Bei Apple ist nur der Superlativ erlaubt. Roger Rosner, zuständig für die hauseigenen Apps, machte da vor zwei Wochen bei der Vorstellung der neuen News-App keine Ausnahme. Das Ziel sei einfach gewesen, sagte er, man wollte die beste Nachrichten-App für ein Mobilgerät herstellen.
Bei vielen Nutzen der neuen Abo-App von Apple ist nach fast zwei Wochen die Euphorie allerdings gewichen. Das Design sei auf den ersten Blick schön, konnte man in Kommentaren auf Twitter und Facebook lesen. Wenn man dann aber einzelne Artikel aufruft, wird die App schnell unübersichtlich. Zum Teil muss man ständig in einen Text hineinzoomen.
Kein großer Wurf von Apple
Die Fachwelt ist sich einig: Apple ist da kein großer Wurf gelungen. Farhad Manjoo, Technologie-Kolumnist bei der New York Times mit Sitz im Silicon Valley ist nicht überrascht.
"Ich benutze die App seit einer Woche, sie ist okay. Ich halte sie weder für revolutionär noch schrecklich. Sie wird den Journalismus weder retten noch ruinieren. Das ist die übliche Mediendiskussion. Ich kann nicht sagen, dass sie ein großer Erfolg werden wird. Aber sie ist sicherlich ein interessantes Modell für Journalismus."
Ausgerechnet die beiden wichtigsten Zeitungen der USA sind beim Flatrate-Angebot von Apple nicht mit dabei. Die "Washington Post" aus naheliegenden Gründen, sagt der Wirtschaftschef des "San Francisco Chronicle", Owen Thomas: "Wir dürfen nicht vergessen, dass Jeff Bezos die ‚Washington Post‘ gehört und er besitzt Amazon. Apple und Amazon haben ein angespanntes Verhältnis. Das hat viel mit der Frage zu tun: wem gehört der Kunde, wer kontrolliert diese Beziehung."
Große Zeitungen fehlen
Die Gründe bei der "New York Times" dürften ähnlich liegen. Die Zeitung hat sich nach Jahren des Niedergangs wieder gefangen. Vor allem digital läuft es immer besser. Die Times kommt laut jüngsten Zahlen vom Februar auf 3,3 Millionen zahlenden Digital-Abonnenten. Wäre sie bei Apple Plus erhielte sie nur ein Bruchteil dessen, was sie im direkten Geschäft mit dem Leser verdient.
Apple teilt seine Einnahmen 50/50. Außerdem hätte die "Times" keinen Zugriff auf die Abonnenten-Daten. Sie würde dann nicht erfahren, woher ihre Abonnenten kommen, was sie genau lesen und wie alt sie sind. Kein Wunder also, dass nur zwei Zeitungen, die "LA Times" und das "Wall Street Journal" mit dabei sind.
Owen Thomas vom "San Francisco Chronicle" meint: "Daran ist interessant, dass die ‚LA Times‘ und das ‚Wall Street Journal‘ eher zweite Garde sind. Sie hinken der ‚Times‘ und der ‚Post‘ hinterher. Und deshalb haben sie natürlich auch nicht so viel zu verlieren wie eine ‚New York Times‘, deren Digital-Abonnenten ein wichtiges Standbein für den Verlag sind."
Perspektive für Magazin-Verlage
Thomas glaubt, die neue Apple-App ist vor allem für Verlage interessant, die ihre Magazine in der App veröffentlichen, weniger für Tageszeitungen. Auch wenn die App noch viele Macken hat und noch keine richtige Lesefreude aufkommen mag. Die Magazin-Verlage würden langfristig profitieren.
"Für sie ist Apple News Plus ein Schaufenster, über das sie Zuschauer erreichen können. Egal ob im Supermarkt oder eben in einer App. Sie müssen an neue Leser herankommen."
Außerdem glaubt der Wirtschaftschef des "Chronicle", dass die Nutzer einzelner Bezahlangebote langsam überdrüssig seien. Zu viele Zeitungen, Sender oder Magazine haben mittlerweile eine Pay Wall errichtet. Viele Nutzer hätten längst die Übersicht verloren, wo sie überall ein Abo abgeschlossen haben. Ein Flatrate-Angebot, wie es Apple jetzt vorgestellt habe, könne da die richtige Antwort sein.