Am sichersten ist es wohl, gar nicht erst in den Fahrstuhl zu steigen. Die amerikanische Gesundheitsschutzbehörde CDC empfiehlt mit Blick auf COVID-19 nämlich, die Treppe zu nutzen. Weil das aber nicht immer möglich ist, rät die CDC, die Zahl der Personen in einer Aufzugskabine zu begrenzen und mit Markierungen auf dem Boden zu verdeutlichen, wie weit sie voneinander Abstand halten sollten. Die Passagiere sollten schweigen, die Knöpfe am besten mit einem Stift drücken und – natürlich – Schutzmasken tragen.
"Ich als Schwabe, erlauben Sie mir das, ich spreche gerne von Maultäschle."
"Ich als Schwabe, erlauben Sie mir das, ich spreche gerne von Maultäschle."
Das ist Markus Jetter. Als Chefingenieur beim Essener Aufzughersteller Thyssenkrupp Elevator, lässt er sich technische Lösungen einfallen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Das sind etwa spezielle Belüftungsanlagen mit Partikelfilter. Sie sollen die kleinen Tröpfchen auffangen, die trotz der Masken aus Mund und Nase der Passagiere entweichen und Viren enthalten können.
Was die Knöpfe im Lift angeht, sind das zum einen berührungslose Alternativen:
"Sprach-Recognition oder auch Gesten-Erkennung: Das ist eine sehr, sehr, sehr interessante Technologie. Vielleicht ganz simpel, aber solche Art Kick-Push-Buttons. Anstatt mit dem Finger jetzt einen Aufzug zu rufen, können Sie beispielsweise natürlich auch mit dem Fuß an einer Leiste vor dem Aufzugszugang einen Ruf abgeben."
Doch das sind alles Technologien, die mehr oder weniger aufwendig nachgerüstet werden müssen. Als Reaktion auf die Corona-Pandemie passiere das mancherorts schon, sagt Markus Jetter. Aber es kann eben dauern.
Matt Davies hat sich Lösungen angeschaut, die schnell umzusetzen sind. Im Video-Chat hält er einen Zahnstocher in die Kamera.
"In vielen Fahrstühlen sieht man jetzt kleine Behälter mit Zahnstochern. Man nimmt sich einen, drückt damit auf den Knopf und wirft ihn weg."
"In vielen Fahrstühlen sieht man jetzt kleine Behälter mit Zahnstochern. Man nimmt sich einen, drückt damit auf den Knopf und wirft ihn weg."
Der Algorithmus entscheidet, wer mitfahren darf
Matt Davies arbeitet bei Avire – einem Unternehmen, das Sicherheitssysteme für Fahrstühle entwirft. Die sind natürlich etwas mehr Hightech als die Box mit Zahnstochern. Eine Idee ist etwa ein System aus einer Kamera und einem Computer, das sich innerhalb einer Stunde in fast jedem Lift nachrüsten ließe.
"Wir haben da einen sehr einfachen Algorithmus, der die Personen im Lift zählt. Der zählt also sagen wir bis zwei und sobald dann eine dritte Person einsteigt, würde ein Hinweis ertönen und die Türen blieben offen. Wir erzeugen also ein bisschen sozialen Druck auf die Passagiere."
Aber eben nur ein bisschen. Früher oder später würde die Tür übrigens doch zu gehen und der Aufzug losfahren. Das Unternehmen beginnt derzeit, das System in Europa zu verkaufen. Das grundlegende Problem ist aber natürlich: Wenn man zwei Leute in einen Aufzug packt, der eigentlich für 20 Personen gedacht ist, kommt es in der Lobby von Bürotürmen und Hotels zu riesigen Staus.
"Wir haben da einen sehr einfachen Algorithmus, der die Personen im Lift zählt. Der zählt also sagen wir bis zwei und sobald dann eine dritte Person einsteigt, würde ein Hinweis ertönen und die Türen blieben offen. Wir erzeugen also ein bisschen sozialen Druck auf die Passagiere."
Aber eben nur ein bisschen. Früher oder später würde die Tür übrigens doch zu gehen und der Aufzug losfahren. Das Unternehmen beginnt derzeit, das System in Europa zu verkaufen. Das grundlegende Problem ist aber natürlich: Wenn man zwei Leute in einen Aufzug packt, der eigentlich für 20 Personen gedacht ist, kommt es in der Lobby von Bürotürmen und Hotels zu riesigen Staus.
Verkehrsströme entzerren
Auf Nachfrage sagen die Banken aus Deutschlands Hochhaus-Hauptstadt Frankfurt zwar, dass es da in ihren Türmen derzeit kaum Probleme gebe, weil die meisten Banker im Home-Office arbeiteten. Aber das wird sich früher oder später ändern. Und dann – so formuliert es der Ingenieur Markus Jetter – geht es "an das Eingemachte des Aufzugs-Ingenieurs, sprich Verkehrskonzepte."
Bei Thyssenkrupp Elevator zählt dazu etwa der sogenannte Twin: ein Fahrstuhlschacht, in dem zwei Aufzüge fahren. Der obere bedient den oberen Teil des Gebäudes, der untere entsprechend den unteren. Das entzerrt die Verkehrsströme. Weil die Passagiere schon beim Rufen des Fahrstuhls angeben, wohin sie wollen, kann der "Twin" Menschen, die ohnehin in einem Büro arbeiten, gemeinsam fahren lassen.
Bei Thyssenkrupp Elevator zählt dazu etwa der sogenannte Twin: ein Fahrstuhlschacht, in dem zwei Aufzüge fahren. Der obere bedient den oberen Teil des Gebäudes, der untere entsprechend den unteren. Das entzerrt die Verkehrsströme. Weil die Passagiere schon beim Rufen des Fahrstuhls angeben, wohin sie wollen, kann der "Twin" Menschen, die ohnehin in einem Büro arbeiten, gemeinsam fahren lassen.
Konzepte gegen den Fahrstuhlstau
Das Konzept entstand bereits vor 20 Jahren und spielt jetzt während der Pandemie seine Stärken aus. Ähnliches gilt für die Sensoren, die in modernen Fahrstühlen stecken. Sie dienen eigentlich der vorausschauenden Wartung. Die Daten helfen aber auch, die Passagiere besser auf die vorhandenen Aufzüge zu verteilen:
"Also vielleicht einer der wichtigsten und simpelsten Daten sind natürlich die Fahrten-Zahlen. Und wenn man sich mal nur dieses eine Datum anschaut von Aufzügen, dann fällt sofort auf: Gibt's hier Schwerpunkte? Und um das an einem Beispiel deutlich zu machen: Erst vor kurzem ist es passiert, da haben wir dann gesagt: 'Wir verstehen nicht, warum es hier so eine Konzentration auf die Gruppe A gibt.' Und da war die simple Antwort: 'Ja beim Pförtner, da werden vorzugsweise die Leute auf die linke Seite Richtung Gruppe A geschickt.'"
Das ist ein einfaches Beispiel, aber die Aufzugsdaten verraten eben genau, wie Menschen durch Gebäude strömen und wo es – im wahrsten Sinne des Wortes – eng wird.
Das ist ein einfaches Beispiel, aber die Aufzugsdaten verraten eben genau, wie Menschen durch Gebäude strömen und wo es – im wahrsten Sinne des Wortes – eng wird.
Markus Jetter sagt, mit diesen Informationen könnte man Unternehmen helfen, die Personenströme besser zu steuern – etwa indem sie flexiblere Arbeitszeiten einführen und dadurch eine Rushhour im Lift vermeiden.