"Die Frauennationalmannschaft hat mehr Erfolge erzielt als die Männer, muss sich aber mit Krümeln begnügen, wenn es um die Prämien geht." Das schreiben Nina Rung und ihr Mann Peter in der Zeitung "Expressen". Die Kriminologin und der Gleichstellungsstratege, wie er sich selbst nennt, leiten gemeinsam eine Organisation gegen Gewalt in Beziehungen.
Sie haben den Schwedischen Fußballverband bei der staatlichen Ombudsstelle für Gleichstellung angezeigt. Die genauen Summen, die der Verband aushändigt, sind geheim. Aber alles deute seit Jahren darauf hin, dass Männer deutlich mehr verdienen, obwohl die Frauen sogar erfolgreicher sind.
Lohndiskriminierung gesetzlich verboten
"Wenn die Männer mehr Geld erhalten, dann widerspricht das dem schwedischen Gesetz. Darin steht, dass man nicht aufgrund des Geschlechts weniger Gehalt zahlen darf", sagt Nina Rung.
Lohndiskriminierung ist in Schweden seit 1979 gesetzlich verboten. Besonders pikant sei, woher die Gelder kommen, die mutmaßlich so ungleich verteilt sind:
"Ein sehr großer Teil der Gelder kommt aus staatlichen Töpfen. Die Lotteriegesellschaft 'Svenska Spel' ist der größte Hauptsponsor. Das ist eine schwedische Staatsfirma. Auch vom Schwedischen Sportbund kommt Geld, auch das ist eine staatliche Behörde. Es ist schon eigenartig, dass man nicht nachvollziehen kann, wie diese Mittel verteilt werden."
Nina Rung erwartet von der Ombudsstelle für Gleichstellung, dass sie eine genaue Untersuchung vornimmt.
"Sie sollen sich um die Lohnunterschiede kümmern, falls es welche gibt - wovon ich ausgehe. Und ich hoffe, dass der Schwedische Fußballverband seine Zahlen offenlegen muss - und warum sie so aussehen, wie sie aussehen."
Außerdem hofft Nina Rung, dass die Regierung die staatliche Lotterie und den Schwedischen Sportbund auffordert, die Gelder gleich zu verteilen.
"Wir haben Gleichstellungsziele in Schweden. Es ist seltsam, dass man den Sport nicht kontrolliert und sich selbst regieren lässt."
Rung appelliert an Sportministerin Amanda Lind, die Gleichstellungsministerin Åsa Lindhagen und den Regierungschef Stefan Löfven. Der hatte nach Schwedens drittem Platz bei der WM angekündigt, sich bei der FIFA für mehr Ressourcen für den Frauenfußball einzusetzen.
"Wurden Sie oder eine andere Person benachteiligt oder in ihrer Würde verletzt? Dann kann es sich um Diskriminierung im Sinne des Antidiskriminierungsgesetzes handeln. Einen solchen Vorfall sollten sie unbedingt DO, der Ombudsstelle für Gleichstellung melden", heißt es in einem Trailer.
Ombudstelle prüft Untersuchung
Die Ombudsstelle für Gleichstellung teilte dem Deutschlandfunk mit, dass man nun prüfe, ob eine Untersuchung gegen den Schwedischen Fußballverband eingeleitet werde. Erst dann werde genauer betrachtet, ob der Verband im Einklang mit den Diskriminierungsgesetzen handle. Diese Entscheidung werde voraussichtlich im Laufe des Sommers fallen. Allgemein könne die Ombudsstelle in Fällen von prinzipiellem Gewicht Klage einreichen.
Ein Sprecher des schwedischen Fußballverbands beteuerte gegenüber der schwedischen Nachrichtenagentur TT, man habe gerechte und gleichwertige Abkommen mit den Frauen- und Männer-Nationalteams. Die seien nach Auffassung des Verbands nicht diskriminierend. Genaue Summen gab der Verband nicht preis, reagierte auch bis Redaktionsschluss nicht auf Deutschlandfunk-Anfragen.
Anders Pia Sundhage. Die Schwedin, die sowohl die schwedische als auch die US-amerikanische Frauenfußball-Nationalmannschaft trainierte, ist eine der Vorkämpferinnen für Gleichberechtigung im Fußball.
"Man sollte auch darüber nachdenken, für wie wichtig man Frauenfußball in der Gesellschaft hält, nicht nur für den einzelnen Klub, oder wie viele Kronen oder Öre sich damit verdienen lassen. Wenn es um die Nationalmannschaft geht, ist es noch mal anders. Da verstehe ich nicht, wieso es überhaupt einen Unterschied gibt."
Sundhage lobt Spielerinnen wie die US-Kapitänin Megan Rapinoe oder die schwedische Nationalspielerin Nilla Fischer, die sich seit Langem für Gleichberechtigung, für Toleranz und gegen Diskriminierung einsetzen. Allerdings sagt Sundhage auch:
"Wenn der Frauenfußball die ganze Zeit die Chance ergreift, wichtige Sachen in der Gesellschaft anzusprechen statt über das Abwehrspiel zu sprechen, kann das ein schiefes Bild erzeugen. Es wäre schön, wenn auch die männlichen Spieler über Gleichberechtigung sprechen würden. Das hätte einen doppelten Effekt."
Die Lage sei heute besser als früher und könnte noch besser werden, findet Schwedens frühere Nationaltrainerin Sundhage. Und sie ist sicher: Wenn vollständige Gleichberechtigung erreicht ist, sind alle Gewinner - Frauen und Männer.