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Antonio Guterres
Der stille UN-Generalsekretär

Antonio Guterres war still in diesem Jahr. Der UN-Generalsekretär trat selten vor die Mikrofone, schwieg selbst zum Fall des ermordeten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi. Noch nie hat er sich kritisch über die amerikanische UN-Politik geäußert. Guterres, so die Befürchtung, kusche vor den Geldgebern.

Von Georg Schwarte  |
    UNO-Generalsekretär Antonio Guterres
    UN-Generalsekretär Antonio Guterres ist angetreten als Brückenbauer, ehrlicher Makler und Botschafter für den Frieden, war im abgelaufenen Jahr 2018 aber kaum zu hören (imago)
    Der Generalsekretär sei nicht der Oberbefehlshaber, hat dieser Antonio Guterres einst über seinen Job gesagt. Aber was ist er dann? General oder doch eher Sekretär der Vereinten Nationen? Dieser Antonio Guterres, der einst als Kandidat so viel versprach und so vielversprechend klang. Brückenbauer. Ermöglicher. Befähiger. Katalysator. Botschafter für den Frieden. Ehrlicher Makler.
    "Acting with humility, without arrogance, without giving lessons to anybody. But working as a facilitator, as a catalyst and behaving like an honest broker, as a bridge-builder and a messenger vor peace.
    Schweigen zum Fall Khashoggi
    Guterres sprach da über sich. Es war seine Jobbeschreibung. Im abgelaufenen Jahr 2018 aber war der ehrliche Makler sehr still unterwegs, der Botschafter für den Frieden sehr diplomatisch. Und der Mann, der sagte, er werde Rassismus und Menschenrechts-Verstöße nicht nur benennen, sondern klar bekennen. Wo war der, als die Saudis den Journalisten Khashoggi ermordeten und der UN-Generalsekretär so laut schwieg? Sherin Tadros, Chefin von Amnesty International in New York, sagt, das Schweigen von Guterres sei unerträglich:
    "Es ist unglaublich, nicht normal. Wenn er wirklich die Wahrheit herausfinden will, was sonst als eine unabhängige UN-Unersuchchung könnte dafür sorgen? Guterres selbst könnte die Türkei und Saudi-Arabien darum bitten, die UN einzuschalten."
    Aber genau das tat dieser Antonio Guterres eben nicht. Im Gegenteil, heißt es aus informierten Kreisen. Er habe die Türkei inständig gebeten, keine Untersuchung durch die UN zu veranlassen. Guterres, so der Vorwurf der Kritiker, gehe es ums saudische Geld.
    "Guterres steht unter großem Druck, auch finanziell. Die UN brauchen Geld, die Saudis geben viel. Deshalb ist von Guterres nichts zu hören."
    Der Journalist Jamal Khashoggi hält sich mit der rechten Hand ein Handy an das Ohr.
    Der Journalist Jamal Khashoggi, unter anderem Kolumnist der "Washington Post", wurde im Herbst in der saudischen Botschaft in Istanbul ermordet. (dpa/Virginia Mayo)
    Wohin führt Guterres die UN?
    General oder Sekretär. Diplomat oder Stimme für die Unterdrückten?
    "Let us never forget that we are here to serve. To serve the people."
    Den Menschen will er dienen. Aber selten nur ist er zu hören, der Mann, der einst sagte, woran es fehle bei den UN sei Führungsstärke. Aber wohin führt dieser Antonio Guterres die UN? Kaum öffentliche Äußerungen. Selten nur tritt er in New York vor die Mikrofone der Journalisten. Antworten auf drängende Fragen - Guterres überlässt das seinem zumeist genervten Pressesprecher, der wiederum genervt ist, wenn die Journalisten genervt sind:
    "Ihr dürft nicht seufzen. Ich darf seufzen. Aber ihr könnt nicht seufzen, bevor ich überhaupt angefangen habe", sagt Stephane Dujarric.
    Hinter den Kulissen der UN aber seufzen bereits manche Botschafter, die fürchten, Guterres kusche vor den USA, vor den Geldgebern. Vor Trump. Noch nie hat Guterres sich öffentlich kritisch über die amerikanische UN-Politik geäußert. Aus gutem Grund sagen seine Kritiker. Der Mann plane bereits seine Wiederwahl als UN-Generalsekretär in zwei Jahren. Ohne den Segen der USA aber würde daraus nichts werden. Antonio Guterres, der Mann der einst alle erinnerte, man sei hier bei den UN, um den Menschen zu dienen.