Es wird wieder geschossen an der Grenze zwischen dem Sudan und dem Südsudan. Das südsudanesische Fernsehen überträgt Bilder von Schlachtfeldern, von Leichen und Lastwagen voller Soldaten. Nicht einmal ein Jahr nach der Unabhängigkeit des Südens ist ein Wort in aller Munde: "Krieg", bestätigt Jonah Leff, der für die Nichtregierungsorganisation Small Arms Survey die Lage im Südsudan beobachtet:
"Die Lage entlang der Grenze ist sehr angespannt. Die südsudanesischen Truppen haben die Ölfelder in Heglig verlassen, die der Sudan für sich beansprucht. Danach hat der Sudan die südsudanesische Stadt Bentiu bombardiert. Jetzt gibt es hier im Süden viele Beratungen hinter verschlossenen Türen."'"
Mit Worten hat der Krieg bereits begonnen: Entweder wir werden Eure Hauptstadt Juba einnehmen, wettert Sudans Präsident Omar al-Baschir, oder ihr müsst bis Khartum marschieren und uns besiegen. Das ist mehr als nur eine Provokation, glaubt der südsudanesische Präsident Salva Kiir.
"Unser Nachbar in Khartum hat dem Süden den Krieg erklärt", stellt Salva Kiir knapp fest. - Die UN haben fast 5.000 Soldaten im Südsudan stationiert. Doch ihr Mandat erlaubt es nicht, die Grenze zu sichern. Die Chefin der Mission, Hilde Johnson, kann nur appellieren.
""Wir verurteilen die anhaltenden Bombardierungen auf Ziele im Südsudan. Sie sind wahllos, verwunden und töten Zivilisten und müssen deshalb sofort aufhören."
Doch ob und wie schnell die Krise enden wird, ist unklar. Die Lage ist unübersichtlich - so unübersichtlich wie der Grenzverlauf zwischen Nord und Süd. Wo der Norden des Sudans aufhört und wo der Südsudan beginnt, ist bis heute ungeklärt. Doch genau hier, im umstrittenen Grenzgebiet befinden sich die lukrativen Ölquellen, auf deren Erlöse beide Länder dringend angewiesen sind.
In Agok südlich der Ölstadt Abyei haben sich mitten im Busch gut 15.000 Menschen notdürftig Hütten aus Lehm und Stroh gebaut. Eine der Flüchtlinge ist Aciei Luai. Als die sudanesische Armee in ihr Dorf bei Abyei einmarschierte, scharte sie ihre sieben Kinder um sich und rannte im Kugelhagel um ihr Leben.
"Dinka ... Ich habe Leute links und rechts von mir tot zu Boden fallen sehen. Wir mussten über viele Leichen springen, aber wir sind immer weiter gerannt. Es war unser Glückstag. Wir haben es geschafft. ... Dinka."
Jetzt sitzt die 35-jährige mit ihrer Familie in Agok und wartet auf den Frieden, damit sie zurückkehren kann. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz versorgt sie mit dem Nötigsten, auch mit Werkzeugen und Saatgut. Nicolai Panke koordiniert die Hilfe von Genf aus."
Man merkt, dass die Sicherheitslage sich verschärft und dass es schwieriger ist, in diese Gebiete zu gelangen. Es gibt viele Flüchtlinge, die aus dem Sudan über die Grenze in den Südsudan gekommen sind, weil sie sich dort nicht mehr sicher fühlen. Dort sind die Bedürfnisse viel viel größer als bei denen, die in den Gebieten leben, in denen die direkten Auseinandersetzungen zwischen den Armeen stattgefunden haben.
