Die Beziehungen der Türkei zu Russland und Israel waren nach schweren Zwischenfällen jeweils stark beschädigt. Zum Bruch mit Moskau kam es im vergangenen November, nachdem die türkische Armee im syrischen Grenzegebiet ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen hatte. Russland verhängte daraufhin Sanktionen gegen die türkische Agrarindustrie und die Tourismusbranche.
Noch länger dauerte die Eiszeit mit Israel: Sie begann vor sechs Jahren, als israelische Marinesoldaten zehn Türken an Bord eines Hilfsschiffs für den Gaza-Streifen erschossen. Das Schiff war Teil einer Flotte, die die Blockade des Palästinensergebiets durchbrechen sollte. Als Konsequenz aus dem Vorfall wurden unter anderem die Botschafter beider Länder zurückgezogen.
Jetzt scheint sich das Verhältnis zu Russland wieder zu normalisieren: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Russlands Präsident Wladimir Putin teilten nach ihrem Telefongespräch mit, dass die russischen Sanktionen gegen die türkische Tourismusbranche aufgehoben würden. Auch der Handel soll wieder im normalen Rahmen erfolgen. Außerdem ist ein persönliches Gespräch der beiden Staatschefs für Anfang September beim G-20-Treffen in China angestrebt.
Erdogan entschuldigte sich
Den Weg zur Versöhnung mit Moskau hatte Erdogan vor zwei Tagen mit einem Brief an Putin freigemacht, in dem er sich für den Abschuss des Kampfjets entschuldigte. Erdogans Vorgehen dürfte nicht zuletzt in der Wirksamkeit der russischen Sanktionen begründet gewesen sein: Die Zahl der russischen Touristen war nach Angaben der Regierung in Ankara zuletzt um fast 92 Prozent zurückgegangen - sprich: Es kamen so gut wie gar keine russischen Urlauber mehr in die Türkei. Das schmerzt in einer Zeit, in der die türkische Tourismus-Branche wegen der verheerenden Anschläge wie gestern am Istanbuler Flughafen ohnehin am Boden liegt, besonders.
Israelisches Sicherheitskabinett billigt Versöhnung
Eine Versöhnung zwischen der Türkei und Israel war schon am Wochenende in Gang gekommen - und sie nahm heute in Jerusalem die vorletzte Hürde: Das israelische Sicherheitskabinett billigte das bereits unterzeichnete bilaterale Versöhnungsabkommen. Nun fehlt nur noch die Zustimmung des türkischen Parlaments. Das Abkommen sieht eine umfassende Normalisierung der gegenseitigen Beziehungen vor; unter anderem sollen die Botschafter wieder zurückkehren.
(mg/nin)