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Anschlag in der Türkei
Erdogan: Attentäter war ein Kind

Laut dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan war der Selbstmordattentäter in Gaziantep im Süden des Landes ein Kind. In einer Ansprache sagte er, der Attentäter sei zwischen 12 und 14 Jahren alt gewesen. Erdogan zufolge wurden 51 Menschen getötet und 69 verletzt.

    Hinterbliebene trauern neben dem Sarg des drei Monate alten Sehriban Nurbay, eines der Opfer des Selbstmordattentates bei einer Hochzeitsfeier im türkischen Gaziantep.
    Hinterbliebene trauern nach dem Anschlag im türkischen Gaziantep (picture alliance / dpa / Sedat Suna)
    Zunächst war die Rede von 50 Toten und mehr als 90 Verletzten gewesen. Die Opfer hatten an einer Hochzeitsfeier teilgenommen, die im Beybahce-Viertel der Millionenstadt Gaziantep auf offener Straße stattfand. Zahlreiche Kurden sollen teilgenommen haben, darunter auch Abgeordnete der pro-kurdischen HDP. Die Detonation war so heftig, dass sie in weiten Teilen der Stadt zu hören war.
    Erdogan sagte, die Terrormiliz IS sei der "wahrscheinliche Urheber" des Attentats. "Unser Land und unsere Nation haben erneut nur eine Botschaft an diejenigen, die uns angreifen: Ihr werdet keinen Erfolg haben." Erdogan fügte hinzu, es gebe absolut keinen Unterschied zwischen dem IS, den kurdischen Rebellen und der Bewegung des in den USA sitzenden Klerikers Fetullah Gülen, dem Ankara den Putschversuch Mitte Juli vorwirft. Er nannte sie Terrorgruppen. Auch der Gouverneur der Provinz, Ali Yerlika, stufte die Tat als Terroranschlag ein.
    "Massaker beispielloser Grausamkeit und Rohheit"
    Der stellvertretende Ministerpräsident Mehmet Simsek reiste noch in der Nacht gemeinsam mit Gesundheitsminister Recep Akdag nach Gaziantep. Er sprach von einem "Massaker beispielloser Grausamkeit und Rohheit". Noch sei es zu früh, um sagen zu können, welche Gruppe hinter dem Attentat stecke, betonte Simsek. Auch Stunden nach dem Anschlag hatte sich noch niemand zu dem Gewaltakt bekannt.
    Gaziantep liegt nur wenige Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt. Im Südosten der Türkei operieren sowohl die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK als auch die Terrormiliz Islamischer Staat. Der IS hatte in der Vergangenheit wiederholt Angriffe auf kurdische Versammlungen verübt.
    Ein Sarg wird während der Beerdigungsprozession für ein Opfer des Anschlages auf eine Hochzeitsfeier im türkischen Gaziantep durch die Menge getragen. 
    Beerdigungsprozession für ein Opfer des Anschlages im türkischen Gaziantep (AFP / Ilyas Akengin)
    Beleidsbekundungen aus Berlin, Paris und Moskau
    Die deutsche und die französische Regierung haben der Türkei ihr Beileid ausgesprochen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach laut Mitteilung in Berlin von einem "grauenvollen Angriff". Der französische Präsident François Hollande verurteilte den "schändlichen Anschlag". Frankreich stehe an der Seite aller, die gegen den Terrorismus kämpfen, hieß es in einer Mitteilung des Élyséepalastes. Der russische Präsident Wladimir Putin rief zu einem gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus auf. Den Angriff verurteilte der Kremlchef in einem Beileidstelegramm an seinen türkischen Kollegen Erdogan als brutal und zynisch.
    Die EU-Kommission sicherte der Regierung in Ankara Solidarität und verstärkte Zusammenarbeit im Kampf gegen Terror zu. "Wir sind zusammen in einem gemeinsamen Kampf", erklärten die Außenbeauftragte Federica Mogherini und Erweiterungskommissar Johannes Hahn. Die türkische Regierung hatte der EU zuletzt fehlende Solidarität vorgehalten, insbesondere nach dem gescheiterten Putsch Mitte Juli. In den vergangenen Wochen stritten Brüssel und Ankara offen über die türkischen Anti-Terror-Gesetze, die avisierte Visafreiheit für Türken in der EU und die Perspektive eines türkischen EU-Beitritts.
    (stfr/kb/ach/nza)