15 Hektar Streuobstwiesen betreut der Verein Grüne Liga im Dresdner Stadtgebiet. An diesem Vormittag stehen fünf ehrenamtliche Helfer an einem Steilhang mit knorrigen Obstbäumen. Drei halten eine Plane unter einen vollbehangenen Apfelbaum, zwei schütteln, dann wird aufgelesen. Katrin Brusch zeigt mir, worauf dabei zu achten ist:
"Dass sie gesund sind, dass sie also nicht eine Faulstelle dran haben. So sieht er gut aus."
Druckstellen sind unproblematisch, wenn die Äpfel innerhalb von zwei Tagen verarbeitet werden, erklärt die Gartenbauingenieurin. Die faulen Äpfel bleiben als Dünger auf der Wiese.
Druckstellen sind unproblematisch, wenn die Äpfel innerhalb von zwei Tagen verarbeitet werden, erklärt die Gartenbauingenieurin. Die faulen Äpfel bleiben als Dünger auf der Wiese.
"Das ist jetzt der rote Eisapfel. So sieht er aus, sehr hart, sehr schwer, wenn Sie mal anfassen. Es gibt andere Äpfel, die sind größer, aber eben luftiger innendrin, die sind nicht so schwer."
Was für einen Geschmack hat der ungefähr?
"Ja, es ist schon süßlich, aber eben sehr hart, wenn man reinbeißt, da braucht man gute Zähne, aber sehr saftig und im Saft super!"
Bei der Verwertung unterscheidet man zwischen Tafelobst und Mostobst. Mostäpfel enthalten oft viel Säure, was Saft, Mus oder Kuchen einen guten Geschmack verleiht. Zum herzhaften Reinbeißen eignen sich eher Tafeläpfel.
"Zum Beispiel die Goldparmäne, so eine ganz typische alte Sorte, und die ist ganz lecker. Und wenn man reinbeißt, ist es zart, es ist angenehm, weich und mürbe, also den kann man gut jetzt essen und den kann man auch lagern.
Ich glaube, das ist hier der Trierer Weinapfel und das ist Maibiers Parmäne, das weiß ich zufällig. – Maibiers..., was das Helle da? – Der große gelbe."
Ungeahnte Vielfalt
In Deutschland gibt es schätzungsweise zwischen 2.000 und 3.000 Apfelsorten. Die meisten davon sind aber kaum bekannt. Und wer sie kaufen möchte, findet sie selten im Supermarkt. Eher schon mal auf Wochenmärkten. Gewachsen und gereift sind diese Sorten dann in privaten Gärten und auf Streuobstwiesen.
"Streuobst heißt, dass es Hochstämme sind, wo der Stamm mindestens 1,60 Meter oder 1,80 Meter hoch ist, dass es normalerweise eine Doppelnutzung gibt, dass unten also Wiese ist und obendrüber das Obst geerntet wird. Und auch die Vielfalt, dass es nicht eine Wiese ist mit 100 Mal der gleichen Sorte",
sagt Andreas Wegener, der das Projekt Streuobstwiesen bei der Grünen Liga koordiniert. Spätestens mit dem flächenhaften Obstanbau auf Plantagen lohnte sich der Pflegeaufwand für viele Wiesenbesitzer nicht mehr. Denn die Bäume müssen verschnitten, das Gras kurz gehalten und vor allem neue Bäume nachgepflanzt werden.
Wertschätzung alter Obstsorten
Doch die Wertschätzung für alte Sorten wächst. Viele Obstbauern reagieren auf die Nachfrage, etwa von Destillen, und beleben ihre alten Streuobstwiesen wieder neu und pflanzen Sorten mit so wohlklingenden Namen wie "Schöner aus Herrnhut", "Böhmischer Rosenapfel" oder "Lausitzer Nelkenapfel", die vor allem für das Dresdner Umland typisch sind.
"Gleich nach unten tragen, oder?"
Die Arbeit am Hang ist beschwerlich. Durch den Morgentau ist die Wiese feucht und der lehmige Pfad rutschig. Auf jeden Schritt bedacht werden die 30 Kilo schweren Kisten den Hang hinab zum Auto getragen.
"Wir werden dieses Jahr wahrscheinlich auf 40 Tonnen kommen, und hatten letztes Jahr vielleicht fünf Tonnen. Und das sind aber die beiden Extreme."
Die geernteten Äpfel fährt Andreas Wegener in eine Großkelterei. Fürs Schnapsbrennen kommen nur die besten Exemplare in Frage. Sie müssen voll ausgereift sein und dürfen keine Faulstellen haben.