Katrin Zöfel: Am Donnerstag war im Golf von Mexiko eine Ölförderplattform explodiert und gesunken. Seitdem strömt Erdöl aus einem Bohrloch in der Tiefe. Der Ölteppich an der Meeresoberfläche wächst, und bisher ist noch keine Besserung in Sicht. Meine Kollegin Dagmar Röhrlich verfolgt für uns das Geschehen. Warum ist es denn so schwer, den Ölfluss zu stoppen?
Dagmar Röhrlich: Bislang hat man noch nicht so sehr viel Erfahrung mit diesen Tiefseeölförderungen. Das ist eine relativ neue Technologie. Und diese Lagerstätte ist jetzt auch noch insofern besonders, als dass sie unter einem hohen Druck steht. Das ist in der Tiefsee bei dieser Art Lagerstätten halt auch nicht so häufig. Das ist das derzeit tiefste Ölleck, das jemals dagewesen ist, heißt es, und man hat einfach keine erprobten Technologien, sodass im Grunde genommen, so seltsam es sich anhört, hoffen, dass das Bohrloch ein paar 1000 Meter unterm Meeresboden, wo es ja dann noch 18 Zentimeter Durchmesser hat, dass es da einfach kollabiert, in sich zusammenfällt durch den Druck der Gesteine drum herum. Denn dann wäre alles vorbei und sie hätten Glück gehabt, aber ob das passiert, weiß man halt nicht.
Zöfel: Was wird denn genau unternommen an technischen Möglichkeiten, außer einfach nur zu hoffen?
Röhrlich: Neben der Hoffnung sagt man sich, dass die ferngesteuerten Unterwassertauchboote weiter versuchen, dieses gigantische Ventil zu schließen, das die Bohrung wieder schließen könnte, diesen Blowout-Preventer, der leider nicht funktioniert hat. Des weiteren ist es so, dass im Moment an Land eine Art gigantische Glocke zusammengebaut wird. Das sind Pylone, über die dann Stahl geschweißt wird. Die sollen dann wie ein Trichter über die Lecks gestülpt werden, in der Tiefsee, und dann soll es Bohrleitungen geben, die das Öl nach oben ableitet. Dort wird es dann in einem Zwischenspeicher gelagert und dann mit dem Schiff abtransportiert. Es wird so etwa zwei bis drei Wochen dauern und in dieser Zeit hofft man, mit der Entlastungsbohrung beginnen zu können. Also es läuft ganz viel parallel. Diese Entlastungsbohrung soll dann bis in rund 5000 Meter Tiefe vordringen und dann muss sie halt dieses 18-Zentimeter-Bohrloch treffen und dann wird da halt Zement eingespült, besondere schwere Schlämme, die das Ganze verstopfen sollen. Das wird Monate dauern. Es ist keine schnelle Lösung in Sicht, es sei denn, das Ding kollabiert.
Zöfel: In diesen Stunden will der US-Küstenschutz nun entscheiden, ob das Öl angezündet werden soll. Was würde das bringen?
Röhrlich: Man will auf jeden Fall verhindern, dass dieser Ölteppich an Land kommt, wenn es irgendwie geht. Jetzt schätzt man gerade ab, wo sind die Umweltfolgen schlimmer. Das soll funktionieren, man hat Experimente gemacht, beispielsweise vor Neufundland. Da hat man zwischen 50 und 99 Prozent des Öls abfackeln können. Das funktioniert dann folgendermaßen: Schlepper werden, wenn man so will, riesige schwimmende feuerfeste Balken hinter sich herziehen, in einer U-Form, werden ein Stück vom Ölteppich abtrennen, ihn dann zur Seite transportieren, weit genug weg, und dann wird er angezündet, fackelt ab. Dann fährt er wieder zurück, schneidet das nächste Stück weg und so weiter. Das Problem ist, dass das ziemlich lange dauert, und die Frage ist, es funktioniert nur, wenn nicht so viel Öl nachkommt, und es funktioniert auch nur ... sobald das Öl aufsteigt, dann vermischt es sich ja mit dem Wasser, es entsteht eine Art Emulsion, und wenn diese Emulsion mehr als 25 Prozent Wasser enthält, dann brennt da nichts mehr. Also es ist so ein bisschen eine letzte Möglichkeit. Man kann nur hoffen, dass es funktioniert.
Zöfel: Dieser Unfall wird immer wieder mit der Havarie der "Exxon Valdez" 1989 in Alaska verglichen. Werden die Umweltfolgen jetzt aktuell denn genauso schlimm werden wie damals?
Röhrlich: Die "Exxon Valdez" ist ja in einem ökologisch noch viel, viel empfindlicheren Gebiet gesunken, nämlich in Alaska in der Arktis, wo die Temperaturen sehr niedrig sind und Öl nicht abgebaut wird. Man nimmt jetzt als Vergleich den Persischen Golf. Dort ist es genauso warm, 30 Grad, die Bakterien funktionieren dort ganz gut, bauen das Öl schnell ab. Und man hat festgestellt, im Persischen Golf nach dem Golfkrieg, wo ja 1991 große Mengen Öl ins Wasser gelangt sind, dass dort die Meeresökosysteme, nachdem sie erstmal tot waren, sich innerhalb von wenigen Jahren, drei, vier Jahren, regeneriert haben. Aber alles, was an Land gekommen ist, ist heute noch da, kann immer noch Schaden anrichten, und deshalb auch die Bemühungen, zu verhindern, dass irgendwas an Land kommt in diese empfindlichen Ökosysteme hinein. Denn das braucht dann 100 Jahre, ehe es abgebaut wird, oder länger.
