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Anti-Gewalt-Kampagne "Orange Your City"
"Wollen mehr als eine symbolische Aktion sein“

Die Kampagne „Orange Your City – Zonta Says No!“ beleuchtet tausende Gebäude in Deutschland orange. Der Deutschlandfunk ist genauso dabei wie die Kölner Lanxess-Arena. Dahinter verbringt sich mehr als ein Kunstprojekt - die Aktion will auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam machen.

Von Peter Backof | 25.11.2019
Von Blau zu Orange: Die Turmspitze im DLF-Funkhaus in Köln wechselte zur Kampagne „Orange Your City“ die Farbe
Von Blau zu Orange: Das DLF-Funkhaus in Köln wechselte zur Kampagne „Orange Your City“ seine Farbe (Deutschlandradio/Dominica Deinhardt)
Trailer der Kampagne "Orange Your City – Zonta says No!":
"Du bist Opfer von Gewalt? Dann bist du nicht allein! Weltweit erleben 35 Prozent aller Frauen körperliche oder sexuelle Gewalt. Also, an alle Menschen, die Frauen Gewalt antun: Lasst das gefälligst! Und an all diese Frauen: Lasst das nicht mit euch machen!"
Das deutsche Video zur weltweiten Kampagne "Orange Your City". Man sieht es, indem man zum Beispiel dem Hashtag auf einem Infoscreen an einer U-Bahn-Haltestelle folgt, mit dem Smartphone. Strategie ist, die Kampgane über das Digitale, einfach Anklickbare hinaus wieder zurückzutransportieren in den echten Raum. Dutzende von Institutionen, Ämtern, Hotels, Ladenlokalen konnte sie gewinnen, mitzumachen und ein echtes physisches Zeichen zu setzen.
Birgit Hansen: "Wir machen das zum ersten Mal in Köln in diesem Jahr und haben uns erstmal Gebäude ausgesucht, die ohnehin schon Fassadenbeleuchtung haben. Weil es das natürlich am einfachsten ist. Wir hatten jetzt weder Manpower noch Geld, noch Technik, um eigene Scheinwerfer aufzustellen."
Einfache Zeichen, für alle verständlich
Swoosh! Einfach einen Schalter umlegen und eine ganze Stadt orange ausleuchten, so beschreibt Birgit Hansen die Vision für heute. Und tatsächlich geht das auch rein technisch genau so, bei der Lanxess-Arena, Deutschlands größter Halle. Die Beleuchtung des markanten Bogens mit Wahrzeichen-Charakter wird auf orange geschaltet, für einen Tag. Daneben nimmt "Ströer", Deutschlands größter Außenwerber, die Kampagne für einen Tag in seine Werbe-Rotation auf, die Eislaufbahn am "Ebertplatz" leuchtet orange, ebenso wie das Deutschlandfunk-Haus. Ein einfaches Zeichen, für alle verständlich:
Birgit Hansen: "Ja, das haben wir im Arbeitskreis natürlich auch diskutiert: Was bringt das, wenn wir jetzt hier irgendwelche Gebäude orange beleuchten? Und wir haben dann beschlossen, dass wir eben nicht nur diesen einen Abend nutzen wollen, sondern es gibt auch eine Webseite inzwischen."
Gewaltofper auf Kirchenfassade
Als Blog, der immer weiter geschrieben werden soll. Manche Programmpunkte von "Orange Your City" im Stadtraum sind inhaltlich komplexer: Die Kunsthochschule für Medien projiziert ein Video mit den Konterfeis von Gewaltopfern auf eine Kirchenfassade. Bei einem solchen "Video Mapping" muss die Struktur der Fassade mitberechnet werden, damit das Video gut rüberkommt; mehr als ein Gebäude in Orange. Und die Farbe Orange steht auch für: "Baustelle"; hier ist noch viel zu tun! Seit hundert Jahren gibt es "Zonta", eine weltweite Organisation aus Clubs berufstätiger Frauen.
"Der erste Club ist in Buffalo, New York gegründet worden. Das waren einfach emanzipierte Frauen, die gesagt haben: Wir müssen jetzt auf die Straße gehen und etwas bewegen."
Wirkung über Tag hinaus
Zu sehen auf historischen Fotos. Und von der Haltung her genau so, wie Zehntausende von Frauen, die gestern und vorgestern in Frankreich auf die Straße gingen, um gegen Gewalt zu demonstrieren. Das Thema "Gewalt gegen Frauen" bleibt Baustelle, meint auch Bettina Mötting, Gleichstellungsbeauftragte in Köln, die am Ebertplatz neben der illuminierten Eislaufbahn eine kleine Modenschau in Orange zeigt, mit Schaufensterpuppen und Biografien. Und die ab 14 Uhr in Köln zu einer Demo durch die City eingeladen hat und hofft, dass möglichst viele mitgehen. Ein Kampagnentag, meint Bettina Mötting, wird Gewalt nicht beseitigen, aber: Es könnte noch etwas übrig bleiben von diesem Tag.
"Ja. ´Edelgard´ ist entstanden nach den Silvestervorfällen 2015. Da war Köln ja in einer sehr schwierigen Situation. Hier hat es eine Initiative gegen sexualisierte Gewalt gegeben. Sie soll Frauen und Mädchen Schutz bieten, wenn sie sich beispielsweise belästigt fühlen."
Ganz konkret gibt es ein Edelgard-Logo auf vielen Restaurants und Ladenlokalen. Und – noch wenig bekannt – ist allmählich ein Netzwerk aus Schutzräumen herangewachsen, die Frauen und Mädchen aufsuchen könnten, wenn es Not täte. So etwas im Rahmen von "Orange Your City" einfach besser publik zu machen, das ist am Ende – über jeden einfachen Symbol- und Petitionscharakter hinaus – der Mehrwert, den ein 25. November, "Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen", bringt.