Seit 2013 verhandelt die Familie der Hohenzollern mit Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg über Rückgabe von Kunstwerken, Zahlungen in Millionenhöhe und bleibendes Wohnrecht auf diversen Schlössen. "Jeder, der republikanisch denkt, kann nur mit einer Mischung aus Entsetzen, Belustigung und Fassungslosigkeit auf diesen Forderungskatalog schauen." Man könne sich das vielleicht so erklären, dass die Familie Maximalforderungen stelle, um schlussendlich dann zwei bis drei Prozent davon zugesprochen zu bekommen. Er könne sich jedenfalls nicht vorstellen, dass irgendjemand in der deutschen Medienlandschaft die Position der Hohenzollern verteidigen werde, so Stephan Malinowski. "Ich halte das für das größte PR-Desaster, was den Hohenzollern seit der Daily Telegraph-Affäre 1908, oder seit 1918, der Kaiserflucht, zugestoßen ist." Mit bürgerlicher Rechtsordnung habe das nicht mehr zu tun.
Kollaboration mit den rechten Kräften
Die Geschichte der Hohenzollern nach 1918 ist auch eine Geschichte des Streits um Rückgabe mit der Weimarer Republik und später der Bundesrepublik. Dabei sei die Rolle der Familie gerade in der jungen Demokratie hochproblematisch: Die nächtliche Flucht Kaiser Wilhelms II. nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg habe in Deutschland zunächst ein Machtvakuum hinterlassen, so der Historiker Stephan Malinowski. Es sei auch ein charismatisches Vakuum gewesen, das dann schon bald Adolf Hitler besetzt habe. Dabei wäre es durchaus denkbar gewesen, diese Leerstelle mit einer Person aus dem Haus Hohenzollern zu füllen, "aber diese Leistung hat das Haus nicht erbracht". Man müsse eher von Kollaboration mit den rechten Kräften sprechen. Immerhin hätten der Kaiser und seine zweite Frau hochrangige Nationalsozialisten wie Hermann Göring im Exil empfangen. Ein Kaisersohn tritt schon 1930 in die NSDAP ein und wird später Gruppenführer der SA, ein "Paradepferd für die Nationalsozialistische Bewegung". Das sei für die Bewegung ein "unglaublicher Triumph" gewesen, so Malinowski.
Der Mythos von der Verhinderung des Schlimmsten
Widerstand habe es in der Familie Hohenzollern nicht gegeben, so Malinowski, allerdings teilten nicht alle Historiker seine Sichtweise. Der Kronprinz sei für den konservativen Widerstand gegen das Nazi-Regime zwar eine "logische Figur" für eine Rückkehr zur Monarchie gewesen, dieser habe sich aber niemals aktiv am Widerstand beteiligt. Im Gegenteil, noch 1932 habe der Kronprinz die NSDAP und Hitler unterstützt, indem er zum Beispiel einen Wahlaufruf für Hitler veröffentlicht habe. Die Begründung der Familie, man habe das alles nur getan, um noch Schlimmeres zu verhindern, halte er für eine verharmlosende und falsche Sichtweise, erklärt Malinowski.
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