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Angestaubt oder alles neu?

Vom 16. bis zum 20. März fand in Köln die größte Bildungsmesse Europas statt, die didacta. 870 Aussteller aus 15 Ländern präsentierten dort alles rund ums Thema Bildung, Schule und Lernen. Rund 100.000 Besucher wurden erwartet - doch lohnte sich der Besuch auf der Bildungsmesse wirklich?

Von Katrin Sanders | 16.03.2010
    Jörg Biesler: Heute Morgen eröffnete die größte Bildungsmesse Europas, die didacta in Köln, und wir werden bei "Campus & Karriere" in dieser Woche täglich dorthin schalten, zu unserer Reporterin Katrin Sanders. Die steht am Deutschlandfunk-Stand zwischen den Hallen 6 und 7. Guten Tag, Katrin Sanders!

    Katrin Sanders: Guten Tag vom Stand des Deutschlandfunks!

    Biesler: Am Anfang wollen wir ja sozusagen am ersten Tag der didacta mal schauen, was gibt es eigentlich für ein Angebot, was erwartet die Besucher, von denen die Veranstalter hoffen, dass sie vielleicht die 100.000er-Grenze in diesem Jahr knacken können? Ist das nicht doch letztlich immer das Gleiche wie im letzten Jahr, oder gibt es da eine Schwerpunktsetzung in diesem Jahr?

    Sanders: Es gibt selbstverständlich auch Neuigkeiten auf der didacta. Natürlich gibt es eine breite Produktpalette, von denen einem sehr vieles auch natürlich bekannt vorkommt: Schulbücher, Medien, die in Kindergärten, in Schulen, in der Praxis unmittelbar und direkt eingesetzt werden können, aber da ist natürlich auch manches Innovative dabei. Einen Schwerpunkt hat die didacta in diesem Jahr gesetzt, das ist der Schwerpunkt E-Learning. Auch da findet man eine Produktpalette von handyartigen Geräten, die Schüler in der Hand halten, bis hin zu Tafelbildern des 21. Jahrhunderts. Da gibt es schon ein paar Neuigkeiten, aber in diesem Jahr sind sie nicht erfunden worden, die sind auch schon seit zwei, drei Jahren auf dem Markt. Außer den Produkten gibt es natürlich auch noch die Dienstleistungen, die hier angeboten werden, vor allen Dingen im Bereich Coaching, Training, Selbstorganisation und natürlich die guten Konzepte und Ideen für den Unterricht. Das ist ein deutlicher Schwerpunkt der didacta. Dazu hat Andreas Baer, Geschäftsführer des VdS Bildungsmedien-Verband der Schulbuchverlage gesagt:

    Andreas Baer: Die Besucherinnen und Besucher werden ein ganz neues Programm der Bildungsmedienanbieter sehen, das sich auf alle Facetten des Bildungsbereiches konzentriert. Dazu gehören neue Printmedien, neue Bücher, neue Lernhilfen, neue digitale Produkte, Onlinelösungen, alles, was im Bildungsbereich eingesetzt und genutzt werden kann.

    Sanders: Also auch hier die Betonung auf alles neu. Ich würde sagen, nun ja, ganz alles neu ist nicht, aber der Anspruch ist natürlich da, man will auf jeden Fall innovativ sein und nicht nur so eine weitere Produktmesse sein. Wenn also auf der CeBIT auch das ein oder andere Produkt des diesjährigen Schwerpunkts E-Learning gezeigt werden könnte, dann ist doch typisch für die didacta, dass es parallel dazu immer noch auch Foren gibt, Diskussionsplattformen, auf der man dann die Anwendungen dieser Neuigkeiten dann auch erleben und mit Kollegen natürlich auch diskutieren kann. Also nicht bloß Leistungsschau – die didacta versteht sich als mehr als das, und Rainer Koslitz, Geschäftsführer des didacta-Verbandes der Bildungswirtschaft – das ist der zweite Verband hinter dieser Messe – weiß, dass das Publikum natürlich auch deutlich mehr erwartet.

    Rainer Koslitz: Nicht nur Leistungsschau. Leistungsschau heißt, Produkte zeigen und Lösungen zeigen. Wir leben davon, dass wir Content und Leistungsschau zusammenbringen. Wir sehen ganz deutlich, dass die Tendenz dorthin geht. Wir könnten keine reine Leistungsschau machen, weil dort sonst die Besucher wegbleiben. Wir können nicht einfach zu einer Messe einladen, sondern wir müssen Inhalte liefern, um die Fachpädagogen und auch die Erzieherinnen, auch die Aus- und Weiterbilder, auch die Unternehmer hierherzuführen, um auch Publikum und Besucher zu haben. Was wir geben wollen, ist eigentlich so Hilfen für den täglichen Berufsalltag und Visionen. Wir wollen den Lehrkräften natürlich mit dem Rahmenprogramm eine Möglichkeit geben, sich weiterzubilden. Sie können sich vorstellen, bei der Masse von Veranstaltungen werden ungefähr 25.000 Menschen in Seminare gehen.

