"Alle Frauen müssten gemeinsam Blumen auf Aphra Behns Grab streuen", befand schon Virginia Woolf. Sie bewunderte die englische Autorin Aphra Behn (1640-1689) dafür, dass sie die erste Berufsschriftstellerin der Neuzeit war. Aphra Behn, die kurz nach Shakespeare lebte, war zu ihrer Zeit eine berühmte Dramatikerin und Lyrikerin, die finanziell unabhängig war, da sie mit ihren burlesken und auch erotischen Texten ein weites Publikum erreichte.
Libertinismus und Grausamkeit
Behns Selbstbestimmtheit war mit ein Grund dafür, dass die Autorin in späteren Jahrhunderten in Vergessenheit geriet: "Ihr wurden Libertinismus und Grausamkeit vorgeworfen", erklärt der Schweizer Literaturwissenschaftler Stefan Howald im Deutschlandfunk. Mit Aphra Behns Roman "Oroonoko oder die Geschichte des königlichen Sklave", den Behn im Jahr vor ihrem Tod veröffentlichte, liegt ein frühes literarisches Manifest gegen den Sklavenhandel aus Afrika vor, noch bevor dieser im 18. Jahrhundert richtig begann: "In der realistischen Darstellung des Sklavenhandels war Aphra Behn ihrer Zeit voraus, auch in der deutlichen Kritik an der Sklavenhaltung", so Stefan Howald.
Eine umtriebige Autorin
Aphra Behns Roman "Oroonoko or the History of the Royal Slave" wurde später im 19. Jahrhundert zum zentralen Manifest des Abolitionismus. Ferner kann man in dem schmalen Roman deutliche Spuren der Vita einer faszinierenden Autorin erkennen, die als Kind eine Zeit lang auf Plantagen in Surinam gelebt hat und die später als königliche Spionin in den Spanischen Niederlanden unterwegs war. Heute ist Aphra Behn auch eine Ikone der feministischen Literaturwissenschaft.