Am 28. Mai 1938 versammelte Hitler die Spitzen der Wehrmacht und des Auswärtigen Amtes in der Reichskanzlei und erklärte ihnen:
"Es ist mein unerschütterlicher Wille, dass die Tschechoslowakei von der Landkarte verschwinden muss."
Die Tschechoslowakische Republik zählte zu den wenigen nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten Staaten, die ihre demokratische Verfassung auch über die Nöte der Weltwirtschaftskrise hatten bewahren können. Den Entschluss, sie zu zerschlagen, hatte der deutsche Diktator bereits unmittelbar nach dem "Anschluss" Österreichs im März 1938 gefasst. Als Hebel benutzte er die Sudetendeutschen, die größte nationale Minderheit in der Tschechoslowakei. Sie sollten, so trug er dem Führer der Sudetendeutschen Partei Konrad Henlein auf, von der Prager Regierung
"immer so viel fordern, dass wir nicht zufriedengestellt werden können".
In der Weisung für den sogenannten "Fall Grün" von Ende Mai 1938 wurde der Wehrmacht befohlen, die Vorbereitungen für den Angriff bis zum 1. Oktober abzuschließen. Während des gesamten Sommers brachten die deutschen Medien unaufhörlich Berichte über angebliche "Gräueltaten" der Tschechen an den Sudetendeutschen und heizten so die Spannungen an. So hieß es noch in der Wochenschau vom 13. September:
"Während alle europäischen Kulturnationen sich um einen friedlichen Ausgleich des tschechoslowakischen Konflikts bemühen, versucht die Prager Regierung, durch Terror und bewusste Katastrophenpolitik ganz Europa in einen Krieg hineinzuziehen. Mit brutaler Gewalt wollen die tschechischen Machthaber die unglückliche sudetendeutsche Bevölkerung weiterhin knechten."
In der deutschen Bevölkerung wuchs unterdessen die Angst vor einem neuen Krieg. Doch wenige Tage später schien sich unverhofft die Tür zu einer friedlichen Lösung zu öffnen. Der britische Premierminister Neville Chamberlain bot seine Vermittlung an, und während eines Treffens mit Hitler auf dessen Alpenresidenz, dem Berghof, am 15. September einigte man sich grundsätzlich darauf, den Sudetendeutschen das Selbstbestimmungsrecht zuzuerkennen. Doch bei einem zweiten Treffen mit Chamberlain in Bad Godesberg am 22. und 23. September schraubte Hitler seine Bedingungen hoch. Ultimativ verlangte er die Räumung der sudetendeutschen Gebiete bereits zum 1. Oktober und setzte der tschechischen Regierung eine Frist für die Annahme seiner Forderung bis zum 28. September, 14 Uhr. Erwartungsgemäß lehnte Prag ab. Ein Krieg schien kaum mehr abwendbar zu sein. Am Abend des 26. September hielt Hitler eine Rede im Berliner Sportpalast, in der er sich in Schmähungen des tschechischen Staatspräsidenten Edouard Benesch erging.
"Er hat jetzt in seiner Hand: Frieden oder Krieg! Er wird entweder dieses Angebot jetzt akzeptieren und den Deutschen endlich die Freiheit geben, oder wir werden diese Freiheit uns selbst holen! (...) Wir sind entschlossen. Herr Benesch mag jetzt wählen!"
Am 28. September, nur zwei Stunden vor Ablauf des Ultimatums, trat eine überraschende Wende ein: Der italienische Gesandte in Berlin, Bernardo Attolico, überreichte eine Botschaft Benito Mussolinis, in der dieser eine Konferenz der vier Mächte – Deutschland, Italien, England und Frankreich – vorschlug. Dem Drängen des Bündnispartners konnte sich Hitler schlecht entziehen, und so trafen er, Mussolini, Chamberlain und der französische Präsident Eduard Daladier bereits am nächsten Tag in München zusammen. In den frühen Morgenstunden setzten die vier Staatschefs ihre Unterschrift unter das Abkommen: Demnach sollte der Einmarsch der Wehrmacht in die sudetendeutschen Gebiete am 1. Oktober beginnen und am 10. Oktober abgeschlossen sein. Ein internationaler Ausschuss sollte in strittigen Gebieten Volksabstimmungen anberaumen und danach die endgültigen Grenzen festlegen. England und Frankreich verpflichteten sich auf eine Bestandsgarantie des tschechischen Reststaates.
"Wir sind alle auf einem dünnen Drahtseil über einen schwindelnden Abgrund gegan-gen. Nun haben wir aber wieder festen Boden unter den Füßen. Das ist auch ein schönes Gefühl",
vermerkte Propagandaminister Joseph Goebbels in seinem Tagebuch. Doch von einem solchen Hochgefühl war Hitler weit entfernt. Denn er war um die angestrebte "große Lö-sung", die Zerschlagung der Tschechoslowakei gebracht worden. Die Hoffnung der West-mächte, den Diktator im Sinne der Appeasement-Politik zu beschwichtigen, erwies sich als trügerisch. Es sollte nicht einmal ein halbes Jahr dauern, bis er die Wehrmacht am 15. März nach Prag marschieren ließ – und damit das Münchner Abkommen brach.
