"Hair Force" heißt der stylishe Friseursalon, in dem Filip Djordjevic dem Haar seiner Kundin gerade den letzten Schliff gibt. Seit acht Jahren lebt er in Belgrad – ursprünglich kommt er aus dem Norden von Kosovo, wo Serben die Mehrheit bilden und eine Zusammenarbeit mit der Regierung in Prishtina bislang verweigert haben.
"Ich bin dort geboren und aufgewachsen, die schönsten Tage meines Lebens habe ich dort verbracht. Meine Familie lebt immer noch dort, und so verfolge ich regelmäßig die Nachrichten, um zu sehen, was in Brüssel verhandelt wird. Denn es interessiert mich natürlich sehr, wie es weitergeht."
Zufrieden ist er mit dem jetzt zwischen Belgrad und Prishtina erzielten Abkommen nicht. Aber was will man machen, zuckt er mit den Schultern.
"Wenn es nicht möglich ist, dass Kosovo bei Serbien bleibt, dann werde ich auch eine Autonomie der serbischen Gemeinden innerhalb Kosovos akzeptieren. Es ist besser, als auf alles zu verzichten. Niemand wird damit glücklich sein, aber es ist das kleinere Übel."
Ernüchterung, Resignation, ein Fügen in das Unvermeidliche – so lässt sich die Stimmung in Serbien insgesamt charakterisieren. Das Thema Kosovo eignet sich nicht mehr für erbitterte politische Schlachten, wie auch Srdjan Bogosavljevic vom Meinungsforschungsinstitut IPSOS bestätigt.
"Kosovo wird auf jeden Fall immer weniger wichtig. Serbien ist in so einer schlechten Verfassung, dass es für die Leute andere Themen gibt: Arbeitslosigkeit, normale Dinge, die Bewältigung ihres Alltags. Das heißt aber nicht, dass es nicht viele Emotionen gibt. Die Leute sind sich zwar sehr klar darüber, das Kosovo faktisch verloren ist. Aber trotzdem sind sie nicht bereit, es offiziell aufzugeben."
Entsprechend beeilten sich auch die serbischen Politiker, unisono zu erklären: Das Abkommen, mit dem die bislang von Belgrad kontrollierten serbischen Gemeinden der Autorität Prishtinas unterstellt werden, bedeute keinesfalls eine Anerkennung Kosovos als unabhängiger Staat. Dies bleibt die rote Linie der serbischen Politik – und auch die vieler Serben. Für Srdjan Bogosavljevic ist es jedoch zu einfach, das bloß als Ausdruck eines serbischen Nationalismus zu betrachten.
"Es gibt genug Leute, die eine sehr klare und starke Verbindung mit Kosovo haben. So schätze ich, dass etwa ein Zehntel der serbischen Bevölkerung ursprünglich aus dem Kosovo kommt. Ein Zehntel der Bevölkerung ist nicht genug, um die öffentliche Meinung komplett zu bestimmen. Aber es ist eine große Bedrohung für jeden Politiker, der offen sagt, mir ist Kosovo egal."
Trotzdem wird heute aus Serbien wohl grünes Licht für die am vergangenen Freitag bloß paraphrasierte Vereinbarung kommen. Bleibt die entscheidende Frage, wie und ob das Abkommen überhaupt umgesetzt werden kann. Bislang ist der kosovarische Staat im serbisch dominierten Norden des Landes praktisch nicht präsent. Und wenn es nach dem Willen der dort lebenden Serben geht, soll sich daran auch nichts ändern. Im vergangenen Jahr hatten sie sich in einem Referendum mit fast 100 Prozent der abgegebenen Stimmen gegen jede Zusammenarbeit mit der Regierung in Prishtina ausgesprochen. Und auch jetzt haben die serbischen Bürgermeister schon ihren Widerstand gegen die Vereinbarung angekündigt. Nicht nur deshalb fängt für Nenad Durdevic vom Forum für ethnische Beziehungen die eigentliche Arbeit erst an.
"Der ganze Prozess der Verhandlungen in Brüssel hat sich weitgehend hinter verschlossenen Türen abgespielt. Diejenigen, die betroffen sind, die Menschen in Kosovo, wissen oft gar nichts von den verschiedenen Vorschlägen, die auf dem Tisch lagen, einschließlich des nun beschlossenen Papiers. Wir, das heißt, die Vertreter der Zivilgesellschaft, müssen uns jetzt wirklich dafür einsetzen, dass wenigstens die Umsetzung des Abkommens vollständig transparent abläuft."
Entscheidend werden deshalb erst die nächsten Wochen und Monate werden. Nenad Durdevic sieht dabei vor allem die Regierung in Belgrad in der Pflicht, inwieweit es ihr gelingen wird, die Akzeptanz der Kosovo-Serben zu gewinnen. Davon hängt schließlich ab, ob neue Konflikte ausbrechen - oder ob es tatsächlich zu der erhoffte Normalisierung in den Beziehungen zwischen Serbien und Kosovo kommt.
"Wenn es gute Projekte gibt, gemeinsam mit der EU und den Kosovo-Albanern, dann wird sich herausstellen, dass sich die Situation der Serben sowohl im Norden Kosovos als auch in den anderen Regionen gar nicht so dramatisch ändern wird, nur weil sie jetzt in das System von Kosovo integriert werden. Es ist ein sehr schwieriger Prozess – aber es ist eine Chance."