Denn das Öl ist nicht der einzige Grund für die Kämpfe. Nördlich der Grenze bedrohen Rebellengruppen die Herrschaft von Omar al-Baschir, der seit einem Putsch vor 23 Jahren an der Macht ist. Im Bundesstaat Blue Nile und in den Nuba-Bergen Süd-Kordofans geht die sudanesische Armee nach Augenzeugenberichten mit kaum fassbarer Gewalt gegen die eigene Bevölkerung vor. Wer kann, flieht. Oppositionelle sprechen von einem Völkermord gegen alle Nicht-Araber. Süd-Kordofan ist abgeschottet, nur selten dringt vom Krieg etwas nach außen. Über Umwege gelangte der Fernsehsender Al Dschasira jüngst an eine entlarvende Rede des Provinzgouverneurs Achmed Mohammed Harun an seine Soldaten:
"Macht unsere Gegner platt, vertreibt sie, kümmert Euch um sie - lasst sie nicht am Leben, macht bloß keine Gefangenen - wir haben keinen Platz für sie."
Harun wird inzwischen ebenso wie sein Präsident Baschir vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit Haftbefehl wegen diverser Kriegsverbrechen gesucht. - Auch im Südsudan hat die Regierung bereits Gegenwind. Zwar schweißt der gemeinsame Feind im Norden die Südsudanesen derzeit noch zusammen. Doch die Unzufriedenheit ist groß - etwa bei Zehntausenden Rückkehrern, die mit der Unabhängigkeit in den Südsudan gekommen sind, und um die sich die Regierung bisher nicht im Geringsten kümmert. Jumbe Omari Jumbe von der Internationalen Organisation für Migration.
"Ich weiß nicht, wie lange die Rückkehrer stillhalten werden. Wenn die Regierung sich nicht sehr schnell darum kümmert, dass sie Land und andere Hilfen bekommen, droht hier die nächste Krise."
Werden die Krisen in Nord und Süd unweigerlich in einem Krieg enden? Sudan-Experte Jonah Leff ist skeptisch.
"Ich glaube nicht, dass es einen neuen Bürgerkrieg geben wird. Beiden Seiten wird letztlich nichts anderes übrig bleiben, als zu verhandeln. Der Südsudan wird vorläufig darauf angewiesen sein, sein Öl in den Norden zu schicken, um es zu verkaufen. Und der Norden kann sich keine neuen Sanktionen leisten. Ich weiß nicht wie und wann, aber man wird sich einigen müssen."
In allernächster Zeit könnte zumindest das Wetter helfen: Denn die Regenzeit hat begonnen, und bald dürften alle Straßen der Region unpassierbar sein - auch für alle Truppen und ihre Panzer.
"Die Lage entlang der Grenze ist sehr angespannt. Die südsudanesischen Truppen haben die Ölfelder in Heglig verlassen, die der Sudan für sich beansprucht. Danach hat der Sudan die südsudanesische Stadt Bentiu bombardiert. Jetzt gibt es hier im Süden viele Beratungen hinter verschlossenen Türen."'"
Mit Worten hat der Krieg bereits begonnen: Entweder wir werden Eure Hauptstadt Juba einnehmen, wettert Sudans Präsident Omar al-Baschir, oder ihr müsst bis Khartum marschieren und uns besiegen. Das ist mehr als nur eine Provokation, glaubt der südsudanesische Präsident Salva Kiir.
"Unser Nachbar in Khartum hat dem Süden den Krieg erklärt", stellt Salva Kiir knapp fest. - Die UN haben fast 5.000 Soldaten im Südsudan stationiert. Doch ihr Mandat erlaubt es nicht, die Grenze zu sichern. Die Chefin der Mission, Hilde Johnson, kann nur appellieren.
""Wir verurteilen die anhaltenden Bombardierungen auf Ziele im Südsudan. Sie sind wahllos, verwunden und töten Zivilisten und müssen deshalb sofort aufhören."
Doch ob und wie schnell die Krise enden wird, ist unklar. Die Lage ist unübersichtlich - so unübersichtlich wie der Grenzverlauf zwischen Nord und Süd. Wo der Norden des Sudans aufhört und wo der Südsudan beginnt, ist bis heute ungeklärt. Doch genau hier, im umstrittenen Grenzgebiet befinden sich die lukrativen Ölquellen, auf deren Erlöse beide Länder dringend angewiesen sind.
