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Anschlag in Kopenhagen
Polizei identifiziert mutmaßlichen Attentäter

Der mutmaßliche Attentäter von Kopenhagen war den Sicherheitsbehörden bekannt. Der Mann war am frühen Sonntagmorgen von der Polizei erschossen worden. Er soll bei einem Angriff auf eine Diskussionsveranstaltung mit Mohammed-Karikaturist Lars Vilks und auf eine Synagoge zwei Menschen erschossen und mehrere verletzt haben.

    Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen den mutmaßlichen Attentäter.
    Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen den mutmaßlichen Attentäter. (dpa / Polizei Kopenhagen)
    Die Polizei habe den Mann identifiziert, er sei dem Geheimdienst bekannt gewesen, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Er sei in Dänemark geboren, 22 Jahre alt und im "Bandenmilieu" bekannt. Der Mann wollte vermutlich die Anschläge auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris nachahmen. Die Behörden gehen von einem Einzeltäter aus. Die dänische Sicherheitsbehörde PET vermutet, dass der Schütze Verbindung zu Islamisten haben könnte.
    Die dänische Polizei hatte am Sonntagmorgen nahe der Bahnstation Nørrebro in Kopenhagen den Attentäter erschossen. Im Morgengrauen sei er vor einer Wohnung aufgetaucht, die unter Beobachtung gestellt worden war. Den Angaben der Behörden zufolge eröffnete er das Feuer, als die Beamten ihn ansprachen. Die Polizisten hätten die Schüsse erwidert, hieß es.
    Internetcafé in Kopenhagen gestürmt
    Die Fahnder hatten zuvor ein verschwommenes Foto des Verdächtigen veröffentlicht, auf dem er dunkle Kleidung trägt und einen Teil seines Gesichts mit einem Schal bedeckt. Der mutmaßliche Täter flüchtete in einem VW Polo. Dieser wurde später in der Nähe des Kulturzentrums gefunden.
    Es gebe weder Hinweise auf Komplizen, noch auf einen Aufenthalt des Mannes als Dschihadist im Syrien oder im Irak, sagte PET-Chef Jens Madsen. Dennoch stürmte die Polizei Medienberichten zufolge am Sonntag ein Internetcafé im Stadtteil Nørrebro und durchsuchte einen Park. Es habe mehrere Festnahmen gegeben - eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht.
    "Es ist ein unendlich trauriger Morgen"
    Die dänische Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt sprach von einem "zynischen Akt der Gewalt" und einem "Terrorakt". Niemand dürfe ungestraft die "offen, freie und demokratische dänische Gesellschaft angreifen". "Es ist ein unendlich trauriger Morgen, an dem wir alle an die Opfer und ihre Angehörigen denken. Zwei unschuldige Menschen haben ihr Leben in der Folge einer zynischen Terroraktion gegen Dänemark verloren."
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ebenso wie Vertreter der USA und Frankreichs verurteilten den Anschlag. Der französische Präsident François Hollande sicherte Thorning-Schmidt "Frankreichs Solidarität" zu.
    Kopenhagen, 15. Februar 2015: Polizisten nehmen Deckung hinter ihrem Auto. Offenbar wurde der Terrorist, der am Tag zuvor bei einer Diskussionsveranstaltung sowie in einer Synagoge zwei Menschen erschossen hatte, bei dem Gefecht getötet.
    Der mutmaßliche Täter wurde in der Nacht vor einer Wohnung in Kopenhagen gestellt und erschossen. (AFP - Martin Sylvest )
    Französischer Botschafter betroffen
    Während einer Veranstaltung über Kunst, Gotteslästerung und Meinungsfreiheit mit dem schwedischen Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks hatte es gestern Nachmittag zunächst eine Schießerei auf das Kulturcafé "Krudttønden" gegeben. Dabei wurde ein 55-jähriger Mann tödlich getroffen.
    Neben Vilks war auch der französische Botschafter François Zimeray bei der Veranstaltung anwesend - beide blieben unverletzt. "Sie haben uns von außen beschossen", sagte Zimeray der Nachrichtenagentur AFP. Dahinter habe dieselbe Absicht wie beim Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" gesteckt - "außer, dass es ihnen nicht gelang, hereinzukommen." Durch die Türen seien einige Kugeln gedrungen. Die Schüsse lösten Panik aus.
    Israels Außenminister fordert Ende der "politischen Korrektheit"
    Wenige Stunden darauf fielen nahe einer Synagoge in Kopenhagen erneut Schüsse. Ein Mensch wurde am Kopf getroffen und starb. Dabei soll es sich um einen jungen jüdischen Wachmann handeln. Das sagte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Dan Rosenberg Asmussen, dem Sender TV2 News: "Er war Mitglied der jüdischen Gemeinschaft und kontrollierte die Menschen, die in die Synagoge zur Feier einer Bar Mitzwa kamen". Der Angreifer habe versucht, in das Gebäude zu gelangen, wo etwa 80 Menschen versammelt waren. Nach Angaben von Asmussen hatte die jüdische Gemeinde die Sicherheitsvorkehrungen nach den islamistischen Terroranschlägen in Paris Anfang Januar verstärkt.
    Israels Außenminister Avigdor Lieberman forderte einen "kompromisslosen Krieg gegen den islamistischen Terror und seine Wurzeln" gefordert. "Die internationale Gemeinschaft darf sich nicht mehr mit Erklärungen und Demonstrationen gegen den Terror zufriedengeben, sondern muss die Regeln der Politischen Korrektheit aufgeben", verlangte Lieberman auf seiner Facebook-Seite.