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Angespannte Stimmung an den Rohstoffbörsen

Weltweit kämpfen die Bauern mit hohen Temperaturen und Trockenheit. Die Farmer in den USA befürchten enorme Ernteausfälle – und der Preis für Mais und Soja steigt. Grund dafür sind auch die Spekulationen an den Rohstoffbörsen, die in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen haben.

Von Miriam Braun |
    Bob Mertz steht vor großen braun-grünen Maisstauden und zeigt einen Kolben aus der Nähe. Die Pflanze sieht klein und verkümmert aus.

    "Sehen Sie wie hart der Maiskolben ist?"

    fragt Bob Mertz. Der 58-Jährige ist Getreidefarmer in der Nähe von Manhattan, einem kleinen Ort im US-Bundesstaat Kansas. Ein Viertel des Maiskolbens sei eventuell essbar, er werde weiter austrocknen und so hart bleiben. Und so wie dieser eine Kolben werde die gesamte Ernte auf seinen unbewässerten Feldern nur etwa 25 bis 30 Prozent eines normalen Jahres bringen. Die Dürre hat den Corn-Belt der USA fest im Griff. Ein Viertel des Landes ist von extremer Hitze und Trockenheit erfasst. Die Bauern im Land rechnen mit Ernteausfällen von mehr als 20 Prozent.

    Auch an den Rohstoffbörsen ist die Stimmung angespannt. Seit Ende Mai ist der Preis für Mais beispielweise um fast 50 Prozent gestiegen – in der Bevölkerung wächst die Angst vor einer Lebensmittelkrise. George Gero ist Vizepräsident der kanadischen Investmentbank RBC Capital in New York und arbeitet seit Jahrzehnten im Rohstoffhandel:

    "Dieses Mal ist es anders. So schlimm war es seit etwa 50 Jahren nicht mehr. Auch weil es sich um eine weltweite Dürre handelt – Erntemengen können nicht ausgeglichen werden. Die Situation ist grässlich – aufgrund des Wetters – aber es ist keine Krise. "

    Gegen extremes Wetter sicherten sich Farmer noch vor wenigen Jahrzehnten ab, indem sie ihre zukünftige Ernte schon vor der Einfuhr an externe Speicher-Betreiber verkauften. Die wiederum minimierten ihr Preisrisiko an der ältesten Terminbörse für Rohstoffe in Chicago. Wurde dort kein Käufer für die zukünftige Ernte gefunden, sprangen Spekulanten ein und versuchten den Kontrakt später mit Gewinn zu verkaufen.

    Heute sind das auch die ganz großen Spieler, wie Investmentsfonds, Hedgefonds, Pensionsfonds oder auch Rentenkassen. Und der Handel läuft weltweit – und beeinflusst so auch die Preise für Getreide in Entwicklungsländern, in denen Nachfrager ohnehin kapitalschwach sind. Wenn Banken wie die Commerzbank oder die Deutsche Bank sich aus einzelnen Rohstoffgeschäften zurückziehen, bleibt immer noch genug Kapital im Handel. Ganz ohne Banken wird es die Rohstoffbörse wohl nicht geben, da sie auch für die Struktur nötig sind und kleineren Anlegern den Zugang ermöglichen. Der Handel mit Rohstoffen bleibt lukrativ, denn wenn auch nicht immer stark, aber auf lange Frist steigt die Inflation. Auch jetzt, nach der Dürre.

    Ideale Bedingungen für Spekulanten. Aber den Bauern bleibt in diesem Jahr kaum Planungssicherheit durch den Handel an der Börse - trotz staatlicher Hilfen bei Ernteausfällen.

    "Bauern wollen produzieren und verkaufen und nicht auf Förderungen angewiesen sein. Nicht zuletzt war es wegen der Währungsschwankungen im ersten Halbjahr ohnehin schon ein schwieriges Jahr für Rohstoffpreise. Bisher haben sich die Bauern gut geschlagen, aber die Dürre setzt Ihnen natürlich zu."

    Farmer Bob Mertz hat zudem auch anders vorgesorgt: Die Hälfte seiner Felder hat er mit Bewässerungssystemen ausgestattet – und konnte einen erheblichen Teil seiner Ernte retten.

    "Etwa zwei Drittel der Farmer hier in der Region arbeiten mit Bewässerungsanlagen."

    So kann Bob Mertz wenigstens ein wenig von den hohen Preisen profitieren, blickt aber auf Investitionskosten von mehr als 100.000 Dollar pro Feld zurück.