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Apple und sein China-Problem

Publizisten in den USA rufen zu einem Boykott von Apple-Geräten auf. Im Zentrum der Kritik stehen die Bedingungen, unter denen die Arbeiter beim Zulieferer Foxconn in China schuften müssen. Auslöser der Debatte ist eine Artikelserie in der "New York Times".

Von Achim Killer |
    "Ist es ethisch in Ordnung, ein iPhone zu besitzen?", fragt der Kolumnist von Tech News Daily, möchte aber die Frage dann doch nicht so eindeutig beantworten. Über 150.000 Besitzer von Apple-Geräten wollen, dass es zumindest bald wieder in Ordnung geht, und haben sich deswegen mit einer Petition an den Konzern gewandt, doch für menschenwürdige Zustände bei seinem Auftragsfertiger Foxconn zu sorgen. Andere rufen zu einem Apple-Boykott auf.

    Foxconn war lange ein im Westen ziemlich unbekannter Konzern. Aufmerksamkeit erregte er erst 2010, als 13 seiner Arbeiter aus Verzweiflung über ihre Situation Suizid begingen. Seitdem ist die Kritik an Apples wichtigstem Lieferanten nicht verstummt. Die Löhne sind niedrig, die Arbeitzeit lang. Und hinzu kommen Arbeitsumstände, wie sie im Westen unvorstellbar sind:

    "Einige Arbeiter haben mir erzählt, dass Fehler in den Produkten entdeckt wurden. Dann mussten alle Arbeiter aus der betroffenen Gruppe zwei Stunden lang Zitate des Konzernchefs Terry Gou abschreiben. Natürlich wurden ihnen diese Zeit nicht bezahlt",

    so Debby Chan von der Menschenrechtsorganisation Students and Scholars Against Corporate Misbehavior aus Hongkong.

    "Foxconn ist für seine rauen Management-Methoden berüchtigt. Arbeiter, insbesondere neue Arbeiter, müssen eine quasi militärische Ausbildung durchlaufen. Da lernen sie dann, Befehle zu befolgen wie: 'Rechts um!'. Die Arbeiter schätzen den Zweck dieses Drills so ein: Es geht darum, ihnen eine Mentalität des absoluten Gehorsams anzutrainieren."

    Eine Artikelserie der New York Times über diese Zustände hat in den USA jetzt eine breite Debatte ausgelöst. Zu Wort melden sich Apple-User, die sich nicht mehr so recht an ihren Gadgets freuen können. Zeitungsleser, die die Hungerlöhne bei Foxconn in Relation zu den jüngst veröffentlichten Apple-Zahlen setzen, als der Konzern den höchsten Quartalsgewinn eines Technologie-Unternehmens in der Wirtschaftsgeschichte überhaupt meldete. Und meist selbsternannte Kommunikationsexperten, die dem Konzern eine andere PR-Strategie empfehlen. Auch Statistiker mischen wieder mit - mit jenen zynisch-makaberen Argumenten, die noch Steve Jobs vorgegeben hat, als der sich Anfangs des Jahres 2010 zu den ersten bekannt gewordenen Todesfällen bei Foxconn äußerte:

    "Wenn man die versuchten Suizide zählt, dann hatten die bislang 13 in diesem Jahr. Aber die haben 400.000 Leute dort. 13 von 400.000 gibt aufs Jahr gerechnet 26 - oder 7 pro 100.000. Das ist immer noch unter der US-Suizidrate von 11 pro 100.000. Aber es ist wirklich problematisch."

    Dass sich die Diskussion über die Arbeitsbedingungen in den sogenannten Schwellenländern an Apple entzündet, liegt aber wohl wirklich am eklatanten Gegensatz vom schicken Design der Geräte und den erbärmlichen Umständen, unter denen sie produziert werden. Foxconn ist, nach Arbeitsplätzen gerechnet, der größte Technologiekonzern der Welt. 1,2 Millionen Arbeiter schuften für ihn und fertigen auch für Dell, IBM und HP. Spielekonsolen von Sony, Microsoft und Nintendo werden von Foxconn produziert. Diese Woche ist bekannt geworden, dass der Konzern nach Brasilien expandieren will. Und aus China werden lange Schlangen von Arbeitslosen vor den Rekrutierungsbüros von Foxconn gemeldet. Dementsprechend nehmen sich denn auch die Ziele von Debby Chan relativ bescheiden aus:

    "Wir hoffen, dass wir das Interesse der Konsumenten in der Weltgemeinschaft für die Arbeiter in den Entwicklungsländern wie China wecken können."