Die Jogginghose für 8€, das Pyjama Set für 7€ und das bauchfreies Top für 5€ – "unschlagbare Preise", damit wirbt diese irische Kaufhauskette für ihre Billigware. Hergestellt in Bangladesh, Indien, der Türkei, unter Bedingungen, über die es auf der Homepage heißt: "Wir erwarten gerechte Löhne und sichere Arbeitsbedingungen in den Fabriken". Wenn eine neue Filiale dieser Kette die große Attraktion in Städten wie Bonn oder Wuppertal war dieses Jahr, und wenn der Laden dann auch noch gut läuft, kann es nur eine Sisyphosaufgabe sein, bei der überwiegend jungen Kundschaft für nachhaltigen Modekonsum zu werben. Jacob Hörisch, Juniorprofessor für Nachhaltigkeitsökonomie & -management in Lüneburg versucht das trotzdem mit einer App, die er entwickelt - die "Green Fashion Challenge-App".
Bewusstsein in Handlung transferieren
"75% der deutschen Bevölkerung sagen, dass ihnen Nachhaltigkeit im Modekonsum sehr wichtig ist", sagte Jacob Hörisch im Dlf. Da versuche die App anzusetzen. Er wolle damit nicht das Bewusstsein der Menschen für Nachhaltigkeit weiter stärken, sondern die Einstellung, die sie sowieso hätten, in die Handlung transferieren.
Im Schnitt kauft jeder Deutsche sechzig Teile im Jahr, ohne Socken und Unterwäsche. "Wir sagen den Leuten nicht, nun kauf' doch mal fair trade, sondern wir steigen damit ein, dass jeder Nutzer seine eigenen Konsumziele setzen kann", so Hörisch. Zum Beispiel gebe man maximal zwanzig Teile pro Jahr an, wovon 50% mit Bio-Baumwolle hergestellt sein sollen. Nach jedem Kauf könne man dann mit seinen Vorsätzen abgleichen.
Auch die Konsumenten sind gefordert
Nicht nur die Hersteller, auch die Konsumenten seien gefordert. Das bisher relativ kleine Sortiment an nachhaltiger Kleidung müsse auch angenommen werden. Mit Nachhaltigkeit zu werben reiche aber auch nicht. Nachhaltigkeit müsse im Kerngeschäft der Unternehmen verankert sein. Es klinge zwar gut, wenn Modeketten Geld spendeten, aber damit lenke man nur von den Problemen in der Herstellung von Mode ab.
Wir haben noch länger mit Jacob Hörisch gesprochen -
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Es gebe eine Reihe von Labels und Siegeln auf dem Markt, die absolut verlässlich sind. Wenn ein T-Shirt aus Bangladesh nicht zertifiziert ist, nehme man bewusst in Kauf, dass da Kinderarbeit drin stecken kann, so Jacob Hörisch.
Man wolle mit der App auch in Schulen gehen, man arbeite mit einer Influencerin zusammen, um auch die Käuferinnen und Käufer zu erreichen, die noch nicht so aufgeklärt sind. Die App solle auch Spaß machen, indem man die Challenge annimmt und mit Freundinnen und Freunden vergleichen kann, wer gewonnen hat.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.