Dass Mitarbeiter der US-Regierung von Donald Trump ab und an Interna an Journalisten ausplaudern, ist im Alltag des Weißen Hauses normal. Dass nun aber ein ranghoher Regierungsmitarbeiter einen Gastbeitrag für die New York Times geschrieben hat – und von Widerstand gegen Trump aus den eigenen Reihen berichtet, ist außergewöhnlich. Trumps Handeln sei, Zitat: Dem Wohlergehen des Landes abträglich.
Der Gastbeitrag aus der New York Times dominiert die Nachrichten. In dem Text heißt es, Trump verstehe nicht, dass viele Mitarbeiter in seiner eigenen Regierung daran arbeiten, Teile seines Programms und seiner schlimmsten Neigungen zu verhindern. Einer dieser Mitarbeiter, schreibt der anonyme Autor, sei er selbst.
Trump wetterte auf Twitter gegen den Artikel
Der demokratische Senator Dick Durbin sagte, der Gastbeitrag zeige, dass im Umgang mit dem US-Präsidenten eine Grundregel gelte, der normalerweise Eltern folgen:
"Lassen sie ihre Kinder nicht mit scharfen Gegenständen spielen!"
Das Weiße Haus ist nach der Veröffentlichung des Artikels außer sich. Trumps Sprecherin Sarah Sanders nannte den Text erbärmlich. Trump selbst wetterte einmal mehr gegen die Medien:
"Wenn die scheiternde New York Times einen anonymen Gastbeitrag druckt, ist das feige, es ist ein feiger Gastkommentar. Wir machen einen großartigen Job. Keiner wird mich bei der Wahl 2020 schlagen.
Auf Twitter legte Trump später nach und schrieb. Wenn der sogenannte ranghohe Regierungsmitarbeiter wirklich existiere, müsse die New York Times der US-Regierung verraten, wer es ist – das sei eine Frage der Nationalen Sicherheit. Die New York Times bezeichnete den anonymen Autoren als "Senior Official", ein Titel, der im Weißen Haus auf viele Mitarbeiter passen könnte. Die Zeitung wisse, von wem der Text kommt, behalte den Namen aber für sich, um den Mitarbeiter zu schützen.
Wohl keine Konsequenzen für Trump
Der republikanische Senator Lindsey Graham sagte CNN, der Gastbeitrag werde – trotz der Aufregung - für Trump wohl kaum negative Folgen haben:
"Es ist eine Hofintrige, die aber mehr die Fernsehsender interessiert als jeden anderen. In der Welt in der ich lebe, in South Carolina, da zählt das alles überhaupt nicht."
Erst vor zwei Tagen hatte das neue Buch des Star-Journalisten Bob Woodward das Weiße Haus in Unruhe versetzt. Erste Auszüge aus dem Buch, das in der kommenden Woche erscheint, zeichneten ein ebenso chaotisches Bild vom Weißen Haus. Verteidigungsminister Mattis etwa habe über Trump gesagt, der Präsident habe den Verstand eines Fünf- oder Sechstklässlers. Das Weiße Haus wies die Darstellungen Woodwards als Lügengeschichten zurück.