"Ich bin dort geboren und aufgewachsen, die schönsten Tage meines Lebens habe ich dort verbracht. Meine Familie lebt immer noch dort, und so verfolge ich regelmäßig die Nachrichten, um zu sehen, was in Brüssel verhandelt wird. Denn es interessiert mich natürlich sehr, wie es weitergeht."
Zufrieden ist er mit dem jetzt zwischen Belgrad und Prishtina erzielten Abkommen nicht. Aber was will man machen, zuckt er mit den Schultern.
"Wenn es nicht möglich ist, dass Kosovo bei Serbien bleibt, dann werde ich auch eine Autonomie der serbischen Gemeinden innerhalb Kosovos akzeptieren. Es ist besser, als auf alles zu verzichten. Niemand wird damit glücklich sein, aber es ist das kleinere Übel."
Ernüchterung, Resignation, ein Fügen in das Unvermeidliche – so lässt sich die Stimmung in Serbien insgesamt charakterisieren. Das Thema Kosovo eignet sich nicht mehr für erbitterte politische Schlachten, wie auch Srdjan Bogosavljevic vom Meinungsforschungsinstitut IPSOS bestätigt.
"Kosovo wird auf jeden Fall immer weniger wichtig. Serbien ist in so einer schlechten Verfassung, dass es für die Leute andere Themen gibt: Arbeitslosigkeit, normale Dinge, die Bewältigung ihres Alltags. Das heißt aber nicht, dass es nicht viele Emotionen gibt. Die Leute sind sich zwar sehr klar darüber, das Kosovo faktisch verloren ist. Aber trotzdem sind sie nicht bereit, es offiziell aufzugeben."
Entsprechend beeilten sich auch die serbischen Politiker, unisono zu erklären: Das Abkommen, mit dem die bislang von Belgrad kontrollierten serbischen Gemeinden der Autorität Prishtinas unterstellt werden, bedeute keinesfalls eine Anerkennung Kosovos als unabhängiger Staat. Dies bleibt die rote Linie der serbischen Politik – und auch die vieler Serben. Für Srdjan Bogosavljevic ist es jedoch zu einfach, das bloß als Ausdruck eines serbischen Nationalismus zu betrachten.
"Es gibt genug Leute, die eine sehr klare und starke Verbindung mit Kosovo haben. So schätze ich, dass etwa ein Zehntel der serbischen Bevölkerung ursprünglich aus dem Kosovo kommt. Ein Zehntel der Bevölkerung ist nicht genug, um die öffentliche Meinung komplett zu bestimmen. Aber es ist eine große Bedrohung für jeden Politiker, der offen sagt, mir ist Kosovo egal."
Trotzdem wird heute aus Serbien wohl grünes Licht für die am vergangenen Freitag bloß paraphrasierte Vereinbarung kommen. Bleibt die entscheidende Frage, wie und ob das Abkommen überhaupt umgesetzt werden kann. Bislang ist der kosovarische Staat im serbisch dominierten Norden des Landes praktisch nicht präsent. Und wenn es nach dem Willen der dort lebenden Serben geht, soll sich daran auch nichts ändern. Im vergangenen Jahr hatten sie sich in einem Referendum mit fast 100 Prozent der abgegebenen Stimmen gegen jede Zusammenarbeit mit der Regierung in Prishtina ausgesprochen. Und auch jetzt haben die serbischen Bürgermeister schon ihren Widerstand gegen die Vereinbarung angekündigt. Nicht nur deshalb fängt für Nenad Durdevic vom Forum für ethnische Beziehungen die eigentliche Arbeit erst an.
"Der ganze Prozess der Verhandlungen in Brüssel hat sich weitgehend hinter verschlossenen Türen abgespielt. Diejenigen, die betroffen sind, die Menschen in Kosovo, wissen oft gar nichts von den verschiedenen Vorschlägen, die auf dem Tisch lagen, einschließlich des nun beschlossenen Papiers. Wir, das heißt, die Vertreter der Zivilgesellschaft, müssen uns jetzt wirklich dafür einsetzen, dass wenigstens die Umsetzung des Abkommens vollständig transparent abläuft."
Entscheidend werden deshalb erst die nächsten Wochen und Monate werden. Nenad Durdevic sieht dabei vor allem die Regierung in Belgrad in der Pflicht, inwieweit es ihr gelingen wird, die Akzeptanz der Kosovo-Serben zu gewinnen. Davon hängt schließlich ab, ob neue Konflikte ausbrechen - oder ob es tatsächlich zu der erhoffte Normalisierung in den Beziehungen zwischen Serbien und Kosovo kommt.
"Wenn es gute Projekte gibt, gemeinsam mit der EU und den Kosovo-Albanern, dann wird sich herausstellen, dass sich die Situation der Serben sowohl im Norden Kosovos als auch in den anderen Regionen gar nicht so dramatisch ändern wird, nur weil sie jetzt in das System von Kosovo integriert werden. Es ist ein sehr schwieriger Prozess – aber es ist eine Chance."