Dagmar Röhrlich: Bislang hat man noch nicht so sehr viel Erfahrung mit diesen Tiefseeölförderungen. Das ist eine relativ neue Technologie. Und diese Lagerstätte ist jetzt auch noch insofern besonders, als dass sie unter einem hohen Druck steht. Das ist in der Tiefsee bei dieser Art Lagerstätten halt auch nicht so häufig. Das ist das derzeit tiefste Ölleck, das jemals dagewesen ist, heißt es, und man hat einfach keine erprobten Technologien, sodass im Grunde genommen, so seltsam es sich anhört, hoffen, dass das Bohrloch ein paar 1000 Meter unterm Meeresboden, wo es ja dann noch 18 Zentimeter Durchmesser hat, dass es da einfach kollabiert, in sich zusammenfällt durch den Druck der Gesteine drum herum. Denn dann wäre alles vorbei und sie hätten Glück gehabt, aber ob das passiert, weiß man halt nicht.
Zöfel: Was wird denn genau unternommen an technischen Möglichkeiten, außer einfach nur zu hoffen?
Röhrlich: Neben der Hoffnung sagt man sich, dass die ferngesteuerten Unterwassertauchboote weiter versuchen, dieses gigantische Ventil zu schließen, das die Bohrung wieder schließen könnte, diesen Blowout-Preventer, der leider nicht funktioniert hat. Des weiteren ist es so, dass im Moment an Land eine Art gigantische Glocke zusammengebaut wird. Das sind Pylone, über die dann Stahl geschweißt wird. Die sollen dann wie ein Trichter über die Lecks gestülpt werden, in der Tiefsee, und dann soll es Bohrleitungen geben, die das Öl nach oben ableitet. Dort wird es dann in einem Zwischenspeicher gelagert und dann mit dem Schiff abtransportiert. Es wird so etwa zwei bis drei Wochen dauern und in dieser Zeit hofft man, mit der Entlastungsbohrung beginnen zu können. Also es läuft ganz viel parallel. Diese Entlastungsbohrung soll dann bis in rund 5000 Meter Tiefe vordringen und dann muss sie halt dieses 18-Zentimeter-Bohrloch treffen und dann wird da halt Zement eingespült, besondere schwere Schlämme, die das Ganze verstopfen sollen. Das wird Monate dauern. Es ist keine schnelle Lösung in Sicht, es sei denn, das Ding kollabiert.
Zöfel: In diesen Stunden will der US-Küstenschutz nun entscheiden, ob das Öl angezündet werden soll. Was würde das bringen?
Röhrlich: Man will auf jeden Fall verhindern, dass dieser Ölteppich an Land kommt, wenn es irgendwie geht. Jetzt schätzt man gerade ab, wo sind die Umweltfolgen schlimmer. Das soll funktionieren, man hat Experimente gemacht, beispielsweise vor Neufundland. Da hat man zwischen 50 und 99 Prozent des Öls abfackeln können. Das funktioniert dann folgendermaßen: Schlepper werden, wenn man so will, riesige schwimmende feuerfeste Balken hinter sich herziehen, in einer U-Form, werden ein Stück vom Ölteppich abtrennen, ihn dann zur Seite transportieren, weit genug weg, und dann wird er angezündet, fackelt ab. Dann fährt er wieder zurück, schneidet das nächste Stück weg und so weiter. Das Problem ist, dass das ziemlich lange dauert, und die Frage ist, es funktioniert nur, wenn nicht so viel Öl nachkommt, und es funktioniert auch nur ... sobald das Öl aufsteigt, dann vermischt es sich ja mit dem Wasser, es entsteht eine Art Emulsion, und wenn diese Emulsion mehr als 25 Prozent Wasser enthält, dann brennt da nichts mehr. Also es ist so ein bisschen eine letzte Möglichkeit. Man kann nur hoffen, dass es funktioniert.
Zöfel: Dieser Unfall wird immer wieder mit der Havarie der "Exxon Valdez" 1989 in Alaska verglichen. Werden die Umweltfolgen jetzt aktuell denn genauso schlimm werden wie damals?
Röhrlich: Die "Exxon Valdez" ist ja in einem ökologisch noch viel, viel empfindlicheren Gebiet gesunken, nämlich in Alaska in der Arktis, wo die Temperaturen sehr niedrig sind und Öl nicht abgebaut wird. Man nimmt jetzt als Vergleich den Persischen Golf. Dort ist es genauso warm, 30 Grad, die Bakterien funktionieren dort ganz gut, bauen das Öl schnell ab. Und man hat festgestellt, im Persischen Golf nach dem Golfkrieg, wo ja 1991 große Mengen Öl ins Wasser gelangt sind, dass dort die Meeresökosysteme, nachdem sie erstmal tot waren, sich innerhalb von wenigen Jahren, drei, vier Jahren, regeneriert haben. Aber alles, was an Land gekommen ist, ist heute noch da, kann immer noch Schaden anrichten, und deshalb auch die Bemühungen, zu verhindern, dass irgendwas an Land kommt in diese empfindlichen Ökosysteme hinein. Denn das braucht dann 100 Jahre, ehe es abgebaut wird, oder länger.