In Deutschland verstärkte die Polizei die Kontrollen an der Grenze zu Frankreich. Auch an den Flughäfen wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Ähnliche Maßnahmen kündigten die Regierungen in Belgien, Spanien, Tschechien und weiteren Ländern an. Italiens Innenminister Angelino Alfano ließ auch die Züge auf der Verbindung über Ventimiglia zwischen den beiden Ländern stärker kontrollieren. In London erklärte Bürgermeister Sadiq Khan, die britische Hauptstadt überprüfe die Sicherheitsvorkehrungen.
In Frankreich hatte Präsident François Hollande bereits am frühen Morgen eine Verlängerung des Ausnahmezustands um weitere drei Monate angekündigt. Er war nach den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 verhängt worden und sollte eigentlich Ende Juli auslaufen. Bislang gibt es allerdings noch keinerlei Hinweise auf eine Verbindung des Täters zum internationalen Terrorismus. Präsident Hollande sagte jedoch, der "terroristische Charakter der Tat kann nicht bestritten werden". Und er fügte hinzu: "Ganz Frankreich ist vom Terrorismus bedroht." Auch Bundesinnenminister Thomas De Maizière geht von einem Akt des Terrors aus.
Wahrscheinlich wurden bei dem Anschlag auch drei Deutsche getötet: Die Lehrerin einer Berliner Schule und zwei ihrer Schülerinnen werden vermisst. Sie waren Teilnehmer einer Kursfahrt nach Nizza. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller erklärte am Brandenburger Tor: "Wir müssen leider davon ausgehen, das Berliner unter den Opfern sind." Ein Team des deutschen Generalkonsulats in Marseille reiste nach Nizza, um gegebenenfalls betroffenen Bundesbürgern Beistand zu leisten. Nach Angaben des US-Außenministeriums sind mindestens zwei US-Amerikaner unter den Toten. Auch Menschen aus Russland, der Schweiz, Armenien, Tunesien und der Ukraine kamen Angaben zufolge ums Leben.
Premierminister Manuel Valls rief nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am Vormittag in Paris eine dreitägige Staatstrauer aus. Sie soll am Samstag beginnen und bis Montag dauern. An allen öffentlichen Gebäuden in Frankreich wehen die Fahnen auf Halbmast. Hollande und Valls landeten inzwischen in Nizza, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Auch in Deutschland wurde eine bundesweite Trauerbeflaggung angeordnet. Bundespräsident Joachim Gauck erklärte, ein Angriff auf Frankreich sei ein Angriff auf die gesamte Welt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator, wo sie am Asem-Gipfel teilnimmt, Deutschland stehe im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Frankreichs. Bestürzung auch in den USA: Präsident Barack Obama betonte ebenfalls, sein Land stehe in Solidarität und Partnerschaft an der Seite seines ältesten Allierten Frankreich. Botschaften der Trauer und des Beistandes kamen auch aus vielen anderen Staaten. Die Kirchen äußerten sich erschüttert. Papst Franziskus twitterte, er bete für die Opfer und ihre Familien.
Gestern am späten Abend hatte ein Mann einen Lastwagen über eine Strecke von rund zwei Kilometern in Menschenmengen gesteuert, die dort das Feuerwerk zum Abschluss des Nationalfeiertages verfolgten. Ein deutscher Journalist filmte den Lastwagen vom Balkon seines Hotels aus. Neben den 84 Toten gab es auch mehrere hundert Verletzte. Die Polizei erschoss den Fahrer. Er wurde inzwischen als ein 31-jähriger Franzose mit tunesischen Wurzeln identifiziert, der in der südfranzösischen Hafenstadt lebte. Er ist den Behörden als Kleinkrimineller bekannt gewesen, fiel aber nicht als politisch radikalisiert auf. Seine Wohnung wird derzeit untersucht.
(mg/jcs)