Eine entsprechende Verordnung des belarussischen Sportministeriums wurde bisher nicht veröffentlicht. Der Leichtathlet Andrej Krawtschenko berichtete in seinem Instagram-Account, dass die Sportlerinnen und Sportler die Anweisung erhalten hätten, sie dürften das Land nicht verlassen. Sie dürften weder an Wettbewerben im Ausland teilnehmen noch an Trainingslagern, so Krawtschenko. Der Zehnkämpfer, der seit einigen Wochen in Deutschland lebt, bezieht sich auf Informationen seiner ehemaligen Sportkameraden in Belarus.
Sprinterin Timanowskaja bestätigt Verbot
Die Sprinterin Kristina Timanowskaja bestätigte die Information in einem Interview mit der russischen Internetzeitung "RBK": "Das Verbot betrifft auch Sportler, die Urlaub haben und auf eigene Kosten zu Wettbewerben reisen wollten. Mir schreiben Freunde, dass sie Flugtickets für 1.000 Euro und mehr gekauft haben und nicht fahren dürfen. Ein offizielles Dokument dazu wird es nicht geben, solche Anweisungen haben wir nie auf offiziellem Weg erhalten."
Das Verbot könnte damit zusammenhängen, dass zuletzt einige belarussische Athleten ihren Protest gegen die Sportfunktionäre und das Regime von Machthaber Alexander Lukaschenko insgesamt äußerten.
Kristina Timanowskaja war während der Olympischen Spiele in Tokio nach Polen geflohen, weil sie nach einer Rückkehr nach Belarus Repressionen fürchtete. Sie hatte sich öffentlich kritisch zu Entscheidungen im belarussischen Team geäußert. Das Internationale Olympische Komitee entzog daraufhin ihren Trainern die Akkreditierung. Die belarussischen Behörden stuften das Internetportal, das über den Skandal berichtet hatte, als extremistisch ein.
In einem Interview rief Timanowskaja jetzt ihre in der Heimat verbliebenen Kolleginnen und Kollegen auf, sich ihrem Protest anzuschließen, am besten in einer möglichst großen Gruppe, so die Sportlerin.