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Antisemitischer Übergriff in Bonn
Polizei verwechselt Opfer mit Täter

Ein jüdischer Professor ist in Bonn von einem jungen Mann mit palästinensischen Wurzeln attackiert worden. Bei dem folgenden Einsatz der Polizei hielten die Einsatzkräfte den Angegriffenen irrtümlich für den Täter und schlugen ihm ins Gesicht.

Von Moritz Küpper |
    Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ist eine der großen Universitäten in Deutschland.
    Im Bonner Hofgarten ist ein jüdischer Professor angegriffen worden. (pa/dpa/Hurek)
    "Kein Jude in Deutschland", soll der 20-jährige mutmaßliche Angreifer mit palästinensischen Wurzeln gerufen haben, als er gestern Nachmittag im Bonner Hofgarten, nahe der Universität, einen israelischen Hochschulprofessor aus den USA attackierte. Mehrfach soll der junge Mann auf die Kippa sowie den Kopf des 50-jährige Philosophie-Professors geschlagen und ihn zudem geschubst haben. Eine Bekannte des Opfers rief dann die Polizei, die allerdings – irrtümlicherweise – den Professor für den Täter hielt.
    Innenminister verurteilt den Vorfall
    Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul von der CDU verurteilte den Vorfall, der an dem im April in Berlin stattgefundenen Gürtel-Angriff auf einen Kippa tragenden Israeli erinnerte:
    "Diese antisemitische Tat Mitten in Deutschland, 70 Jahre nach Ende des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte, ist schon erschütternd, erschreckt mich, beunruhigt mich und ist in aller Form zu verurteilen."
    Zumal es zudem zu einem, so Reul, schrecklichen und bedauerlichen Missverständnis der Polizeibeamten gekommen sei:
    "Nach jetzigem Stand, Ermittlungsstand haben die offensichtlich diesen Professor für den Täter gehalten und ihn niedergerungen und dabei auch verletzt."
    Laut Angaben der Beamten, sei der Professor auf ihre Zurufe nicht stehen geblieben und habe sich gewehrt, weshalb ihn die Polizisten überwältigt, fixiert und ins Gesicht geschlagen haben. Gegen die Beamten liegt nun eine Strafanzeige vor. Noch einmal NRWs Innenminister Reul:
    "Ich habe veranlasst, dass eine andere Behörde, nämlich die Kölner Behörde das aufklärt, weil: Das muss geklärt werden. Wie die genauen Abläufe waren, ob die sich ordnungsgemäß verhalten haben. Ich gehe im Moment davon aus, dass deren Schilderung Plausibilität hat. Er ist weggelaufen, sie haben ihn für den Täter gehalten, niedergerungen, er hat sich gewehrt und insofern ist dann dieser ganze Prozess in Gang gekommen."
    Kölner Beamte sollen Polizeivorgehen prüfen
    Obwohl der Professor bereits abgereist sei, habe Reul mittlerweile Kontakt aufgenommen:
    "Ich habe heute Morgen den Professor angerufen und mich bei ihm entschuldigt dafür, dass so was in Deutschland passiert. Und auch dafür entschuldigt, dass dieses Missverständnis der Polizei passiert ist."
    Während dies nun die Kölner Beamten zu klären haben, läuft das Verfahren gegen den 20-jährige polizeibekannten Angreifer, der wegen ärztlich attestierte psychischer Auffälligkeiten in eine Fachklinik eingeliefert worden ist, weiterhin in Bonn.