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Anschlag auf eine koptische Kirche
Das Bild vom friedlichen Zusammenleben zerbricht leicht

Der Anschlag auf eine koptische Kirche in Kairo, bei dem 24 Menschen getötet worden waren, habe gezeigt, wie gefährdet das oft friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen in Ägypten sei, sagte der langjährige ARD-Korrespondent Martin Durm im Deutschlandfunk. Es gebe auch eine lange Tradition der Gewalt zwischen beiden Religionsgemeinschaften.

Martin Durm im Gespräch mit Susanne Fritz |
    Eine Nonne weint nach der Bombenexplosion während der Sonntagsmesse in der St.-Peter-und-Paul-Kirche der koptischen Christen in Kairo. AFP PHOTO / KHALED DESOUKI
    Eine Nonne weint nach der Bombenexplosion während der Sonntagsmesse in der koptischen St.-Peter-und-Paul-Kirche. (AFP / KHALED DESOUKI)
    Der Ägypten-Experte erklärte, es habe immer wieder Epochen gegeben, in denen Kopten und Muslime friedlich nebeneinander lebten - etwa unter dem autokratisch regierenden Präsidenten Husni Mubarak (1981-2011). Dieser Frieden sei vom Staatsfernsehen regelrecht zelebriert worden. Das sei aber nur das "offizielle Bild vom friedlichen Zusammenleben der Religionen", so Martin Durm. Das scheinbar friedliche Zusammenleben könne durch Kleinigkeiten empfindlich gestört werden. Denn Ägypten sei ein sozial tief gespaltenes Land. Besonders bei innenpolitischen Krisen sei es immer wieder zu Übergriffen gekommen, sagte Martin Durm. Dann spiele das Regime die Religionsgemeinschaften gegeneinander aus, damit sich die Unzufriedenheit nicht aufs Regime, sondern auf die jeweils andere Religion richte.
    Christliche Urgemeinden in Syrien und dem Irak sind bedroht
    Die Lage der Kopten, der größten christlichen Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten, sei im Vergleich zur Situation der Christen in Syrien und dem Irak "erträglich", sagte Martin Durm, der von einer Recherchereise aus dem Irak zurückgekehrt ist. In den Kriegsgebieten in Syrien und Irak hingegen fliehen die Christen vor der Verfolgung durch die islamistische Terrororganisation "Islamischer Staat". Dort seien die christlichen "Urgemeinden" bedroht. Syrien und der Irak gehören zu den frühesten christlichen Siedlungsgebieten. Erst nach der Islamisierung im 7. Jahrhundert wurden die Christen nach und nach zur religiösen Minderheit im Land. Jetzt drohe das Christentum in diesen Ländern auszusterben.
    In Ägypten hingegen wollten die meisten Christen bleiben. Von 90 Millionen Einwohnern seien etwa zehn Prozent Kopten. Offizielle Zahlen gebe es aber nicht. Die Christen in Ägypten betrachten Ägypten als ihr Ursprungsland, so Durm. Viele Kopten bezeichnen sich als Urägypter. Denn das Christentum ist schon seit dem 1. Jahrhundert in Ägypten präsent und war jahrhundertelang die dominierende Religion. Anders als in Syrien und dem Irak gibt es keine massenhafte Flucht von Kopten.
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.