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Angriffe auf Unternehmen
Cyberattacken und Spionage verursachen Milliardenschaden

Ehemalige Beschäftigte, Staaten wie Russland oder China und Konkurrenten: Deutsche Firmen werden immer wieder ausspioniert – von verschiedenen Akteuren. Dabei geht es nicht immer nur um digitale Spionage. Der Schaden geht in die Milliarden.

Von Johannes Kuhn |
ILLUSTRATION - Ein Mann hält am 19.05.2014 im Hasso-Plattner-Institut in Potsdam (Brandenburg) eine Hand auf einen Bildschirm mit dem visualisierten, weltumspannenden Internet. In der brandenburgischen Landeshauptstadt findet eine Konferenz für Nationale Cybersicherheit statt. Foto: Ralf Hirschberger | Verwendung weltweit
Drei Viertel der befragten Firmen waren in den vergangenen zwei Jahren unter anderem von Spionage betroffen (Ralf Hirschberger/dpa)
Alle zwei Jahre befragt der IT-Branchenverband Bitkom mehr als 1.000 Unternehmen, ob sie Ziel krimineller Angriffe wurden. Das Ergebnis dieses Mal: 75 Prozent geben an, in den vergangenen zwei Jahren von Datendiebstahl, Industriespionage oder Sabotage betroffen gewesen zu sein. 2017 sagte das nur die Hälfte der Firmen. Bitkom-Präsident Achim Berg nennt Beispiele für digitale Wirtschaftsspionage.
"Am interessantesten ist bei Unternehmen bei großen Ausschreibungen: Wie wird der Wettbewerber anbieten? Das ist ein Thema, das ist immer hochinteressant, das ist immer sehr wertvoll. Zweite Sache natürlich: Patente oder neue Entwicklungen. Im Automobilbau, überall. Wo kriege ich im Prinzip Informationen her, wo geht die Reise hin? Das sind so typische Themen."
Hacker verschlüsseln Firmencomputer und fordern Lösegeld
Mit mehr als 100 Milliarden Euro pro Jahr liegt der geschätzte Gesamtschaden fast doppelt so hoch wie noch vor zwei Jahren. Vor allem Kosten für Ermittlungen und Rechtstreitigkeiten schlagen hier zu Buche. Die Bitkom-Statistik beinhaltet allerdings nicht nur digitale Angriffe, sondern auch analoge - zum Beispiel die Beschädigung von Bahnkabeln oder auch den Diebstahl von Computern.
Und gerade bei den digitalen Angriffen spielt noch ein anderer Faktor eine Rolle: Datenklau oder Themen wie "Ransomware" - Lösegeld -, bei dem Hacker Firmencomputer verschlüsseln und gegen Lösegeld wieder freigeben, erfahren inzwischen große Aufmerksamkeit.
Steigt also die Zahl der Angriffe wirklich oder merken inzwischen einfach mehr Unternehmen, dass auch sie betroffen sind? Michael Niemeier, Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz:
"Ich glaube es ist eine Mischung aus beidem: Wir haben dieses gesteigerte Sicherheitsbewusstsein in den Unternehmen. Vor allen Dingen haben wir dieses Bewusstsein inzwischen nicht nur bei den Kritische-Infrastruktur-Unternehmen und bei den Großen sowieso, sondern ich glaube auch zunehmend bei den KMUs [kleinen und mittelständischen Unternehmen, d. Red.]."
Auch Staaten spionieren Firmenserver aus
70 Prozent der Firmen gaben an, dass digitale Angriffe in den vergangenen beiden Jahren einen Schaden verursacht haben. Man habe es inzwischen mit technisch versierten Cyberbanden zu tun, so das Bitkom-Fazit. Und auch staatliche Akteure haben ein Interesse, Firmenserver auszuspionieren. Verfassungsschutz-Vize Niemeier:
"Die drei Hauptakteure, die wir ja auch immer nennen, sind Russland, China und Iran. Iran vielleicht der kleinste Akteur, aber durchaus wirkmächtig. Wir vermuten in China überwiegend staatliche Organe dahinter. In Russland ist es eine Kombination, die nicht immer ganz klar ist, aus staatlichen und staatsnahen Organen, wer hier agiert."
Neben fremden Hackern gehören allerdings auch bekannte Gesichter zum Täterkreis: In einem Drittel der Fälle machen die Firmen laut Umfrage ehemalige Mitarbeiter verantwortlich.