IPhone-Nutzer in China müssen künftig auf die "New York Times" verzichten. Apple hat die App der amerikanischen Zeitung aus ihrem chinesischen iTunes-Store entfernt. Wirklich viele Leser hat die "New York Times" in China nicht, aber der Schritt ist symbolisch von großer Bedeutung. Schließlich zeigt er: Einer der größten und wichtigsten Konzerne weltweit knickt vor der chinesischen Medienzensur ein.
Ein Apple-Sprecher teilte mit, die Behörden in Peking hätten das Unternehmen darüber informiert, dass die App gegen chinesische Vorschriften verstoße. Die "New York Times" protestierte. Man habe Apple gebeten, den Schritt zu überdenken. Human Rights Watch nannte den Schritt Apples in einer ersten Reaktion "schäbig".
Apple investiert massiv in China
Kritiker werfen Apple immer wieder einen Kuschelkurs mit den chinesischen Behörden vor. Der Umsatz des kalifornischen Konzerns ist in China zwar deutlich zurückgegangen, trotzdem betrug er zuletzt immer noch rund acht Milliarden Euro pro Quartal. Und Apple investiert massiv in China. Im Oktober wurde ein Entwicklungszentrum in Peking eröffnet, ein zweites soll dieses Jahr in Shenzhen aufmachen. Es ist also offensichtlich, dass das Unternehmen das Wohlwollen des chinesischen Staates braucht.
Unabhängigen Journalismus gibt es in China schon seit vielen Jahren nicht mehr. Zunehmend werden aber auch ausländische Medien zensiert, vor allem die großen. Die normale Internetseite der "New York Times" zum Beispiel wird schon seit 2012 geblockt von den Behörden, ebenso die der Deutschen Welle, des "Wall Street Journals" und von Reuters. Außerdem sind fast alle westlichen Social-Media-Netzwerke geblockt. Twitter, Facebook, Snapchat und andere sind in China nur mit sogenannten VPNs benutzbar, also Zusatzprogrammen, die eine Art Tunnel ins freie Internet aufbauen. Immer wieder blockiert die chinesische Zensur aber auch die Server der großen VPN-Anbieter. Darunter leiden nicht nur normale Internetnutzer in China, sondern auch ausländische Unternehmen. Denn für sie wird eine ungestörte, ungefilterte und zuverlässige Kommunikation mit den Heimatländern so immer schwieriger.
Die Blockade des freien Internets schränkt also nicht nur die Meinungs- und Pressefreiheit in China ein, sondern auch die Wirtschaft. Die Europäische Handelskammer in China zum Beispiel bezeichnet die Internetzensur als eine der größten Handelshemmnisse für ausländische Unternehmen.