"Es ist mein unerschütterlicher Wille, dass die Tschechoslowakei von der Landkarte verschwinden muss."
Die Tschechoslowakische Republik zählte zu den wenigen nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten Staaten, die ihre demokratische Verfassung auch über die Nöte der Weltwirtschaftskrise hatten bewahren können. Den Entschluss, sie zu zerschlagen, hatte der deutsche Diktator bereits unmittelbar nach dem "Anschluss" Österreichs im März 1938 gefasst. Als Hebel benutzte er die Sudetendeutschen, die größte nationale Minderheit in der Tschechoslowakei. Sie sollten, so trug er dem Führer der Sudetendeutschen Partei Konrad Henlein auf, von der Prager Regierung
"immer so viel fordern, dass wir nicht zufriedengestellt werden können".
In der Weisung für den sogenannten "Fall Grün" von Ende Mai 1938 wurde der Wehrmacht befohlen, die Vorbereitungen für den Angriff bis zum 1. Oktober abzuschließen. Während des gesamten Sommers brachten die deutschen Medien unaufhörlich Berichte über angebliche "Gräueltaten" der Tschechen an den Sudetendeutschen und heizten so die Spannungen an. So hieß es noch in der Wochenschau vom 13. September:
"Während alle europäischen Kulturnationen sich um einen friedlichen Ausgleich des tschechoslowakischen Konflikts bemühen, versucht die Prager Regierung, durch Terror und bewusste Katastrophenpolitik ganz Europa in einen Krieg hineinzuziehen. Mit brutaler Gewalt wollen die tschechischen Machthaber die unglückliche sudetendeutsche Bevölkerung weiterhin knechten."
In der deutschen Bevölkerung wuchs unterdessen die Angst vor einem neuen Krieg. Doch wenige Tage später schien sich unverhofft die Tür zu einer friedlichen Lösung zu öffnen. Der britische Premierminister Neville Chamberlain bot seine Vermittlung an, und während eines Treffens mit Hitler auf dessen Alpenresidenz, dem Berghof, am 15. September einigte man sich grundsätzlich darauf, den Sudetendeutschen das Selbstbestimmungsrecht zuzuerkennen. Doch bei einem zweiten Treffen mit Chamberlain in Bad Godesberg am 22. und 23. September schraubte Hitler seine Bedingungen hoch. Ultimativ verlangte er die Räumung der sudetendeutschen Gebiete bereits zum 1. Oktober und setzte der tschechischen Regierung eine Frist für die Annahme seiner Forderung bis zum 28. September, 14 Uhr. Erwartungsgemäß lehnte Prag ab. Ein Krieg schien kaum mehr abwendbar zu sein. Am Abend des 26. September hielt Hitler eine Rede im Berliner Sportpalast, in der er sich in Schmähungen des tschechischen Staatspräsidenten Edouard Benesch erging.
"Er hat jetzt in seiner Hand: Frieden oder Krieg! Er wird entweder dieses Angebot jetzt akzeptieren und den Deutschen endlich die Freiheit geben, oder wir werden diese Freiheit uns selbst holen! (...) Wir sind entschlossen. Herr Benesch mag jetzt wählen!"
Am 28. September, nur zwei Stunden vor Ablauf des Ultimatums, trat eine überraschende Wende ein: Der italienische Gesandte in Berlin, Bernardo Attolico, überreichte eine Botschaft Benito Mussolinis, in der dieser eine Konferenz der vier Mächte – Deutschland, Italien, England und Frankreich – vorschlug. Dem Drängen des Bündnispartners konnte sich Hitler schlecht entziehen, und so trafen er, Mussolini, Chamberlain und der französische Präsident Eduard Daladier bereits am nächsten Tag in München zusammen. In den frühen Morgenstunden setzten die vier Staatschefs ihre Unterschrift unter das Abkommen: Demnach sollte der Einmarsch der Wehrmacht in die sudetendeutschen Gebiete am 1. Oktober beginnen und am 10. Oktober abgeschlossen sein. Ein internationaler Ausschuss sollte in strittigen Gebieten Volksabstimmungen anberaumen und danach die endgültigen Grenzen festlegen. England und Frankreich verpflichteten sich auf eine Bestandsgarantie des tschechischen Reststaates.
"Wir sind alle auf einem dünnen Drahtseil über einen schwindelnden Abgrund gegan-gen. Nun haben wir aber wieder festen Boden unter den Füßen. Das ist auch ein schönes Gefühl",
vermerkte Propagandaminister Joseph Goebbels in seinem Tagebuch. Doch von einem solchen Hochgefühl war Hitler weit entfernt. Denn er war um die angestrebte "große Lö-sung", die Zerschlagung der Tschechoslowakei gebracht worden. Die Hoffnung der West-mächte, den Diktator im Sinne der Appeasement-Politik zu beschwichtigen, erwies sich als trügerisch. Es sollte nicht einmal ein halbes Jahr dauern, bis er die Wehrmacht am 15. März nach Prag marschieren ließ – und damit das Münchner Abkommen brach.