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Anselm Dalferth über Konzerte der Zukunft
"Wir müssen die Aufführungskultur weiterentwickeln"

Die Hochschule für Musik Nürnberg hat den Regisseur, Musikvermittler und Konzertgestalter Anselm Dalferth zum Professor für Konzert und Performance berufen. Im Fokus steht dabei die Auseinandersetzung mit bisher unbekannten Formaten. Man müsse Aufführungen als ästhetisch-soziale Erlebnisse weiterdenken, sagte er im Dlf.

Anselm Dalferth im Gespräch mit Christoph Vratz |
    Anselm Dalferth
    Anselm Dalferth ist Regisseur, Musikvermittler und Konzertgestalter. (Anselm Dalferth/ (c) Andreas Etter)
    Anselm Dalferth will ein neues Bewusstsein für vielfältige Möglichkeiten von Musikaufführungen schaffen und Impulse setzen. Im Dlf sagte er, dass er - unabhängig von den Entwicklungen in der Corona-Pandemie - schon seit Jahren beobachtet, dass sich Musikkultur und das Berufsfeld der Musikerinnen und Musiker verändern. Es gebe viele neue Konzertformate, darunter zum Beispiel Dunkel-Konzerte, Familien-Konzerte oder Konzerte "die das direkte Erleben ins Zentrum stellen".
    Klar ist für Dalferth, dass die Aufführungskultur weiterentwickelt werden muss, "wenn wir das Musikerleben weiter wachhalten wollen". Man müsse jetzt die Möglichkeit nutzen, aktiv zu werden und Konzerte so gestalten, dass sie zu unglaublichen Erfahrungen würden.

    Vielfältige Möglichkeiten von Musikaufführungen ins Bewusstsein rücken

    Es gehe darum, die vielfältigen Möglichkeiten von Musikaufführungen überhaupt erst ins Bewusstsein zu rücken. Darüber hinaus stehe eine individuelle künstlerische Haltung im Fokus, mit der man sich dann als Künstler oder Künstlerin auch in der Musikkultur positionieren könne.
    "Wir müssen Aufführungen als ästhetisch-soziale Erlebnisse weiterdenken und dabei auch die Publikumsperspektive mitdenken", meint Dalferth. Unter bestimmten Umständen könne es dabei auch Sinn machen, Musik als ästhetisches Phänomen zu betrachten und dabei besonders "Gattungs- und Stilfragen nicht so hochzuhängen".
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    "Es gibt nicht das eine Publikum"

    Grundsätzlich sei dabei wichtig, Publikum, Programm und Personal immer in ein gutes Verhältnis zueinander zu bringen. Einmal könne es so zum Beispiel eine Option sein, nur einen Satz einer Sinfonie zu spielen, in einem anderen Kontext könne man das Werk als Ganzes aufführen. Für die Zukunft wünscht sich Dalferth Interpreten, "die in der Lage sind, Schnittmengen ihrer Kunst und anderer Lebensbereiche zu erkennen oder andere künstlerische Disziplinen in ihre Ausführungen einzubeziehen, die vielleicht Musik als ästhetisches Phänomen ohne Genregrenzen betrachten. Die auch soziale Fragen oder politisches Wissen oder gesellschaftliche Fragen aufgreifen, um wirklich das zu machen, was Musik eigentlich ist: nämlich eine Zeitkunst, die im Jetzt entsteht und die für ein heutiges Publikum transportiert werden muss."

    Corona hat Digitalisierung auch im Musikbereich vorangetrieben

    Die Digitalisierung sieht Dalferth dabei auch als Erweiterung des Erlebnisraumes. So habe man digital die Möglichkeiten, Werke akustisch ganz anders zu erleben - beispielsweise in einem Orchester direkt neben den Blechbläsern. "Ich denke, dass die Digitalisierung eine Chance darstellt, die man wahrnehmen sollte."