Mit dem Anschlag sei klar, dass die YPG eine Terrorgruppe ist, sagte Ministerpräsident Davutoglu. Bei dem Attentäter habe es sich um einen 23-jährigen syrischen Staatsbürger gehandelt. Die YPG arbeite mit der verbotenen Arbeiterpartei PKK zusammen, sagte der Regierungschef. Die Miliz ist von den USA nicht als Terrorgruppe eingestuft und sogar im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) unterstützt worden. Er erwarte eine Kooperation der türkischen Verbündeten gegen die Gruppe, sagte Davutoglu und forderte ein Ende der Unterstützung für die kurdischen Kämpfer in Syrien. Die Informationen, die die türkischen Behörden ermittelt hätten, würden die Beteiligung der YPG belegen. Eine Terrororganisation in der Türkei habe den Anschlag gemeinsam mit dem YPG-Kämpfer, der aus Syrien eingereist sei, verübt. Nach Angaben der türkischen Führung sind 14 Verdächtige festgenommen worden.
PYD: Beschuldigungen sind Vorwand für Angriffe gegen Kurden
Die kurdische Partei Demokratische Union (PYD), politischer Arm der YPG, wies die Vorwürfe der türkischen Regierung zurück. "Wir bestreiten jede Verwicklung in diesen Angriff", sagte PYD-Chef Saleh Muslim der Nachrichtenagentur AFP. Von dem angeblichen Attentäter habe er "niemals gehört". Die Beschuldigungen seien ein Vorwand für die Türkei, um gegen Kurden in Syrien vorgehen zu können. Der Agentur AP sagte er: "Es gibt keine Verbindung zwischen uns und den Ereignissen in der Türkei." PYD und YPG geben regelmäßig an, keine Verbindungen zur PKK zu haben, was Ankara ihnen aber vorwirft. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte vor Journalisten, der Anschlag zeige der internationalen Gemeinschaft, dass zwischen der PKK und syrischen Milizen starke Verbindungen bestünden.
Türkische Medien berichteten unter Berufung auf die Polizei, der Anschlag sei von einem Kurden aus Syrien verübt worden, der als Flüchtling in die Türkei gekommen sei und einer Miliz zuzurechnen sei. Er habe das Anschlagsauto gefahren und sei durch die Explosion getötet worden. Ob es sich um ein Selbstmordattentat handelte, stand demnach nicht fest.
Weiterer Anschlag im Südosten der Türkei
Derweil kam es zu einer weiteren Explosion: Im Südosten der Türkei wurde ein weiterer Angriff auf die türkische Armee verübt. Dabei wurden mindestens sechs Soldaten getötet. Ziel des Anschlags in Lice in der Provinz Diyarbakir sei am Donnerstagmorgen ein Militärkonvoi gewesen, hieß es aus Kreisen der Sicherheitskräfte. Diese machten die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) für den Angriff verantwortlich.
Im Südosten des Landes geht die Armee mit aller Härte gegen die PKK-Rebellen vor. Diese verüben immer wieder Anschläge auf die türkischen Sicherheitskräfte. Im September starben bei einem PKK-Anschlag im südosttürkischen Ort Daglica 16 Soldaten.
Erdogan kündigt Vergeltung an
Ziel des Anschlags in Ankara im Regierungsviertel Cankaya in der Nähe des Parlaments waren Busse der Armee, die auch Angehörige der Streitkräfte transportierten. 26 der 28 bei dem Anschlag getöteten Menschen sind laut Davotuglu Soldaten gewesen. Nach bisherigen Erkenntnissen detonierte eine Autobombe im abendlichen Berufsverkehr im Zentrum der Stadt.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte nach dem Anschlag Vergeltung angekündigt, als offiziell noch unklar war, wer hinter dem Attentat steckt. Die türkische Luftwaffe bombardierte noch am Mittwochabend Stellungen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK im Nordirak. Unklar war zunächst, ob die Luftangriffe im Zusammenhang mit dem Terroranschlag von Ankara standen.
Türkei war zuletzt häufig Ziel von Anschlägen
In der Vergangenheit kam es in der Türkei auch immer wieder zu Anschlägen, die nicht von der PKK verübt wurden, sondern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder linksterroristischen Gruppen angelastet wurden. Im vergangenen Monat riss ein Selbstmordattentäter in Istanbul elf deutsche Touristen mit in den Tod. Die Regierung machte den IS für diese Tat verantwortlich. Im Oktober waren in Ankara beim schwersten Anschlag in der jüngeren Geschichte der Türkei mehr als Hundert Menschen getötet worden. Ziel waren damals Teilnehmer einer regierungskritischen Friedensoperation. Die Regierung machte auch dafür den IS verantwortlich. Seitdem herrscht die höchste Terrorwarnstufe im Land.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach den Angehörigen der Opfern ihr Mitgefühl aus und sicherte der Türkei Untersützung zu: "Die Bundeskanzlerin versicherte sowohl dem türkischen Ministerpräsidenten als auch dem Präsidenten, dass Deutschland im Kampf gegen den Terrorismus solidarisch an der Seite der Türkei stehe", teilte ihr Sprecher Steffen Seibert mit.
(nch/cvo/dk)