"Bad Harzburg steht im Flaggenschmuck. Die herbstliche Oktoberstille, die sich über den Kurort breitete, ist für ein paar Tage unterbrochen durch ein Ereignis von höchster politischer Bedeutung."
So begrüßte das Lokalblatt, die "Harzburger Zeitung", das Treffen der sogenannten "nationalen Opposition" in Bad Harzburg am 11. Oktober 1931. Die Initiative dazu war von Alfred Hugenberg ausgegangen, dem Vorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei und Inhaber eines bedeutenden Presseimperiums. Als Tagungsort hatte man mit Bedacht die kleine Stadt im Land Braunschweig gewählt, wo seit Oktober 1930 Deutschnationale und Nationalsozialisten in einer Koalition regierten. Die gesamte antirepublikanische Rechte fand sich zusammen: Die Führer von NSDAP und DNVP mit ihren Reichstagsfraktionen, die Wehrverbände Stahlhelm und SA, die Vereinigten Vaterländischen Verbände und der Alldeutsche Verband, Repräsentanten des Hochadels wie der zweite Sohn Kaiser Wilhelms II., Prinz Eitel Friedrich, hochrangige Militärs wie der ehemalige Chef der Heeresleitung Hans von Seeckt, führende Vertreter des Reichslandbunds, der mächtigen agrarischen Lobbyorganisationen und Exponenten von Industrie und Banken, darunter der Stahlindustrielle Fritz Thyssen und der frühere Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht. Den Zweck des Treffens beschreibt Karl Dietrich Bracher, Autor des Klassikers "Die Auflösung der Weimarer Republik", so:
"Die Frontstellung war gegen die letzte noch demokratisch orientierte Regierung der Weimarer Republik, nämlich die Regierung Brüning – und man kann also die Harzburger Front, das Entstehen, das Treffen, schon als eine Schlussetappe auf dem Wege zur nationalsozialistischen Machtergreifung bezeichnen; es waren ja nur noch 15 Monate bis dahin."
Allerdings hatte sich Hitler nur widerstrebend auf das Treffen eingelassen. Er fürchtete, dass ihn Hugenberg und die Konservativen lediglich als "Trommler" benutzen, selbst aber die Führung in der "nationalen Opposition" beanspruchen wollten.
"Hitler ist wütend, da man uns an die Wand quetschen will",
notierte der Berliner Gauleiter und Reichspropagandaleiter der NSDAP, Joseph Goebbels, am Vorabend der Zusammenkunft. Tatsächlich war Hitler dem Ruf nach Harzburg nicht gefolgt, um Gemeinsamkeit zu demonstrieren, sondern um den eigenen Führungsanspruch zu unterstreichen. Ein ums andere Mal stieß er am 11. Oktober seine Partner vor den Kopf. So beschränkte er sich am Vormittag darauf, den Vorbeimarsch der SA abzunehmen, und verließ die Tribüne, als die Stahlhelmer anrückten. Und bei der Abschlusskundgebung am Nachmittag sprach er wie auf einer Parteiveranstaltung und schloss mit dem Ausruf:
"Es lebe unsere herrliche nationalsozialistische Bewegung! Es lebe Deutschland!"
Das größte Aufsehen erregte jedoch nicht Hitler, sondern Hjalmar Schacht, der in seiner Rede behauptete, dass Deutschland finanziell faktisch bankrott sei. Darauf antwortete Reichskanzler Heinrich Brüning am 13. Oktober im Reichstag:
"Meine Damen und Herren, eine Opposition kann scharf sein gegen eine Regierung, soweit wie sie will, es gibt aber Grenzen, und ich muss mich nicht gegen einzelne Ausdrücke, die in Harzburg gefallen sind, wenden, aber dagegen muss ich mich wenden als verantwortlicher Politiker, dass Ausdrücke gebraucht werden, die den Glauben des deutschen Volkes an seine Währung erschüttern können. Im Übrigen ist es natürlich leicht, mich etwa ausgerechnet noch für die Bankenkrise verantwortlich zu machen. Seien Sie doch in dem Punkte etwas vorsichtig. Sonst zwingen Sie mich eines Tages, hier von der Tribüne einmal ganz deutlich zu werden."
Die "Harzburger Front" war geschlossen nur in der bedingungslosen Ablehnung der Weimarer Demokratie, ansonsten aber herrschte Uneinigkeit und Misstrauen. Im Laufe des Jahres 1932 kam es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen, doch Ende Januar 1933 schien man am Ziel: In der "Regierung der nationalen Konzentration" wurde Reichskanzler Hitler von wichtigen Exponenten der "Harzburger Front" eingerahmt: von Hugenberg als Wirtschafts- und Landwirtschaftsminister und Stahlhelmführer Franz Seldte als Arbeitsminister. Es sollte allerdings nur wenige Monate dauern, bis Hitler seine konservativen Bündnispartner ausmanövriert hatte.
