"Als der Vorhang fiel, standen einige auf, zogen ihre Mäntel an und setzten sich wieder, andere, besonders Männer, saßen vorgebeugt und vergruben das Gesicht in den Händen, andere weinten unverhohlen … Eine Ewigkeit schien zu vergehen, ehe jemand daran dachte zu applaudieren, und dann hörte der Beifall nicht mehr auf."
Was Arthur Miller bei der Voraufführung von "Death of a Salesman" erlebte, setzte sich nach der New Yorker Premiere vom 10. Februar 1949 fort. Das Stück traf viele Menschen ganz unmittelbar; in seiner Autobiographie "Zeitkurven" erzählt Miller sogar vom Direktor einer Kaufhauskette, der spontan beschloss, keine Angestellten mehr aus Altersgründen zu kündigen.
Genau das nämlich ist es, was dem Handlungsreisenden Willy Loman im Stück geschieht:
Miller liest mit deutscher Übersetzung: "Ich habe dieser Firma 34 Jahre geopfert, Howard, und heute kann ich nicht mal meine Versicherung zahlen! Du kannst die Zitrone nicht auspressen und dann die Schale wegwerfen – ein Mensch ist doch kein Abfall!"
Willy Loman träumte den amerikanischen Traum. Träumte davon, die Nummer Eins zu sein – und wenn er es nicht schaffte, dann doch einer seiner Söhne. Zwar hat Biff es zu nichts gebracht, und Happy ist nur ein Aufschneider und Frauenheld. Trotzdem hält Willy Loman zäh fest daran, dass er und seine Jungs etwas ganz besonderes sind. Auch als sich nicht mehr übersehen lässt, dass sie alle gescheitert sind. Willy träumt sich einfach wieder weg aus der Wirklichkeit in die Hoffnungen seiner jungen Jahre – und er schlägt heftig um sich, wenn man es wagt, an seinen Illusionen zu kratzen. In Wirklichkeit ist Willy Loman erschöpft. So erschöpft, dass er zuletzt keinen Ausweg sieht, als mit dem Auto irgendwo gegen die Wand zu rasen.
Aus dem Hörspiel:
"Ich habe immer gewusst, irgendwie würden wir beide es schaffen, Biff und ich."
"Kommst du, Liebster?"
"Ich komme! Ich gehe, Liebste... Leb wohl!"
"Willy? Du kommst nicht?! So antworte doch! Neinnnn!"
Noch seinen Selbstmord verbrämt Willy vor sich selbst als heroische Tat – er will, dass seine Familie die Lebensversicherung kassiert. Doch die Versicherung ahnt längst, dass es sich hier nicht um einen Unfall handelt. Und so ist der Handlungsreisende Willy Loman noch über seinen Tod hinaus: gescheitert.
Ganz anders der Verfasser. Lomans Tod bringt Arthur Miller den Pulitzerpreis ein, Elia Kazans Inszenierung am Broadway ist 18 Monate lang ausverkauft. Gleichzeitig hagelt es Verrisse. Zu deutlich geht das Stück mit dem amerikanischen Traum ins Gericht. Miller macht sich verdächtig bei den Patrioten um den Kommunistenjäger McCarthy. 1951 wird das Stück verfilmt. Die Produktionsfirma will der Aufführung in den Kinos sicherheitshalber eine Hymne auf das Vertreterleben voranstellen - "A life of a Salesman" - dabei ist schon die Verfilmung selbst in Millers Augen eine einzige Verharmlosung – sie mache aus Loman schlicht einen Verrückten ...
Am Anfang, schreibt Arthur Miller in seiner Autobiographie, habe er selbst geglaubt, "Der Tod eines Handlungsreisenden" sei
" … eine Bombe unter dem Betrug des Kapitalismus am kleinen Mann, der in seinem Pseudoleben glaubte, nach den Sternen zu greifen, wenn er auf dem Kühlschrank stand und mit einer bezahlten Hypothek endlich siegreich dem Mond zuwinkte."
Doch die Wirkungsgeschichte belehrte Miller eines anderen. Die DDR- Presse des Jahres 1950 jedenfalls verdammte das Stück in Helmut Käutners Berliner Inszenierung. Bürgerlich dekadent sei es. Andererseits erkannte sich 1983 das Publikum im kommunistischen China umstandslos darin wieder. Und so las Arthur Miller sein Erfolgsstück schließlich selbst als eine Klage um die Opfer der Modernisierung und ihre Illusionen – überall auf der Welt.
