Schossig: Heißt das nun, dass Sie in Zukunft diese Sammlung besser bewachen müssen, dass Sie nachrüsten müssen?
Lehmann: Das eine ist, dass wir das Personal noch besser auf Einzelfälle schulen müssen, dass heißt, Szenarien durchspielen müssen. Wir haben ja die Bewachung wesentlich erhöht. Wir hatten beispielsweise einen Tag vorher, am Eröffnungstag einen Mann, der sich nackt rasierte, von oben bis unten. Den haben wir beobachtet, wir sind aber nicht eingeschritten. Deshalb kam erst mal diese Verunsicherung bis eingegriffen worden ist. Das ist das eine. Das andere ist, wir prüfen auch noch mal im Detail, ob wir weiter aufstocken müssen. Es ist jetzt schon in erheblichem Maße aufgestockt.
Schossig: Friedrich Christian Flick war schockiert, hörte man, über diese Aggression gegen ein Kunstwerk. Natürlich muss ein Sammler, der seine Stücke der Öffentlichkeit überantwortet, damit rechnen.
Lehmann: Einmal hat Flick wirklich eine obsessive Beziehung zur Kunst. Es ist, als ob man ihn körperlich amputiert, so heftig war die Reaktion gestern Nacht, als ich mit ihm gesprochen habe. Er stellt es natürlich in einen Zusammenhang der sehr verengten Debattenkultur, die sich immer nur am belasteten Namen Flick orientiert, und wenn das in dieser Form ist, dass die Museen Kunst dann immer wieder in einer Weise aussetzen, dass Kunst letztlich ein Gegenstand wird, gegen den man aggressiv vorgeht, dann wäre das wirklich schlimm, dann würden ja Museen zu Festungen werden.
Schossig: Ist das Stück von Matta-Clark, was ja sehr fragil ist, überhaupt reparabel?
Lehmann: Unsere Restauratoren haben nach einer ersten Durchsicht gesagt, man kann es mit der Originalsubstanz wieder herstellen. Aber es wird sicher so sein, dass die Bruchstellen sichtbar bleiben, insofern wird es in jedem Fall eine Wertminderung sein.