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Anlaufstelle LSBTI+ des DFB
"Der Fußball muss eine diskriminierungsfreie Teilhabe ermöglichen"

Der Deutsche Fußball-Bund hat eine Anlaufstelle für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt eingerichtet. Die soll für einen besseren Umgang mit geschlechtlicher und sexueller Diversität sorgen. Christian Rudolph ist Ansprechpartner für Fragen aus dem Fußball und will von exponierter Stelle "in die Strukturen wirken", sagt er im Dlf.

Christian Rudolph im Gespräch mit Raphael Späth |
Das Foto zeigt einen Arm mit einem Regenbogen-Bändchen. Der SV Darmstadt 98 trainiert im August 2019 mit diesen Bändchen, weil Christopher Street Day ist.
Nicht nur an Handgelenken möchte der DFB Zeichen für mehr Diversität setzen (imago / Jan Hübner)
"Es geht darum, dass wir hauptsächlich zu den Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt aufklären und sensibilisieren", erklärt Christian Rudolph die Rolle der zu Jahresbeginn geschaffenen Anlaufstelle für LSBTI+. Rudolph kümmert sich schon lange um das Thema. Er sitzt im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes und ist Ansprechperson für Vielfalt im Berliner Fußball-Verband. Nun übernimmt er die Aufgaben der Anlaufstelle für den DFB.
"Leider mussten wir feststellen, dass der Fußball sich lange mit dem Thema gar nicht befasst hat." Die Anlaufstelle ist nun für alle Ligen von der Bundesliga bis zu den Amateuren gedacht. Man wolle sie weiter ausbauen, sagt Rudolph. Die breite Masse der Anfragen sei aber im Amateurbereich zu sehen. Neben Kampagnen für mehr Vielfalt im Fußball sei das Spielrecht für Intersexuelle und Transpersonen aktuell ein Hauptthema der Anfragen an die Anlaufstelle.
Eine Regenbogenflagge steckt im Rasen bei einem Fußballspiel.
Gegen Homophobie im Fußball - Solidarität für "11 schwule Freunde"
Zu elft stehen sie normalerweise auf dem Platz, nun sind es 800. So viele Fußballprofis beteiligen sich an einer Aktion gegen Homophobie. Ex-Kicker Marcus Urban hätte sich das schon vor Jahrzehnten gewünscht.
Rudolph beschäftigt sich auch mit den Strukturen im Verband. Um einen diskriminierungsfreien Raum zu schaffen, müsste das Spielrecht verändert werden, sagt er: "Wir müssen aber auch darüber nachdenken, dass wir weitere Geschlechtsklassen, Spielklassen auch einführen. Also beispielsweise ist da die Idee auch eine "All-Gender-Liga" zu installieren. Ich denke, da werden wir modellartig mit dem Berliner Fußball-Verband anfangen."

"Jetzt endlich reagiert"

Beim Spielrecht will sich Rudolph vor allem um den Amateurbereich kümmern: "Der Breitensport muss - und das ist unser Plädoyer - auf jeden Fall für alle da sein und das möglichst diskriminierungsfrei und ohne weitere Barrieren. Ich glaube, dass der Fußball dort - und nicht nur Fußball, sondern auch alle anderen Sportarten - bisher zu große Hürden zur wirklichen Teilhabe hat. So dass Menschen, die trans, inter, divers sind, überhaupt Sport treiben."
Die Anlaufstelle könnte für Rudolph eine Möglichkeit sein, innerhalb des DFB etwas zu verändern. "Für uns ist eben jetzt mit dieser Anlaufstelle auch wichtig, dass wir an dieser exponierten Stelle auch wirken können und da auch viel stärker noch in die Strukturen wirken können. Man kann schon sagen, dass der DFB da vielleicht zu spät reagiert hat. Aber er hat jetzt endlich reagiert."