In Agok südlich der Ölstadt Abyei haben sich mitten im Busch gut 15.000 Menschen notdürftig Hütten aus Lehm und Stroh gebaut. Eine der Flüchtlinge ist Aciei Luai. Als die sudanesische Armee in ihr Dorf bei Abyei einmarschierte, scharte sie ihre sieben Kinder um sich und rannte im Kugelhagel um ihr Leben.
"Dinka ... Ich habe Leute links und rechts von mir tot zu Boden fallen sehen. Wir mussten über viele Leichen springen, aber wir sind immer weiter gerannt. Es war unser Glückstag. Wir haben es geschafft. ... Dinka."
Jetzt sitzt die 35-jährige mit ihrer Familie in Agok und wartet auf den Frieden, damit sie zurückkehren kann. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz versorgt sie mit dem Nötigsten, auch mit Werkzeugen und Saatgut. Nicolai Panke koordiniert die Hilfe von Genf aus."
Man merkt, dass die Sicherheitslage sich verschärft und dass es schwieriger ist, in diese Gebiete zu gelangen. Es gibt viele Flüchtlinge, die aus dem Sudan über die Grenze in den Südsudan gekommen sind, weil sie sich dort nicht mehr sicher fühlen. Dort sind die Bedürfnisse viel viel größer als bei denen, die in den Gebieten leben, in denen die direkten Auseinandersetzungen zwischen den Armeen stattgefunden haben.
Denn das Öl ist nicht der einzige Grund für die Kämpfe. Nördlich der Grenze bedrohen Rebellengruppen die Herrschaft von Omar al-Baschir, der seit einem Putsch vor 23 Jahren an der Macht ist. Im Bundesstaat Blue Nile und in den Nuba-Bergen Süd-Kordofans geht die sudanesische Armee nach Augenzeugenberichten mit kaum fassbarer Gewalt gegen die eigene Bevölkerung vor. Wer kann, flieht. Oppositionelle sprechen von einem Völkermord gegen alle Nicht-Araber. Süd-Kordofan ist abgeschottet, nur selten dringt vom Krieg etwas nach außen. Über Umwege gelangte der Fernsehsender Al Dschasira jüngst an eine entlarvende Rede des Provinzgouverneurs Achmed Mohammed Harun an seine Soldaten:
"Macht unsere Gegner platt, vertreibt sie, kümmert Euch um sie - lasst sie nicht am Leben, macht bloß keine Gefangenen - wir haben keinen Platz für sie."
Harun wird inzwischen ebenso wie sein Präsident Baschir vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit Haftbefehl wegen diverser Kriegsverbrechen gesucht. - Auch im Südsudan hat die Regierung bereits Gegenwind. Zwar schweißt der gemeinsame Feind im Norden die Südsudanesen derzeit noch zusammen. Doch die Unzufriedenheit ist groß - etwa bei Zehntausenden Rückkehrern, die mit der Unabhängigkeit in den Südsudan gekommen sind, und um die sich die Regierung bisher nicht im Geringsten kümmert. Jumbe Omari Jumbe von der Internationalen Organisation für Migration.
"Ich weiß nicht, wie lange die Rückkehrer stillhalten werden. Wenn die Regierung sich nicht sehr schnell darum kümmert, dass sie Land und andere Hilfen bekommen, droht hier die nächste Krise."
Werden die Krisen in Nord und Süd unweigerlich in einem Krieg enden? Sudan-Experte Jonah Leff ist skeptisch.
"Ich glaube nicht, dass es einen neuen Bürgerkrieg geben wird. Beiden Seiten wird letztlich nichts anderes übrig bleiben, als zu verhandeln. Der Südsudan wird vorläufig darauf angewiesen sein, sein Öl in den Norden zu schicken, um es zu verkaufen. Und der Norden kann sich keine neuen Sanktionen leisten. Ich weiß nicht wie und wann, aber man wird sich einigen müssen."
In allernächster Zeit könnte zumindest das Wetter helfen: Denn die Regenzeit hat begonnen, und bald dürften alle Straßen der Region unpassierbar sein - auch für alle Truppen und ihre Panzer.