Archiv

Anweisung an Athleten
Sportler dürfen Belarus offenbar nicht mehr verlassen

Längst nicht alle Top-Athletinnen und Athleten können ihrem Beruf uneingeschränkt nachgehen – nicht selten sind es politische Gründe, die dahinterstecken. Jetzt hat offenbar der belarussische Sportminister allen Athleten seines Landes verboten, an internationalen Wettbewerben und Trainingscamps teilzunehmen.

Von Florian Kellermann |
Ein älterer Mann im Anzug sitzt in einem Konferenzraum.
Das Verbot könnte damit zusammenhängen, dass zuletzt einige belarussische Athleten ihren Protest gegen das Regime von Machthaber Lukaschenko geäußert hatten. (imago images / Pavel Orlovsky / BELTA/ TASS)
Eine entsprechende Verordnung des belarussischen Sportministeriums wurde bisher nicht veröffentlicht. Der Leichtathlet Andrej Krawtschenko berichtete in seinem Instagram-Account, dass die Sportlerinnen und Sportler die Anweisung erhalten hätten, sie dürften das Land nicht verlassen. Sie dürften weder an Wettbewerben im Ausland teilnehmen noch an Trainingslagern, so Krawtschenko. Der Zehnkämpfer, der seit einigen Wochen in Deutschland lebt, bezieht sich auf Informationen seiner ehemaligen Sportkameraden in Belarus.
Polizeikräfte nehmen bei Protesten in Minsk einen Studenten fest und schieben ihn in einen Transporter. 
Nach Olympia - Belarus:regimekritische Sportler unter Druck
Nach der Flucht der belarussischen Leichtathletin Kristina Timanowskaja während der Olympischen Spiele nach Polen gehen die USA mittlerweile mit Sanktionen auch gegen das belarussische NOK vor. Die Situation für Sportler im Land entspannt sich jedoch nicht – jedenfalls nicht für die, die sich kritisch gegenüber dem Regime äußern.

Sprinterin Timanowskaja bestätigt Verbot

Die Sprinterin Kristina Timanowskaja bestätigte die Information in einem Interview mit der russischen Internetzeitung "RBK": "Das Verbot betrifft auch Sportler, die Urlaub haben und auf eigene Kosten zu Wettbewerben reisen wollten. Mir schreiben Freunde, dass sie Flugtickets für 1.000 Euro und mehr gekauft haben und nicht fahren dürfen. Ein offizielles Dokument dazu wird es nicht geben, solche Anweisungen haben wir nie auf offiziellem Weg erhalten."
Das Verbot könnte damit zusammenhängen, dass zuletzt einige belarussische Athleten ihren Protest gegen die Sportfunktionäre und das Regime von Machthaber Alexander Lukaschenko insgesamt äußerten.
Die belarussische Leichtathletin Kristina Timanowskaja bei einer Pressekonferenz in Tokio.
Die belarussische Leichtathletin Kristina Timanowskaja bei einer Pressekonferenz in Tokio. (imago / Zuma Wire / Attila Husejnow)
Kristina Timanowskaja war während der Olympischen Spiele in Tokio nach Polen geflohen, weil sie nach einer Rückkehr nach Belarus Repressionen fürchtete. Sie hatte sich öffentlich kritisch zu Entscheidungen im belarussischen Team geäußert. Das Internationale Olympische Komitee entzog daraufhin ihren Trainern die Akkreditierung. Die belarussischen Behörden stuften das Internetportal, das über den Skandal berichtet hatte, als extremistisch ein.
In einem Interview rief Timanowskaja jetzt ihre in der Heimat verbliebenen Kolleginnen und Kollegen auf, sich ihrem Protest anzuschließen, am besten in einer möglichst großen Gruppe, so die Sportlerin.