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Antisemitismus-Doku
Umstrittener Film nun doch bei ARD und Arte

Nun also doch: Arte zeigt heute die umstrittene Antisemitismus-Doku, die der Sender eigentlich nicht ausstrahlen wollte - sie sei nicht ausgewogen genug. Vorher zeigt auch die ARD den Film samt Diskussion ins Fernsehen. Es ist eine Entscheidung nach langem Hin und Her. Ein Überblick.

    Zwei gelbe Davidsterne sind an eine Stele am Marx-Engels-Forum in Berlin geschmiert
    Antisemitismus ist 2017 auch in Europa noch verbreitet - das soll die umstrittene Doku "Auserwählt und ausgegrenzt. Der Hass auf Juden in Europa" zeigen. (Imago)
    An diesem Mittwoch zeigen Arte und ARD die umstrittene Antisemitismus-Doku "Auserwählt und ausgegrenzt. Der Hass auf Juden in Europa" im Fernsehen.
    Nachdem die Doku erst nicht ausgestrahlt werden sollte und lange geprüft wurde, entschied sich zunächst der WDR, den Film zusammen mit einer anschließenden Diskussionzu in der ARD zu zeigen. Arte zog kurze Zeit später nach, da man den Film nun auch dem französischen Publikum nicht vorenthalten wolle.
    Ausstrahlung nach langem Hin und Her
    WDR und Arte hatten den Film in Auftrag gegeben, fanden das Ergebnis aber nicht ausgewogen genug. Der Film behandle das zentrale Thema "Judenhass" nur sehr partiell und sei dem Auftrag nicht gerecht geworden. Außerdem habe man habe handwerkliche Bedenken. Die ARD will die Kritikpunkte nach der Ausstrahlung des Films in der Diskussionsrunde erörtern.
    Dass der Film nicht ausgewogen sei, bestreitet der Autor des Films Joachim Schroeder im Gespräch mit @mediasres. Zur ARD-Diskussion sei er nicht eingeladen worden - WDR und Arte würden seit sechs Monaten nicht mit ihm und den anderen Autoren sprechen, beklagt er in der FAZ vom 21. Juni.
    Die Entscheidung der öffentlich-rechtlichen Sender, die Doku zunächst nicht zu zeigen, war auch in vielen Medien stark kritisiert worden. Bild.de zeigte den Film 24 Stunden lang, damit "alle wissen, womit wir es zu tun haben".
    13. Juni | Bild.de veröffentlicht die zurückgehaltene Arte-Doku
    Bild.de stellt die umstrittene Doku über Antisemitismus in Europa für einen Tag online. Dass nun ausgerechnet "Bild" den öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen könne, hält der Medienjournalist René Martens für einen "Treppenwitz der Mediengeschichte". Im Gespräch mit @mediasres erläutert er, warum er die Vorwürfe der Unausgewogenheit schwer nachvollziehen kann. Vorstellbar sei, dass die Richtung des Filmes "Hierarchen in den Sendern" nicht gefallen haben könnte.
    René Martens im Gespräch mit Brigitte Baetz:
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    8. Juni | WDR prüft Arte-Doku / Zentralrat der Juden um Ausstrahlung
    Der WDR prüfe intensiv, ob die Dokumentation den journalistischen Standards und Programmgrundsätzen entspreche. Das gibt der WDR am 8. Juni in einer Pressemitteilung bekannt. Der Film enthalte zahlreiche Ungenauigkeiten und Tatsachenbehauptungen, bei denen der Sender die Beleglage zunächst nachvollziehen müsse.
    Währenddessen setzt sich der Zentralrat der Juden in Deutschland für die Ausstrahlung der vieldiskutierten Doku ein. In einem Brief an die Intendanten von Arte, WDR und ZDF, aus dem der Evangelische Pressedienst zitiert, zeigt sich der Zentralrats-Präsident Josef Schuster verwundert über die Entscheidung des WDR. Er bittet, diese zu überdenken.
    6. Juni | Autor Joachim Schroeder kritisiert das Zurückhalten der Doku in @mediasres
    Dass der Film nicht ausgewogen sei, bestreitet der Autor des Films, Joachim Schroeder, im Gespräch mit @mediasres.
    "Wir haben viele Stimmen. Wir haben viele antisemitische Stimmen und wir haben viele Expertenstimmen und wir haben Stimmen von Opfern. Ich weiß gar nicht, was der Vorwurf soll."
    Zudem habe die für Arte zuständige WDR-Redakteurin den Film abgenommen. Er habe den Eindruck, dass man nicht mehr projüdisch berichten könne.
    Joachim Schroeder im Gespräch mit Brigitte Baetz:
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    Mai/Juni 2017 | Arte und WDR wollen die Doku nicht ausstrahlen
    Arte und der WDR wollen den Dokumentarfilm über neue Formen des Antisemitismus nicht ausstrahlen. Er sei nicht ausgewogen genug.
    Verhindert werde die Ausstrahlung durch den Arte-Programmchef Alain Le Diberder, schreibt der Kolumnist und Historiker Götz Aly am 2. Mai in der Berliner Zeitung. Le Diberder habe auf das von Anfang an "negative Votum der französischen Mitglieder der Programmkommission" verwiesen und mangelnde "Ausgewogenheit" moniert.
    Arte und WDR ließen die Doku mit bemühten Argumenten ungenutzt im Archiv versauern, kritisiert Jan Grossarth am 3. Juni in der FAZ. Dabei zeige sie nur, was ihr Titel verspricht: "Antisemitismus in Europa".
    Dezember 2016 | Erste Abnahme des Films durch den WDR
    Die WDR-Redakteurin Sabine Rollberg nahm die fertige Doku von Filmemacher Joachim Schröder nach Informationen der "Welt" schon im Dezember vergangenen Jahres ab. Schröder hätte Rollberg bereits vor einigen Jahren einen Dokumentarfilm über modernen Antisemitismus in Europa angeboten. Schröders Firma "Preview Production" hatte schon 2013 eine Reportage unter dem Titel "Antisemitismus heute - wie judenfeindlich ist Deutschland?" für die ARD-Reihe "Die Story" produziert.