go beim Sport
Dabei sah es zuletzt auch beim Sport in Indien wieder besser aus: Seit November haben die Athletinnen und Athleten wieder regelmäßig trainiert und an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilgenommen, so Stiebitz. So seien beispielsweise beim Cricket sogenannte Bio-Bubbles gebildet worden: "Das bedeutet, dass die Spieler erst 14 Tage in Quarantäne gesteckt wurden, um dann vier Wochen völlig abgeschirmt zu spielen." Das sei aber aufwendig und teuer und könne sich deshalb nicht jede Sportart leisten. Völlig reibungslos lief es auch beim Cricket nicht: "In der letzten Zeit war es immer ein Stop-and-go." Es sei gespielt und trainiert worden, bei positiven Tests hätten die Spieler aber auch immer wieder in Quarantäne gehen müssen.
Für das Sporttreiben gebe es in Indien klare Hygiene-Regeln. Dazu gehören Sicherheitsabstand, Mund-Nase-Schutz, Desinfizieren, regelmäßiges Testen und auch die Nicht-Teilnahme oder das Aufschieben von bestimmten Veranstaltungen oder Wettkämpfen, so Stiebitz: "Allerdings wurden diese Maßnahmen dann eben auch - nachdem die Zahlen gesunken sind – laxer gehandhabt." Zwei Sportjournalisten hätten ihr diesen Eindruck bestätigt. Beispielsweise seien bei einem nationalen Ringer-Wettbewerb Ende Januar nicht wie vorgesehen Masken getragen worden.
Impfungen vor Olympia wohl möglich
Im Moment werden in Indien Menschen ab 45 Jahre geimpft. Diese Altersgrenze werde aber zum 1. Mai auf 18 gesenkt. Für die Olympia-Sportlerinnen und Sportler bedeute das, dass viele von ihnen vor den Spielen geimpft werden können, berichtet die Korrespondentin.
(mit Material von AFP)