Miller mit deutscher Übersetzung: "Es geht ums Altwerden, wenn so viele Freunde schon gegangen sind und Fremde das Sagen haben, die keine Ahnung haben von dir und deinem unglaublichen Wert."
Was Arthur Miller bei der Voraufführung von "Death of a Salesman" erlebte, setzte sich nach der New Yorker Premiere vom 10. Februar 1949 fort. Das Stück traf viele Menschen ganz unmittelbar; in seiner Autobiographie "Zeitkurven" erzählt Miller sogar vom Direktor einer Kaufhauskette, der spontan beschloss, keine Angestellten mehr aus Altersgründen zu kündigen.
Genau das nämlich ist es, was dem Handlungsreisenden Willy Loman im Stück geschieht:
Miller liest mit deutscher Übersetzung: "Ich habe dieser Firma 34 Jahre geopfert, Howard, und heute kann ich nicht mal meine Versicherung zahlen! Du kannst die Zitrone nicht auspressen und dann die Schale wegwerfen – ein Mensch ist doch kein Abfall!"
Willy Loman träumte den amerikanischen Traum. Träumte davon, die Nummer Eins zu sein – und wenn er es nicht schaffte, dann doch einer seiner Söhne. Zwar hat Biff es zu nichts gebracht, und Happy ist nur ein Aufschneider und Frauenheld. Trotzdem hält Willy Loman zäh fest daran, dass er und seine Jungs etwas ganz besonderes sind. Auch als sich nicht mehr übersehen lässt, dass sie alle gescheitert sind. Willy träumt sich einfach wieder weg aus der Wirklichkeit in die Hoffnungen seiner jungen Jahre – und er schlägt heftig um sich, wenn man es wagt, an seinen Illusionen zu kratzen. In Wirklichkeit ist Willy Loman erschöpft. So erschöpft, dass er zuletzt keinen Ausweg sieht, als mit dem Auto irgendwo gegen die Wand zu rasen.
Aus dem Hörspiel:
"Ich habe immer gewusst, irgendwie würden wir beide es schaffen, Biff und ich."
"Kommst du, Liebster?"
"Ich komme! Ich gehe, Liebste... Leb wohl!"
"Willy? Du kommst nicht?! So antworte doch! Neinnnn!"
Noch seinen Selbstmord verbrämt Willy vor sich selbst als heroische Tat – er will, dass seine Familie die Lebensversicherung kassiert. Doch die Versicherung ahnt längst, dass es sich hier nicht um einen Unfall handelt. Und so ist der Handlungsreisende Willy Loman noch über seinen Tod hinaus: gescheitert.
Ganz anders der Verfasser. Lomans Tod bringt Arthur Miller den Pulitzerpreis ein, Elia Kazans Inszenierung am Broadway ist 18 Monate lang ausverkauft. Gleichzeitig hagelt es Verrisse. Zu deutlich geht das Stück mit dem amerikanischen Traum ins Gericht. Miller macht sich verdächtig bei den Patrioten um den Kommunistenjäger McCarthy. 1951 wird das Stück verfilmt. Die Produktionsfirma will der Aufführung in den Kinos sicherheitshalber eine Hymne auf das Vertreterleben voranstellen - "A life of a Salesman" - dabei ist schon die Verfilmung selbst in Millers Augen eine einzige Verharmlosung – sie mache aus Loman schlicht einen Verrückten ...
Am Anfang, schreibt Arthur Miller in seiner Autobiographie, habe er selbst geglaubt, "Der Tod eines Handlungsreisenden" sei
" … eine Bombe unter dem Betrug des Kapitalismus am kleinen Mann, der in seinem Pseudoleben glaubte, nach den Sternen zu greifen, wenn er auf dem Kühlschrank stand und mit einer bezahlten Hypothek endlich siegreich dem Mond zuwinkte."
Doch die Wirkungsgeschichte belehrte Miller eines anderen. Die DDR- Presse des Jahres 1950 jedenfalls verdammte das Stück in Helmut Käutners Berliner Inszenierung. Bürgerlich dekadent sei es. Andererseits erkannte sich 1983 das Publikum im kommunistischen China umstandslos darin wieder. Und so las Arthur Miller sein Erfolgsstück schließlich selbst als eine Klage um die Opfer der Modernisierung und ihre Illusionen – überall auf der Welt.
Miller mit deutscher Übersetzung: "Es geht ums Altwerden, wenn so viele Freunde schon gegangen sind und Fremde das Sagen haben, die keine Ahnung haben von dir und deinem unglaublichen Wert."