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Anschlag in London
Was wir wissen - und was nicht

Zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen hat es in Großbritannien einen Terrorangriff gegeben. Die Fakten und die offenen Fragen im Überblick.

    Bewaffnete Polizei patrouilliert nach dem Anschlag in London.
    Bewaffnete Polizei patrouilliert nach dem Anschlag in London. (imago / PA Images)
    Nach bisherigen Erkenntnissen waren drei männliche Attentäter im Zentrum von London mit einem Kleinlaster offenbar gezielt in eine Fußgängergruppe gerast. Anschließend stachen sie in einem nahe gelegenen Touristen- und Vergnügungsviertel mit Messern auf Menschen ein.
    Ein Polizist hält eine Menschenmenge zurück. Darüber ein Text, der die Faktenlage zum Anschlag von London wiedergibt. Zu lesen ist:
Was wir bislang wissen:Bei Angriffen im Stadtzentrum von London werden sieben Menschen getötet und mehr als 50 verletzt. Auf der London Bridge fährt ein Kleinlaster in eine Gruppe Fußgänger. Der Wagen fährt weiter zum Borough Market. Drei Attentäter steigen aus dem Laster und attackieren Menschen mit Messern. Die Polizei erschießt die Angreifer. Zur Identität äußerte sie sich nicht. Bislang gibt es kein Bekennerschreiben. - Die Polizei behandelt die Angriffe als "terroristische Vorfälle"
    Anschlag in London - was wir bislang wissen (dpa/DLF)
    Der Anschlag auf der London Bridge ereignete sich laut Polizei gegen 22 Uhr (Ortszeit). Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen weißen Lieferwagen, den einer der Attentäter kurz vor dem Anschlag angemietet hatte. Nach bisherigen Erkenntnissen hat der Lastwagen auf etwa 80 km/h beschleunigt, als er in eine Fußgängergruppe gelenkt wurde.
    Nach der Tat fährt der Lieferwagen noch einige hundert Meter in das Stadtviertel Borough Market. Dort stoppt der Laster an einer Barriere. Drei mit Messern bewaffnete Attentäter springen aus dem Fahrzeug und attackieren anscheinend wahllos Passanten und die Besucher in den Pubs und Restaurants mit Messern. Sie tragen Sprengstoff-Westen, die sich bei näherer Untersuchung als Attrappen herausstellten.
    Grafik zum Anschlag in London.
    Grafik zum Anschlag in London. (picture-alliance/ dpa-infografik)
    Etwa acht Minuten nach dem ersten Notruf treffen bewaffnete Sicherheitskräfte ein, drei Menschen werden erschossen. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei ihnen um die Attentäter handelt. Sie will prüfen, ob es Hintermänner gab, die den Anschlag mitgeplant haben.
    Bei den Attacken wurden sieben Menschen getötet und rund 50 verletzt. 21 Verletzte befinden sich in kritischem Zustand. Nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wurden auch zwei Deutsche verletzt, davon ein Opfer schwer. Zu dem zweiten konnte er zunächst keine weiteren Angaben machen. Weitere Opfer stammen aus Großbritannien, Frankreich und Neuseeland.
    In Zusammenhang mit den Anschlägen hat die Polizei offiziellen Angaben zufolge bei Razzien im Viertel Barking zwölf Personen festgenommen. Weitere Einzelheiten dazu wurden nicht genannt. Die britische Premierministerin May sagte nach einem Treffen von Vertretern der Sicherheitsbehörden und der Regierung, es gebe keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Attentat an der London Bridge, der Attacke auf das Pop-Konzert in Manchester vor zwei Wochen und der Messerattacke in Westminister im März.
    Was wir nicht wissen:
    Über die Hintergründe ist bislang nichts bekannt ist, die britische Regierung stuft die Tat als "möglichen Terrorakt" ein.
    Unklar ist noch, wie viele Menschen insgesamt von dem Kleintransporter angefahren und verletzt oder gar getötet wurden und wie viele Menschen Opfer der Messerangriffe wurden.
    Zur Identität der Attentäter gibt es bislang keine offiziellen Angaben. Polizeichefin Dick verneinte die Frage, ob sie die Identität der drei Verdächtigen kenne. Allerdings meldet der Sender Sky News, dass die Polizei in Barking, im Osten Londons, die Wohnung einer der Attentäter durchsucht habe.
    Zu möglichen Hintermännern ist bislang nichts bekannt. Die Polizei ist sich zumindest sicher, dass kein Attentäter mehr auf der Flucht ist. Allerdings läuft die Polizeiaktion im Zentrum der britischen Hauptstadt weiter.
    Ein Bekennerschreiben gibt es nicht. Nach Angaben der auf die Auswertung dschihadistischer Propaganda spezialisierten Site Intelligence Group wird der Anschlag von IS-Anhängern als Erfolg gefeiert. Die Direktorin der Site-Group, Rita Katz, verwies darauf, dass am Anschlagstag in einer dem IS nahe stehenden Chat-Gruppe Mitglieder aufgefordert worden seien, Zivilisten mit Fahrzeugen, Schusswaffen und Messern zu töten.
    Innenministerin Amber Rudd sagte, bei den Attentäter handele es sich wahrscheinlich um "radikale islamische Terroristen". Es müsse nun herausgefunden werden, wie sie sich genau radikalisiert hätten.
    Ein direkter Zusammenhang zu den Anschlägen Ende Mai in Manchester und Ende März in London besteht nach bisherigem Ermittlungsstand nicht, wird aber auch nicht ausgeschlossen. Premierministerin May sprach nach einer Krisensitzung von einer "bösartigen Ideologie", die hinter den jüngsten Terrorattacken stecke und derzufolge westliche Werte mit dem Islam nicht in Einklang zu bringen seien.
    Die britische Premierministerin Theresa May äußert sich zum Anschlag in London.
    Die britische Premierministerin Theresa May äußert sich zum Anschlag in London. (imago / PA Images)