Zwei der nach den Pariser Anschlägen in Belgien festgenommenen Terrorverdächtigen stehen unter dringendem Tatverdacht. Gegen beide Personen, die bereits am Samstag festgenommen worden waren, wurde Haftbefehl erlassen, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag in Brüssel mit. Der Vorwurf lautet, dass sie an einem terroristischen Attentat und den Aktionen einer terroristischen Vereinigung beteiligt gewesen seien.
Fünf weitere Verdächtige, die am Wochenende festgenommen worden waren, wurden den Angaben zufolge ohne weitere Beschuldigungen auf freien Fuß gesetzt. Unter ihnen ist auch Mohamed Abdeslam. Mohamed war am Samstag in Belgien festgenommen worden. Sein Bruder Brahim Abdeslam soll einer der sieben Männer sein, die sich bei den Angriffen in Paris am Freitagabend in die Luft gesprengt haben. Der dritte Bruder, Salah Abdeslam, gilt ebenfalls als mutmaßlicher Terrorist und ist auf der Flucht.
Belgische Spezialkräfte waren am Montag im Brüsseler Stadtteil Molenbeek im Einsatz und belagerten ein Haus. Nach vier Stunden beendete die Polizei den Anti-Terror-Einsatz. Das sagte die Bürgermeisterin von Molenbeek, Françoise Schepmans, im belgischen Rundfunk RTBF. Es sei kein Polizist verletzt worden. Medienberichte, wonach es eine Verhaftung gab, wurden inzwischen von der belgischen Generalstaatsanwaltschaft dementiert. Die Polizeiaktion galt den Angaben zufolge dem gesuchten und zur Fahndung ausgeschriebenen Terrorverdächtigen Salah Abdeslam.
Drahtzieher der Anschläge in Paris soll Abdelhamid Abaaoud sein
In Frankreich wurden bei Razzien im islamistischen Milieu 168 Wohnungen durchsucht. Wie Innenminister Bernard Cazeneuve mitteilte, wurden bei den Razzien, die insbesondere in der Region von Paris, Lyon, Grenoble und Toulouse stattfanden, 23 Verdächtige festgenommen und 104 Menschen unter Hausarrest gestellt. Außerdem seien 31 Waffen beschlagnahmt worden. Laut Ermittlerkreisen wurden in Lyon eine Panzerfaust und ein Sturmgewehr gefunden.
Die französischen Ermittler gehen davon aus, dass die Angriffe vom Freitagabend von insgesamt acht Angreifern verübt wurden. Als Drahtzieher wird der Belgier Abdelhamid Abaaoud genannt, der mit früheren, vereitelten islamistisch motivierten Angriffen in Belgien in Verbindung gebracht wird. Der französische Premierminister Manuel Valls sagte dem Fernsehsender RTL, die Taten seien von Syrien aus organisiert und geplant worden. Am Mittag fand in Gedenken an die Opfer eine Schweigeminute statt. An den Tatorten in Paris versammelten sich zahlreiche Menschen. Auch in Berlin wurde der Opfer gedacht.
Festnahme in Deutschland
Kurz nach den Anschlägen von Paris hat es in Nordrhein-Westfalen eine Festnahme gegeben. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, sei in Arnsberg ein 39-jähriger Flüchtling aus Algerien festgenommen worden. Der Mann soll syrischen Mitflüchtlingen Tage vor den Attentaten gesagt haben, dass in der französischen Hauptstadt Bomben explodieren würden. Es werde nun geprüft, ob sich der Mann wegen Nichtanzeigens eines Verbrechens schuldig gemacht habe.
Bei den Pariser Anschlägen waren mindestens 129 Menschen umgekommen und 350 weitere verletzt worden. Sieben Attentäter hatten sich bei den Angriffen in die Luft gesprengt. Ein Achter wurde von der Polizei erschossen. Verantwortlich sein soll die Terrormiliz "Islamischer Staat".
Ein weiterer Deutscher unter den Toten
Inzwischen wurde ein zweites deutsches Todesopfer identifiziert. "Wir müssen leider bestätigen, dass ein weiterer deutscher Staatsangehöriger unter den Todesopfern der Anschläge von Paris ist", teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts mit.
(pg/tgs)