Bewaffnete Männer haben am Freitag eine Moschee in dem Ort Rawdah nahe der Provinzhauptstadt Al-Arisch im Norden der Sinai-Halbinsel angegriffen. Dort hatten sich gläubige Muslime zum Gebet versammelt. "Die Angreifer haben mindestens einen Sprensatz gezündet", sagte ARD-Kairo-Korrespondentin Anne Allmeling im Dlf. Es gebe auch Stimmen, die von mehreren Sprengsätzen sprechen. "Als die Menschen begannen zu fliehen, haben sie auf sie geschossen." Die Angreifer hatten die Moschee offenbar mit mehreren Geländewagen umstellt. Auch auf die Helfer sei geschossen worden, sagt sie.
Genaue Planung spricht für IS
Offiziellen Zahlen zufolge sollen über 300 Menschen bei dem Anschlag getötet worden sein, mehr als 100 wurden verletzt. "Damit ist es einer der schlimmsten Anschläge, wenn nicht der schlimmste Anschlag in der jüngeren Geschichte Ägyptens", sagt Allmeling. Bekannt habe sich zu dieser Tat noch niemand, allerdings vermuteten viele, dass der ägyptische Ableger des "Islamischen Staats" (IS) dahinter stecke. Dieser sei schon seit Längerem auf der Halbinsel aktiv. Terroristen mit Verbindungen zum IS hätten in der vergangenen Zeit immer wieder Anschläge in dieser Region verübt. Dass dieser Terrorangriff so genau geplant gewesen sei, spreche dafür, dass der IS dahinter stecken könnte.
"Außerdem handelt es sich bei der Moschee, um die Moschee eines Sufi-Ordens", so Allmeling. Extremistische Sunniten hielten die Sufis für Glaubensabtrünnige. "Der IS hatte bereits angekündigt, die Sufis bekämpfen zu wollen", erläuterte die Korrespondentin. Dennoch sei über die Verantwortlichkeit dieses Anschlags noch nichts Genaueres bekannt.
Präsident Abdel Fattah el Sisi hatte angekündigt, hart auf diesen Anschlag zu reagieren. Die ägyptische Luftwaffe hat mutmaßliche Terroristen-Verstecke und Fahrzeuge angegriffen. "Hier geht es erst einmal darum, Stärke zu demonstrieren", sagt Allemeling. Aber man dürfe nicht vergessen, dass der Präsident wegen dieser Anschläge stark unter Druck stehe.