Hollande und Premierminister Manuel Valls besuchten in einem Krankenhaus in Nizza Opfer des Anschlags. Hollande bestätigte anschließend die Zahl von 84 Toten. 50 Menschen schweben nach seinen Angaben noch in Lebensgefahr. Insgesamt gab es mehrere hundert Verletzte. Hollande sagte, in Nizza hätten Franzosen und Ausländer, darunter Kleinkinder, einen glücklichen Moment erleben wollen. Stattdessen seien sie von einem Terroristen getötet worden.
Wie der Präsident weiter mitteilte, sind sich die französischen Behörden sicher, dass es sich um einen islamistischen Terrorangriff handelt. Details nannte Hollande aber nicht. Der Staatschef hatte bereits am frühen Morgen nach der Tat den Terror-Verdacht geäußert. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière geht von einem terroristischen Akt aus.
Inzwischen bewahrheiteten sich Befürchtungen, wonach bei dem Anschlag auch drei Deutsche getötet wurden. Wie das Bezirksamt von Berlin-Charlottenburg bestätigte, sind die Lehrerin einer Schule und zwei ihrer Schülerinnen tot. Sie waren Teilnehmer einer Kursfahrt nach Nizza. Ein Team des deutschen Generalkonsulats in Marseille reiste nach Nizza, um gegebenenfalls betroffenen Bundesbürgern Beistand zu leisten. Nach Angaben des US-Außenministeriums sind auch mindestens zwei US-Amerikaner unter den Toten. Zudem kamen Menschen aus Russland, der Schweiz, Armenien, Tunesien und der Ukraine ums Leben.
Gestern am späten Abend hatte ein Mann einen Lastwagen über eine Strecke von rund zwei Kilometern in Menschenmengen gesteuert, die dort das Feuerwerk zum Abschluss des Nationalfeiertages verfolgten. Ein deutscher Journalist filmte den Lastwagen vom Balkon seines Hotels aus. Neben den 84 Toten gab es auch mehrere hundert Verletzte. Die Polizei erschoss den Fahrer. Er wurde inzwischen als ein 31-jähriger Franzose mit tunesischen Wurzeln identifiziert, der in der südfranzösischen Hafenstadt lebte. Er ist den Behörden als Kleinkrimineller bekannt gewesen, fiel aber nicht als politisch radikalisiert auf. Seine Wohnung wird derzeit untersucht.
In den europäischen Staaten wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. In Deutschland verstärkte die Polizei die Kontrollen an der Grenze zu Frankreich und in den Flughäfen die Kontrollen. Ähnliche Maßnahmen kündigten die Regierungen in Belgien, Spanien, Tschechien und weiteren Ländern an. In Frankreich hatte Präsident François Hollande bereits am frühen Morgen eine Verlängerung des Ausnahmezustands um weitere drei Monate angekündigt. Er war nach den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 verhängt worden und sollte eigentlich Ende Juli auslaufen.
Premierminister Manuel Valls rief nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am Vormittag in Paris eine dreitägige Staatstrauer aus. Sie soll am Samstag beginnen und bis Montag dauern. An allen öffentlichen Gebäuden in Frankreich wehen die Fahnen auf Halbmast. Hollande und Valls landeten inzwischen in Nizza, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Auch in Deutschland wurde eine bundesweite Trauerbeflaggung angeordnet. Das für heute geplante deutsch-französische Fest in Berlin wurde verlegt. Bundespräsident Joachim Gauck erklärte, ein Angriff auf Frankreich sei ein Angriff auf die gesamte Welt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator, wo sie am Asem-Gipfel teilnimmt, Deutschland stehe im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Frankreichs. Bestürzung auch in den USA: Präsident Barack Obama betonte ebenfalls, sein Land stehe in Solidarität und Partnerschaft an der Seite seines ältesten Allierten Frankreich. Botschaften der Trauer und des Beistandes kamen auch aus vielen anderen Staaten. Die Kirchen äußerten sich erschüttert. Papst Franziskus twitterte, er bete für die Opfer und ihre Familien.
(mg/ach)