    Sanders: Es sind 1.500 Seminarveranstaltungen hier, die didacta gilt als größtes Weiterbildungsangebot Europas. Im Rahmen einer Messe sollte man vielleicht von diesen Weiterbildungen nicht immer zu viel erwarten, aber es gibt einige gute Foren hier für Impulse, Denkanstöße, jede Menge Anregungen. Die Angebote zur Weiterbildung auf der didacta sind da, auch die Anbieter sind da – 870 Aussteller sind hier. Was fehlt und was sich die Veranstalter wünschen, ist natürlich die große Bereitschaft, in diesen Markt auch zu investieren.

    Koslitz: Was wir von den Kommunen und von den Trägern erwarten, unterschiedlich je nach Kindergarten oder nach Schulträger, wir haben alle angesprochen, wir haben auch alle Tarifpartner angesprochen, Arbeitgeber wie auch Gewerkschaften, die natürlich dazu zählen, Städtetag und Gemeinde- und Landtag sind natürlich dabei, auch das Schulministerium. Wir erwarten, dass die Leute, die sich mit dem Thema beschäftigen, auch dem Thema stellen diese Woche, Diskussionen eingehen und natürlich auch noch Stellung nehmen. Ich glaube, dass wir ein gutes Programm haben für alle Seiten und dass auch jeder seine Möglichkeiten ausnutzen kann, hier präsent zu sein und auch seine Meinung abzugeben.

    Sanders: Und Andreas Baer vom VdS-Verband der Bildungsmedien geht noch einen Schritt weiter:

    Baer: Die didacta bietet alles an Innovationen und an modernen Mitteln und Möglichkeiten, die dringend gebraucht werden im Moment, um unser Bildungssystem zu modernisieren und zu reformieren. Von daher ist die didacta auch ein ganz wichtiger Gradmesser dafür, welche Reformen mit welcher Intensität und welchem Ergebnis bis jetzt umgesetzt wurden und wo noch erheblicher Nachsteuerungsbedarf besteht.

    Sanders: Also ganz klar, auf so einer Messe wie der didacta muss natürlich auch Bildungspolitik gemacht werden, damit die Produkte, die hier angeboten werden, auch über den Ladentisch gehen.

    Biesler: Ja, vielen Dank, Katrin Sanders, für den ersten Überblick. Sie haben es gesagt, 870 Aussteller, es werden bis zu 100.000 Besucher erwartet. Die Frage ist natürlich, wie man sich auf so einer gigantischen Messe am besten orientiert. Und das ist heute unsere Frage des Tages, wie werden jeden Tag eine formulieren, nämlich: Mit welcher Strategie kann man von dem großen Angebot dieser Bildungsmesse am besten profitieren? Das haben Sie auch die Besucher gefragt:

    Sanders: Wir haben das die Besucherinnen und Besucher gefragt, und hier sind die Antworten auf die heutige Frage des Tages:

    O-Töne: Ich möchte ein paar Eindrücke sammeln, ein paar Ideen und Anregungen, und wir sind Referendare und wir hoffen natürlich auch, ein paar Schnäppchen zu machen beziehungsweise was umsonst abzustauben.

    Also wir warten noch auf ein paar andere Leute, und dann wollen wir uns aufteilen und uns dann gegenseitig erzählen, wo es ein paar gute Sachen gibt.

    Sanders: Haben Sie für heute einen persönlichen Plan?

    O-Töne: Nein, wir sind relativ frei hierhin gekommen, da wir uns auch nicht festlegen wollten, sondern vielleicht vielmehr Anregungen aufgreifen oder auch visuelle Eindrücke auf uns wirken lassen wollen. Und dann mal schauen, was es an den einzelnen Ständen gibt.

    Ja, ich habe mir so sieben, acht verschiedene Highlights rausgesucht, vom Jüdischen Museum, über Odysseum Köln über Differenzierung im Unterricht. Also ich glaube, ich bin gut ausgefüllt bis 16 Uhr.

    Natürlich habe ich einen Plan, und zwar überlegt man sich am besten natürlich vorher, wo man dann hin möchte, zu welchen Ständen oder zu welchen Verlagen wir jetzt hauptsächlich heute hingehen wollen und schreibt sich die raus, guckt vielleicht vorher im Internet noch, ob die entsprechenden Verlage oder auch Firmen präsent sind. Und dann reist man an, besorgt sich einen Messeplan, und dann geht es los.

    Biesler: Besucherinnen und Besucher der didacta, der größten Bildungsmesse Europas, die heute in Köln startete. Morgen schalten wir wieder hin, dann geht es um die Entwicklung des Bildungsmarkts, also wie man mit der Bildung auch Geld verdienen kann. Und am Samstag kommt dann auch PISAplus hier im Deutschlandfunk von der didacta.