In der Nacht kontrollierten Polizeieinheiten Straßen und Häuser. Auch Hubschrauber waren im Einsatz. Derzeit konzentriert sich die Suche auf eine ländliche Gegend etwa 80 Kilometer nordöstlich von Paris. Die Regierung hat landesweit fast 90.000 Einsatzkräfte mobilisiert, um die beiden schwer bewaffneten Hauptverdächtigen zu fassen.
Einer der beiden Brüder soll nach Berichten von US-Medien vor einigen Jahren an einem Al-Kaida-Training im Jemen teilgenommen haben. Zudem hätten beide Brüder auf der Flugverbotsliste der USA gestanden, hieß es.
Schweigeminute in Frankreich und im UNO-Sicherheitsrat
Die französischen Ermittler gehen nach dem Fund von Molotow-Cocktails und einer Islamistenflagge in einem Fluchtauto in Paris davon aus, dass die Brüder weitere Anschläge geplant hatten. Die Polizei nahm neun Personen aus dem Umfeld der Terroristen in Gewahrsam, wie Innenminister Bernard Cazeneuve bekannt gab.
In ganz Frankreich gab es gestern eine Schweigeminute für die zwölf Todesopfer. Tausende Menschen gingen erneut auf die Straßen, um ihre Solidarität zu zeigen, wie ARD-Korrespondentin Anne Christin Heckmann berichtet. Am Abend wurde das Licht am Eiffelturm ausgeschaltet. Auch der UNO-Sicherheitsrat gedachte der Opfer des Anschlags mit einer Schweigeminute.
Solidaritätskundgebung ohne Front National geplant
Heute Vormittag findet in Paris erneut eine Sondersitzung des Kabinetts unter Leitung von Präsident François Hollande statt. Als Reaktion auf den Anschlag wollen zudem mehrere europäische Staaten und die USA über die Terrorabwehr beraten. Zu den Gesprächen am Sonntag in der französischen Hauptstadt werden unter anderem US-Justizminister Eric Holder und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erwartet. Am selben Tag planen Gewerkschaften, Parteien und Menschenrechtsgruppen eine Solidaritätskundgebung. Der Anschlag islamistischer Terroristen stelle die republikanischen Werte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit infrage, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Der rechtsextreme Front National wurde nicht eingeladen. Zudem kündigte der EU-Ratsvorsitzende Donald Tusk an, dass die Staats- und Regierungschef der Europäischen Union am 12. Februar auf einem Gipfel über den Kampf gegen Terrorismus beraten wollen.
Am Mittwochvormittag waren drei vermummte und bewaffnete Männer in die Redaktion von "Charlie Hebdo" in Paris eingedrungen und hatten dort gezielt Menschen erschossen. Nach der Tat riefen die Attentäter laut Augenzeugen "Wir haben den Propheten gerächt" und "Wir haben Charlie Hebdo getötet". Unter den insgesamt zwölf Todesopfern war der Chefredakteur Stéphane Charbonnier. Weitere elf Menschen wurden verletzt. Offenbar in Reaktion auf den Anschlag waren in der Nacht zu Donnerstag mehrere islamische Einrichtungen in Frankreich attackiert worden. Verletzt wurde niemand.
(hba/lie)