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Anti-Terror-Operation "Barkhane"
Umstrittene Mission in der Sahelzone

Seit 2014 findet in der afrikanischen Sahelzone die französisch geführte Militäroperation "Barkhane" statt. Sie sollte die Situation in den ehemaligen französischen Kolonien verbessern, nachdem Terror immer größere Regionen destabilisiert hatte. Doch es gibt Zweifel am Erfolg der Operation.

Von Jürgen König |
    Frankreichs Präsedent Emmanuel Macron (im blauen Anzug) steht am 9. Mai 2017 mit der Verteidigungsministerin Sylvie Goulard (2. v.l.) zwischen Soldaten der französischen Anti-Terror-Operation "Barkhane" in Gao im norden von Mali.
    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron besucht im Mai 2017 die Truppen der Anti-Terror-Operation "Barkhane" in Mali (dpa / MAXPPP / Christophe Petit Tesson)
    In allen Staaten der Sahel-Zone - Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad - war Frankreich einst Kolonialmacht, in allen Ländern wird nach wie vor auch französisch gesprochen. Der CFA-Franc, eine Gemeinschaftswährung, die 1945 in den Kolonialgebieten eingeführt wurde, war erst an den Französischen Franc gebunden, wurde dann auf den Euro umgestellt - durch den CFA-Fonds sind die Sahelländer noch immer wirtschaftlich eng an Frankreich gebunden.
    Auch der politische Einfluss ist nach wie vor groß; mit zwölf der insgesamt vierzehn CFA-Staaten hat Frankreich Militärabkommen geschlossen. Seit 2013 sind in Mali auch wieder französische Kampftruppen präsent: Nachdem Touareg-Rebellen und islamistische Milizen aus dem Ausland den Norden Malis besetzt hatten und ins Zentrum des Landes vorzustoßen begannen, hatte der Präsident Malis, Ibrahim Boubacar Keïta, die Franzosen um Hilfe gebeten - auch, um die Sicherheit von etwa 6.000 französischen Zivilisten im Lande sicherzustellen.
    Macron würdigte Militäreinsatz in Mali
    Staatspräsident Emmanuel Macron wollte von Anfang an keinen Zweifel daran aufkommen lassen, wie wichtig dieser Militär-Einsatz für ihn ist: Nachdem die erste Auslandsreise ihn, einer Tradition folgend, ins deutsche Kanzleramt geführt hatte, reiste er gleich danach zu den französischen Truppen in Mali.
    "Ich freue mich sehr, heute bei Ihnen in Gao zu sein - mein Besuch ist die direkte Konsequenz meines Engagements noch im Wahlkampf, nämlich: gleich nach meiner Wahl mich an die Seite unserer Truppen zu stellen, die gegen den Terrorismus kämpfen. Noch am Tage meiner Amtseinführung habe ich unsere verletzten Soldaten aufgesucht, in Frankreich; als Oberbefehlshaber der Armee bin ich heute hierhergekommen: als Hommage an Sie. Und um mein Vertrauen und meine Entschlossenheit zu bezeugen - an der Seite derjenigen, die hier kämpfen: für die Sicherheit Malis, für die Sicherheit der Sahel-Länder, für die Sicherheit Frankreichs."
    Abhängig vom Uran aus der Region
    Tatsächlich ist die Region für Frankreich von größter Bedeutung: im angrenzenden Niger betreibt der französische Atomkonzern Areva drei Uranbergwerke: Rund 70 Prozent des benötigten Urans bezieht der Atomstaat Frankreich von dort. Sollten die weiträumigen Gebiete in der Sahel-Zone zum Rückzugsort islamistischer Terroristen werden - und manche Experten sagen, dass das bereits passiert sei - dann könnte das insbesondere für Frankreich bedrohlich werden.
    So wurde die französische Militärmission 2014 verlängert, seither kämpfen 3.500 Soldaten in der "Opération Barkhane" gegen islamistische Terroristen - mit zweifelhaftem Erfolg, meint Roland Marchal vom Zentrum für Internationale Studien an der Hochschule für Politische Wissenschaften, "Sciences Po".
    "Mali ist heute sehr viel weniger sicher als 2014."
    "'Barkhane' funktioniert militärisch, es werden Terroristen getötet, es werden Gefangene gemacht, Waffen und Munition vernichtet. Das Problem ist: Um diese Aktionen durchführen zu können, mussten die Soldaten lokale Allianzen eingehen, auch mit fragwürdigen Gestalten - dadurch wurden mit der Zeit in vielen Dörfern und Städten Malis alteingesessene Strukturen zerstört, die auch für ein gewisses Maß an öffentlicher Ordnung gesorgt hatten. Der Drogenhandel geht weiter, die Geschäfte laufen gut, nicht nur weil die Grenzen nicht kontrolliert werden, sondern vielleicht auch, weil nicht alle Gäste des Präsidentenpalastes kontrolliert werden - Mali ist heute sehr viel weniger sicher als 2014."
    Auch die Eingreiftruppe der G 5-Sahel-Gruppe sei auf französischen Druck hin zustande gekommen, meint Roland Marchal, einheimische Truppen hätten bessere Kenntnisse von den Gegebenheiten vor Ort als fremde Soldaten und: die "Opération Barkhane" sei sehr teuer - und zu vermuten ist, dass Präsident Macron auch deshalb den Antiterrorkampf in Westafrika zum "europäischen Projekt" erklärt hat und dafür Verbündete sucht - allen voran Deutschland.