Diese Maisernte ist eine Verzweiflungstat. Retten, was zu retten ist. Klägliche braune Stiele mit herabhängenden Blättern. Nach Kolben sucht Landwirt Martin Hülsmann aus Scharmbeck vergeblich:
"Dies trockene Wetter hat ihm den Rest gegeben. Von daher ist da kein Kolben dran zu finden. Und bevor der ganz vertrocknet, werden wir ihn heute häckseln."
Zwei Monate früher als sonst häckseln Bauern im Münsterland und am Niederrhein das, was von der Ernte übrigblieb. Es reicht nicht, um ihre Tiere satt zu machen:
"Einmal fehlt uns dann die Menge, und dann die ganze Energie, weil der Kolben fehlt. Das muss man natürlich mit Kraftfutter ausgleichen. Dieses Jahr wird's sehr eng. Dass wir mit genügend Futter durch den Winter durchkommen erst mal. Dass wir da durch den Engpass durchkommen erst mal. Und zur Not müssen wir dann auch in den sauren Apfel beißen und Vieh schlachten lassen."
Denn auch das Gras fehlt. Nach einem Schnitt im Mai war Schluss. Danach wuchs gar nichts mehr.
Mancher Kuh droht vorzeitige Schlachtung
"Wir hatten 2003 und 2006 schonmal so Trockenjahre hier im Münsterland. Aber in der Dimension war es wirklich noch nicht da", weiß Norbert Erhard von der NRW-Landwirtschaftskammer.
"Im Extrem wird das zur Folge haben, dass die Bestände durchsortiert werden und unter Umständen Kühe, die eigentlich noch Milch geben, aber wo man weiß, man wird sich sowieso von dem Tier trennen, dass die jetzt vorzeitig schon mal zum Schlachter gehen, um einfach die wertvolleren Tiere über den Winter und auch übers nächste Jahr zu bringen."
Auch Weizen und Gerste leiden unter der Trockenheit, sagt Getreide-Experte Heinrich Brockerhoff von der Landwirtschaftskammer in Köln. Er rechnet mit hohen Verlusten im Vergleich zum Durchschnittsjahr:
"Der Westen von NRW ist weniger betroffen. Da sind's vielleicht zehn bis 15 Prozent Einbuße. Im Osten von NRW sind die Ertragseinbußen deutlich stärker. Das werden auch 20, 30 Prozent Ernteeinbußen sein."
Notmaßnahmen für Bauern in NRW
Einige Bauern fürchten um ihre Existenz. Höchste Eisenbahn für das Landwirtschaftsministerium, sagt Staatssekretär Heinrich Bottermann:
"Wir müssen ja jetzt doch auch das Tempo anziehen."
Als erste Notmaßnahme gibt das Ministerium auch Felder frei, die eigentlich brach liegen, um sich zu erholen. Bauern dürfen solche ökologischen Vorrangflächen ausnahmsweise für Viehfutter nutzen. Bottermann:
"In gesamt NRW rechnen wir mit rund 8.600 Hektar, die dann an der Stelle noch freigegeben werden können."
Das Ministerium will den Landwirten auch finanziell unter die Arme greifen. Es setzt sich dafür ein, dass Steuern, die sie im Voraus zahlen, herabgesetzt werden. Und Anträge auf die Stundung von Abgaben schnell durchgehen. Auch an Darlehen sollen die Bauern schneller kommen, um ihre Verluste abzufedern.
Landwirtschaft soll sich auf trockene Sommer einstellen
Das alles ändert nichts daran: Der Klimawandel ist da. Und verheißt weitere trockene Sommer, sagt Staatssekretär Bottermann:
"Auch die Landwirtschaft muss sich darauf einstellen. Sei es mit Stallanlagen, die eine gute Luftzufuhr haben und auch eine Temperatureinstellung haben können, die für die Tiere passend ist. Darüber hinaus müssen wir, glaube ich, auch an den Pflanzenbau ran. Wir müssen Pflanzen entwickeln, die entsprechend auch hitzeresistent sind. Die auch mit Trockenstress umgehen können, dass es eben nicht zu gravierenden Ernteausfällen auch in solchen Situationen kommt."
Was für manchen abgedroschen klingt, müsste dafür bald mal umgesetzt werden.