So begrüßte das Lokalblatt, die "Harzburger Zeitung", das Treffen der sogenannten "nationalen Opposition" in Bad Harzburg am 11. Oktober 1931. Die Initiative dazu war von Alfred Hugenberg ausgegangen, dem Vorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei und Inhaber eines bedeutenden Presseimperiums. Als Tagungsort hatte man mit Bedacht die kleine Stadt im Land Braunschweig gewählt, wo seit Oktober 1930 Deutschnationale und Nationalsozialisten in einer Koalition regierten. Die gesamte antirepublikanische Rechte fand sich zusammen: Die Führer von NSDAP und DNVP mit ihren Reichstagsfraktionen, die Wehrverbände Stahlhelm und SA, die Vereinigten Vaterländischen Verbände und der Alldeutsche Verband, Repräsentanten des Hochadels wie der zweite Sohn Kaiser Wilhelms II., Prinz Eitel Friedrich, hochrangige Militärs wie der ehemalige Chef der Heeresleitung Hans von Seeckt, führende Vertreter des Reichslandbunds, der mächtigen agrarischen Lobbyorganisationen und Exponenten von Industrie und Banken, darunter der Stahlindustrielle Fritz Thyssen und der frühere Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht. Den Zweck des Treffens beschreibt Karl Dietrich Bracher, Autor des Klassikers "Die Auflösung der Weimarer Republik", so:
"Die Frontstellung war gegen die letzte noch demokratisch orientierte Regierung der Weimarer Republik, nämlich die Regierung Brüning – und man kann also die Harzburger Front, das Entstehen, das Treffen, schon als eine Schlussetappe auf dem Wege zur nationalsozialistischen Machtergreifung bezeichnen; es waren ja nur noch 15 Monate bis dahin."
Allerdings hatte sich Hitler nur widerstrebend auf das Treffen eingelassen. Er fürchtete, dass ihn Hugenberg und die Konservativen lediglich als "Trommler" benutzen, selbst aber die Führung in der "nationalen Opposition" beanspruchen wollten.
"Hitler ist wütend, da man uns an die Wand quetschen will",
notierte der Berliner Gauleiter und Reichspropagandaleiter der NSDAP, Joseph Goebbels, am Vorabend der Zusammenkunft. Tatsächlich war Hitler dem Ruf nach Harzburg nicht gefolgt, um Gemeinsamkeit zu demonstrieren, sondern um den eigenen Führungsanspruch zu unterstreichen. Ein ums andere Mal stieß er am 11. Oktober seine Partner vor den Kopf. So beschränkte er sich am Vormittag darauf, den Vorbeimarsch der SA abzunehmen, und verließ die Tribüne, als die Stahlhelmer anrückten. Und bei der Abschlusskundgebung am Nachmittag sprach er wie auf einer Parteiveranstaltung und schloss mit dem Ausruf:
"Es lebe unsere herrliche nationalsozialistische Bewegung! Es lebe Deutschland!"
Das größte Aufsehen erregte jedoch nicht Hitler, sondern Hjalmar Schacht, der in seiner Rede behauptete, dass Deutschland finanziell faktisch bankrott sei. Darauf antwortete Reichskanzler Heinrich Brüning am 13. Oktober im Reichstag:
"Meine Damen und Herren, eine Opposition kann scharf sein gegen eine Regierung, soweit wie sie will, es gibt aber Grenzen, und ich muss mich nicht gegen einzelne Ausdrücke, die in Harzburg gefallen sind, wenden, aber dagegen muss ich mich wenden als verantwortlicher Politiker, dass Ausdrücke gebraucht werden, die den Glauben des deutschen Volkes an seine Währung erschüttern können. Im Übrigen ist es natürlich leicht, mich etwa ausgerechnet noch für die Bankenkrise verantwortlich zu machen. Seien Sie doch in dem Punkte etwas vorsichtig. Sonst zwingen Sie mich eines Tages, hier von der Tribüne einmal ganz deutlich zu werden."
Die "Harzburger Front" war geschlossen nur in der bedingungslosen Ablehnung der Weimarer Demokratie, ansonsten aber herrschte Uneinigkeit und Misstrauen. Im Laufe des Jahres 1932 kam es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen, doch Ende Januar 1933 schien man am Ziel: In der "Regierung der nationalen Konzentration" wurde Reichskanzler Hitler von wichtigen Exponenten der "Harzburger Front" eingerahmt: von Hugenberg als Wirtschafts- und Landwirtschaftsminister und Stahlhelmführer Franz Seldte als Arbeitsminister. Es sollte allerdings nur wenige Monate dauern, bis Hitler seine konservativen Bündnispartner ausmanövriert hatte.