Manches gibt es nur in Amerika.
"Drei Würfe, drei Strikes, drei Aus. Nur in Amerika kann es so ein perfektes Spiel geben: Baseball."
Nur in Amerika …
"… da lächelt man, obwohl man es nicht so meint."
Und nur in Amerika machen sie so eine Serie - und es funktioniert.
"Little America" auf Apple TV+ erzählt die Geschichte von Einwanderern: kurz und knackig in 30-minütigen Episoden, und ja manchmal auch etwas plakativ. Aber immer mit viel Gefühl, Herz und innovativen Einfällen. So geht "Feel good"-Movie!
"Das gibt es nur in Amerika!"
Echte Biografien
Da ist zum Beispiel der nigerianische Student Iwegbuna, der 11.000 Kilometer entfernt von seiner Heimat im Mittleren Westen in Oklahoma lebt und plötzlich anfängt, sich wie ein Cowboy zu kleiden.
"Kennen Sie ihre Hutgröße?"
"Leider nicht."
"Leider nicht."
Oder die rebellische Schülerin Marizol aus einer mexikanischen Einwandererfamilie, die in der Sportart Squash und ihrem Trainer zwei Lehrmeister fürs Leben findet:
"Hart zu schlagen macht dich nicht zum Gewinner."
"Ich weiß nicht, wie man spielt."
"Triff eine Entscheidung!"
"Ich weiß nicht, wie man spielt."
"Triff eine Entscheidung!"
Die Episoden basieren auf echten Biografien, in der Serie dramatisiert und von Schauspielern dargestellt, zuvor wurden die Geschichten bereits als Fotoessays im "Epic Magazine" veröffentlicht. Die Erzählungen machen Mut und haben eine optimistische Botschaft: Am Ende halten die Protagonisten ihr Diplom oder einen neuen Pass in der Hand, sie alle finden ihren Weg in die amerikanische Gesellschaft.
"Little America" zeigt die USA als das Land, das sie lange waren und sein wollten, gemäß des Gründungsmythos: das Einwanderungsland, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten - der amerikanische Traum grüßt aus vielen Einstellungen.
"Ich will sie nicht beeinflussen, aber ich könnte Sie mir gut an meiner Uni in Cambridge vorstellen."
Doch ganz so einfach macht es sich die Serie nicht, denn sie spart auch die Kehrseiten und eine gewisse Doppelmoral der alteingessenen US-Gesellschaft nicht aus, ist in manchen Szenen witzig und legt in anderen den Finger in die Wunde.
"Woher kennen Sie sich?"
"Meine Mum putzt ihr Haus."
"Meine Mum putzt ihr Haus."
Am Wichtigsten: "Little America" nimmt seine Figuren ernst und zeigt diese als komplexe, widersprüchliche Charaktere, als Individuen, die mit eigenen Ängsten und ihrer fremden Umgebung kämpfen - und ganz unterschiedliche kulturelle Wurzeln haben. Unsynchronisierte Dialoge, die Wahl authentischer, eher unbekannter Schauspieler und der Soundtrack unterstreichen das.
Appell für demokratische Grundwerte
Man merkt die humorvolle und gleichzeitig einfühlsame Handschrift der "Master of None"- und "The Big Sick"-Macher Kumail Nanjiani und Alan Yang, die selbst einen Migrationshintergund haben. Mittlerweile aber in Hollywoods Elite bestens integriert sind - das merkt man auch der Serie an.
So triumphieren die Einwanderer in "Little America" allesamt - das macht die Serie so amerikanisch und aus europäischer Sicht vielleicht zu naiv, gerade wenn man die zum Teil einwandererfeindiche Stimmung in den USA, an Präsident Donald Trump und seine mitunter rassistischen Aussagen, die Mauer zu Mexiko oder rechtsradikalen Attentate in El Paso und Dayton denkt. Was so eine Serie erreichen will? Ob sie die Einwanderungsgegner erreicht? Wohl eher nicht.
Man kann es aber auch so sehen: Der Optimismus von "Little America" ist eine Gegenrede, ein Appell im Unterhaltungsformat für demokratische Grundwerte wie Toleranz, Freiheit, Diversität und die Würde des Menschen. Und als solcher zeigt die Serie, was die USA tatsächlich "great" macht, "great" machen sollte. In Zukunft hoffentlich auch wieder mehr abseits der Streaming-Bildschirme.